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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 7.1890

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Schnell, Eugen: Das frühere Landkapitel Mengen und seine Statuen, [2]
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Litterarisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.20201#0048

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Auch die Lasten, zum größten Teile in der Haltung der
Jahrtäge bestehend, wurden nach den angegebenen Verhält-
nissen verteilt. Von den vorhandenen Effekten erhielt der
Dekan Naisel einen silbernen Becher als Geschenk, das silberne
Kapitelszeichen verblieb dem Landkapitel Mengen, den Dekanatö-
kasten erhielt Sigmaringen, den Kamerariatskasten Württem-
berg resp. das Landkapitel Mengen, das Felleisen (lederne
Tasche) Baden resp. das Landkapitel Meßkirch.
Die Pfarreien, welche an das Landkapitel Meßkirch in
Baden kamen, waren Burgweiler und Zell a. A. — zwei
Pfründen.
Zn dem Landkapitel Sigmaringen in Hohenzollern kamen
die Pfarreien Bingen, Sigmaringendorf, Kranchenwies, Habs-
thal, Hansen a. A., Bittelschies, welches früher eine eigene
Pfarrei war, später aber mit Hausen a. A. uniert wurde,
Einhart, Levertsweiler, Magenbnch, Ostrach und Tafertsweiler,
zusammen elf Pfründen, von welchen die letzten fünf zur
Herrschaft Ostrach des früheren Klosters Salem gehören.
Znm Landkapitel Sanlgau in Württemberg kamen die übrig
bleibenden acht Pfarreien, zusammen die früheren 21 Pfründen.
Ans besonderes Ersuchen wurden am 26. Februar 1832
an den Kamerer des Landkapitels Sigmaringen, Pfarrer
v. Madler in Ostrach, von dem früheren Landkapitel Mengen
15 Faszikel mit Akten über die an Sigmaringen gekommenen
Pfarreien ausgefolgt, hierunter ein Faszikel über die Pfarrei
Davidsweiler resp. Tafertsweiler.
Nicht nur die alten Statuten, sondern auch die späteren
Akten enthalten ausführliche und sehr genaue Bestimmungen
über die Pflichten und die Belohnung des Kapitel-Pedells,
welche letztere teils in jährlichen Bezügen, teils in Gebühren
für einzelne Verrichtungen bestand.
(Fortsetzung folgt.)

LiLterarisches.
Die ehemalige Benediktiner - Abtei Weingar ten.
Ausführliche Beschreibung der Kirche mit ihren Schätzen
und Sehenswürdigkeiten nebst einer Geschichte der Re-
liquie des hl. Blutes, Schilderung des Blutrittes und
einem Verzeichnis der Aebte und der aus Weingarten
bezüglichen Bildwerke. Z u m achthundertjährigen
Jubiläum (16. Mai 1890) der Ueb ergäbe der
Heiligblutreliquie an Weingarten. Von Karl
Anton Busl, Pfarrer in Bavendorf. S. 102. Mit 4 Ab-
bildungen. Ravensburg, Dorn. 1890. Preis 40 Pfennig.
Die vorliegende Festschrift zeichnet sich vor ähnlichen Gelegenheits-
schriften und auch vor den älteren Beschreibungen des Klosters Wein-
garten sehr ans und verdient darum eine eingehendere Würdigung. In
ihr ist alles Alte und Bekannte, was früher über das Kloster geschrieben
worden, sorgfältig geprüft und richtig gestellt, vielfach ergänzt und ver-
vollständigt , viel Neues und Interessantes wird noch beigebracht und
dies alles mit genauer und möglichst vollständiger Angabe der Quellen
und Hilfsschriften. Zugleich mit dieser sicheren Beherrschung des Stoffes
und der älteren Litteralur zeigt sich auch darin große Kenntnis und ge-
läutertes Urteil in der Würdigung der beschriebenen Kunstgebilde, ver-
bunden mit einer klaren, echt populären Darstellung. So hat die
Schrift, ungeachtet ihres beschränkten Umfangs, wissenschaftlichen
Wert und auch praktisch wird sic dem Geschichts- und Kunst-
freunde als willkommener, vielseitig belehrender und gründlicher
Führer in der herrlichen Klosterkirche Weingartens mit ihren Heilig-
tümern, Geschichts- und Kunstdenkmäler» dienen können. Auch das gläu-
bige Gemüt, welches vorzugsweise religiöse Anregung und Erbauung in
der Klosterkirche und bei der Festfeier suchte, wird sich durch den pietäts-
vollen Inhalt und die warme Darstellung der Schrift im Glauben und
in der Andacht belebt und bestärkt fühlen. Eine kurze Uebersicht mag
über den reichen Inhalt der Schrift Aufschluß geben.
Ein einleitender Ueberblick im ersten Abschnitt belehrt über die
Geschichte des Klosters von seiner Stiftung an durch Herzog Welf III.

(er. 1047) bis zu seiner Aufhebung (1803). Im Kloster >,
meistens gute Negelzncht; Wissenschaften und Künste wurden eifsiß
pflegt und gefördert, die ehemalige bedeutende Bibliothek war reich ^
Handschriften, worunter die sog. „We ingartener Liederhaudschi
und der „große Fra neu lob" besonders berühmt waren; lBs
Wohlthätigkeit wurde geübt und durch seine vielen empfangenen
tnngcn und gute Oekonomie war das Kloster das reichste in Sch>^'
geworden. Bedeutende Aebte, wie Gerwik Blarer (p 1567),
Wegelin (f 1627), große Gelehrte und Künstler, darunter die nencjJ
Anselm Schnell (f 1761), Gabriel Bncelin (p 1681), Gerhe
Heß (4 1802), der Komponist Jakob Reiner (f 1606), verbreH
den guten Ruf des Klosters weithin, so daß aus ihm als einer Ptzj
schule guter Zucht und Wissenschaft Lehrer auch für andere Klöstzn I
langt wurden. Im zweiten Abschnitt beschreibt der Verfassers
eigenen Forschungen die noch vorhandenen Reste der alten ich>
Nischen Klosterkirche und ihrer Nebengebäude. Die jetzig
im gemäßigten B a r o ck st i l anfgeführte Klosterkirche, welche
Jahre 1715—1722 erbaut wurde, ist bekanntlich die großauv,,
und die schönste Klosterkirche Schwabens; sie wird deshalb
dritten Abschnitt in ihrem Bauplan mit ihren Architekten und aNH^
Künstlern, in ihrer ganzen äußern und innen: reichen AusstattnnP
ihren Geschichts- und hervorragenden Kunstdenkmälern mit großer
kenntnis und mit einer Genauigkeit und Vollständigkeit geschildert,
es sich in keiner Beschreibung der Klosterkirche Weingartens bisher ü :
Der vierte, besonders wichtige Abschnitt, über die hl. Blutrelul.
Christi, den Gegenstand der diesjährigcn Iubiläum s E
bringt einen wesentlichen Fortschritt in der geschichtlichen -Gz)
Weisung derselben seit ihrer zweimaligen Auffindung (804 und ( ^
zu Mantua. Die Prüfung der Echtheit derselben auf Grund der
geschehenen Wunder durch Papst Leo IX., die dreifache Teilung der ^
liquic, die Schenkung eines Teils au das Kloster Weingarten
Herzog Welf IV. und seine fromme Gemahlin Jnditha (1090)
mit fortlaufender Anführung der Quellen aus Chroniken (inFen
Oerm. 88.) und aus Handschriften bewiesen. Die stets wachsende
ehrnng der Reliquie mit den damit verbundenen Gnaden, die Entzieh,
des berühmten Blutrittes am Freitag nach Himmelfahrt im 1-ZeO'!.
hundert, seine frühere großartige Feier werden eingehend getzVJqc
Neues und für den Kunstfreund Interessantes bietet auch derHsi^
Abschnitt in der ausführlichen kunstverständigen Beschreibung des ci
romanischen Hciligblntgefäßes (von 1200—1726) und des,>v ^
kunstvollen in demselben Stile gehaltenen Gefäßes (mit einer Abknw p
welches, früher ganz von Gold, nach der Säkularisation des
vom damaligen Besitzer Weingartens, dein Fürsten von Oraniett^w^
weggenommen und durch eine kupferne Nachbildung ersetzt wnrde-
sie beute Abschnitt behandelt die verschiedenen Zweige der W HPl
familie, welcher das Kloster seine Stiftung und den Besitz dH^-
ligen Blutreliquie verdankt. Der achte Abschnitt schildert mit der^>
zählnng der Aebte des Klosters zugleich in kurzen Bemerkungen ^i!
Wirksamkeit und die wechselvollen Schicksale des Klosters b)O,,'
den letzten Abt, Anselm Nittler, welcher bald nach der AnwJ^
aus Gram darüber starb (1804); ein beigegebenes Porträt Z»'
..- -. - der ^
F

a»l

zeigt seine milden, geistvollen Züge. Wichtig und neu ist auch
halt des nennten Abschnitts, welcher die alten und neuen
Kloster bezüglichen Kartei: und Bildwerke (mit einer Abbildung,
alten Klosters von 1650), auch die historischen Bilder über die
reliqnie, die Bilder der Welfen, Hohenstaufen, znm Teil nu^O^i
schriften, der Aebte ::. s. w. in großer Anzahl und möglichst rww >^>>
anführt und treffend beurteilt. Der letzte, zeh nte Abschnitt bring ^
bei uns bisher unbekannten Bericht über die neuesten Schicksale j A,!'
der dreifachen Teilung in Mantua Verbliebenei: und 1849 duM
daten geraubten Teils der hl. Blntreliquie. , ^!>>
Zum Schluß folgt als ein für Sprachforscher wichtiges, nfV
Kloster Weingarten stammendes althochdeutsches Sprach
mal ein uraltes (dem 11. Jahrhundert angehörigcs) Wand) ,i(
gebet, nach der angegebenen Rubrik am Rande der Handschsi".^,^
cler stillun messe solma clir spreebin, so man unsirs bsrn hlf
nkbsbit.» Ein Nachwort bezeichnet gegen irrige Ansichten
hl. Blutreliqnic gebührenden Kult als einen nur relativeil,
feierlichen, wie er den Reliquien überhaupt gebührt (Entsch-F- i>ch
d. Riten vom 22. September 1822), also nicht als solchen, ivli!
hl. Altarsakramente zukommt.
Der Preis der inhallreichen, trefflichen Schrift mit 4 JlluW ^,4
ist möglichst nieder gestellt (40 Pfennig). Wir empfehlen
legentlich zur Verbreitung in weite Kreise sowohl derer, welcheH')tzqü
weise religiöse Anregung, als auch derer, welche gründliche ZV fti>n
über die ehemalige herrliche Klosterkirche und ihre Sehenswnr
suchen. . s,cE"
Heidelberg.

Stuttgart, Bnchdrnckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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