Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 7.1890

DOI Artikel:
Die Kirchen, Kapellen, Klöster und Klosterhöfe Ulms, [5]: eine historische Skizze
DOI Artikel:
Renz, Gustav Adolf: Archivalien des ehem. Cistercienser-Nonnenklosters Baindt bei Weingarten, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20201#0018

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
14

II.
Die Klöster und Klosterhöfe Ulms.
Das älteste Männerkloster Ulms war das Wengenkloster.
Witegow Herr o. Albeck und seine Frau Berta stifteten 1183
ans dem Michelsberg, wo jetzt die Wilhelmsbnrg steht, das
Stift zum hl. Michael als Pilger- und Armenherberge und
übergaben es dem Angustinerorden. Bald daraus wurde es
ganz in die Nähe der Stadt auf die Blauinsel verlegt bei der
Lohmühle und dem Eisenhammer, welche Werke dem Kloster
gehörten. Damit hörte es ans, Pilger- und Armenherberge
zu sein, zu dem da von der Stadt ein eigenes Spital gebaut
wurde, zudem das Stift Brüder hergab. Von da an hieß
das Stift Wengenkloster, da der Platz, auf dem es jetzt stand,
Wengen-Auen genannt wurde. Als im Jahre 1376 im neuen
Städtekrieg Ulm eine Belagerung durch Kaiser Karl IV.
drohte, wurden sämtliche Gebäude außerhalb der Stadt, so
auch das Wengenkloster niedergerissen. Den Augustinern
wurde ein der Stadt gehöriges Hans an der Blau, die Eich,
provisorisch angewiesen, in welchem sie 22 Jahre wohnten.
In dieser Zeit wurde ihnen, wie oben gesagt worden, die
St. Jakobskapelle auf dem Taubenplätzchen zum gottesdienst-
lichen Gebrauche überlassen. Im Jahre 1399 erbauten sie
ein großes Kloster mit Kirche, wozu der Rat der Stadt
1100 Mark, eine zu dieser Zeit beträchtliche Summe, bei-
steuerte. Mit der Erwerbung der gräflich Werdenbergischen
Güter Langenau und Albeck bekam die Stadt das Vogteirecht
über das Stift. Zur Zeit der Reformation nahmen mehrere
Augustiner vom Rat der Stadt eine jährliche Pension von
100 Gulden an und versahen sich mit Weibern. Nachdem
der Propst Ambrosius Kraut das Kloster verlassen hatte,
folgten seinem Beispiele alle übrigen Augustiner. Der Propst
protestierte viele Jahre mit großer Ansdauer beim Rat der
Stadt und beim Reichskammergericht gegen die Vergewaltigung
des Stifts. Nach dem Sieg des Kaisers über den schmal-
kaldischen Bund im Jahre 1547 kehrte der Propst in sein
Stift zurück und sammelte eine Anzahl der Konventualen um
sich, die sich mit dem Unterricht und der Erziehung jüngerer
Leute abgabeu. Ein Zögling, der unter anderen diese Anstalt
besuchte, war Martin Brenner von Dietenheim, Fürstbischof
von Seckau, unter dem Namen Ketzerhammer bekannt. Die
Streitigkeiten mit dem Rat dauerten fort bis zur Aufhebung
des Stifts. Im Jahre 1607 kaufte der Rat der Stadt dem
Propst die Weinkeltern hinter dem Hecht um 480 Gulden
ab. Im Jahre 1637 trat das Stift die ihm seit uralter
Zeit als Eigentum zustehenden Werke an der Blau, Eisen-
hammer, Kupferhammer und Lohmühle um jährlich 30 Gold-
gulden an die Stadt ab, weil die Wasserbauten für das
Kloster zu kostspielig waren. Vom Jahr 1693 wird berichtet,
daß der Prälat des Wengenklosters durch den Weihbischof von
Konstanz installiert und bald darauf vom Kaiser den Titel kaiser-
licher Rat und Hoskaplan erhalten habe. Im Jahre 1797 müssen
die Finanzen des Klosters schlecht bestellt gewesen sein, da die
Zahl der Konventualen von 15 auf 10 herabgesetzt wurde.
Die Aushebung des Klosters erfolgte im Jahr 1803 durch den
Reichsdeputationsschluß. Sein Schicksal war das vieler an-
derer Klöster — Kaserne zu werden. Das Kloster hatte eine
sehr wertvolle Bibliothek, kostbare Gemälde, Paramente und
Ornamente.
Auch der Orden der deutschen Ritter hatte in Ulm ein
Hans. Es wurde durch die Markgrafen von Baden, Fried-
rich und Hermann gestiftet im Jahre 1217. Die Kom-
turei Ulm gehörte zur Ballei Mergentheim, wohin der Hoch-

meister später feinen Sitz von Marienburg verlegt hatte.
Ritter gaben sich mit der Beherbergung der Pilger sowie "st
der Pflege der Verwundeten und Kranken ab. Im Jahre 1^
wurde dem deutschen Hause in Ulm vom Kaiser Karl
das Recht der Freiung verliehen, das Recht, wornach ein Vstst
brecher sich in das Haus flüchten konnte, so daß er vor allst
Verfolgung und Strafe sicher war, so lange er sich im Ha"tz
befand. Dieses Recht des deutschen Hauses wurde aber stst
der Stadt wenig respektiert, wie folgender Vorfall beweist
Am Christabend des Jahres 1590 erstach im Jähzorn stst
21jährige Schreiber Hans Konrad Merk den 12jährigst
Knaben des Gerbers Peter Meyer. Der Knabe war ""
einem Bubenfchlitten dem Merk zwischen die Füße gesahstst
Merk begab sich sogleich nach der That in die Freiung /st
deutschen Hauses. Noch in der Nacht wurde seine Ausliest
rung verlangt, aber der Komtur wies das Verlangen P
Am folgenden Tag brauchte der Rat Gewalt und erzwang
Auslieferung des Merk, der schon nach zwei Tagen enthanpst
wurde. Im Jahre 1631 wurde das deutsche Haus verkäst
tigt, gegen Ulm zu konspirieren und einen Gang zum Pulvstst
türm gegraben zu haben, um diesen in die Luft zu sprengst
und den Kaiserlichen den Eingang in die Stadt zu verschalst
Das Hans wurde durchsucht, es kam aber nichts zum ststst
schein. Das alte Haus der Deutschherrn, deren es gewest
lich nur 4 bis 6 waren, wurde 1718 abgebrocken und st
1718—1726 unter dem Komtur Neuchlin von Meldeck st
neues großes Gebäude im italienischen Stile hergesPst
Der Orden wurde 1809 aufgehoben, die Güter fielen best
Landesherrn zu. Der Konventssaal dient für das Schwulst
gericht, die übrigen Räumlichkeiten wurden zu einer Kast'U
eingerichtet. (Fortsetzung folgt-)

1)0 >>
nick

Nrchivalien des eheur. Cisterrienser-NvuneN'
Klosters Baindt der Weingarten.
Geordnet und bearbeitet von Renz in Regensburg.
In einem gewölbten Parterregeschoß des
Salm-Neisserscheidt-Dyckschen Schlosses zu Baindt, das st
Zeit als Herberge für Gäste diente, und erst zu Anfang bst! .
Jahrhunderts von der jetzigen Standesherrschaft umgestst^
und vergrößert wurde, — der bisherigen, auf der Rückseite E
Schlosses, gegen den Garten hinaus gelegenen Reiitamtskawstst
befinden sich an der rechten Seitenwand die vier Kästen,/
den noch vorhandenen Urkundenschatz aus Klosterzeiten instst.^
verschiedenen Fächern in sich bergen. Doch lag bis zumstsst,^
ling letzten Jahres noch alles, wahrscheinlich infolge frnhstst-.
wissenschaftlichen Wühlens, so chaotisch durcheinander, stst,
ich die von mir zu einer andern Arbeit benötigten UrksNst^.
absolut nicht ausfindig machen konnte und mich deshalb Osts
Hand entschloß, das Gesamtmaterial einer Sichtung und
nnng zu unterwerfen. Nachdem dieses nicht gerade mühest
Unternehmen soweit fortgeschritten ist, daß eine Bearbstin
der zahlreichen Dokumente möglich, soll ein vollständiges RU
torium des Baindter Archivs hier Platz finden.
Wie dies ja bekanntermaßen bei allen Cistereienserklölst ^
der Fall, so hielt auch die Neichsabtei Baindt außerordem .
viel auf gute Erhaltung und fortwährende Vervollständigt
ihres Archives, was nicht nur in der vorzüglichen Kst"!^.
Vierung der wichtigeren Siegel durch das von einer ödest st^
anderen der Nonnen geschehene Einnähen in LeinwandsäckckV
sondern auch durch mehrmalige, augenscheinliche Versuchest z
eigenhändige Vermerke ans der Außenseite der Urkunden stR ,
der jeweilig hiemit betrauten Konventsfrau, ihre sämtn /
 
Annotationen