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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 7.1890

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Die Kirchen, Kapellen, Klöster und Klosterhöfe Ulms, [2]: eine historische Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.20201#0021

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! 80 'Äs'^ Schweiz Frcs. :


Löpsan-


von Schwaben
— zugleich Organ für deutsche Airchengeschichte —
mit periodischer kirchengeschichtlicher lVeltschau.
Regelmäßige Beilage zum Pastoralblatt für die Diözese Rottenburg.

I Durch alle Buchhand- j
: lungen, sowie gegen Ein- j
: seudüug d. Betrags direkt j
; v d.Exp edi tiou d.Deut- l
f scheu Volksblatts in s
l Stuttgart, Urbansstr. 94, j
kann das Diözesau- ;

Archiv allein zum Preise
Von M. 1. 60. halbjähr-
lich, das Pastoralblatt
allein zum Preise von M.
1. 60. halbjährlich bezogen
werden.

Mit einem Vereine von Geistlichen und in Verbindung mit Geschichtsgelehrten herausgsgeben
von vr. Engelbert Hvfrle, Pfarrer in Ummendorf.
Korrespondenzen wollen gefl. direkt an Or. Engelbert Hofele, Pfarrer in Ummendorf b. Biberach, gerichtet werden.

Nr. 5.

Stuttgart, den 1. März 1890.

7. Jahrgang.

halt: Die Kirchen, Kapellen, Klöster und Klosterhöfe Ulms. Eine historische Skizze. (Fortsetzung.) — Anmerkungen, so bei beliebiger Er-
neuerung der alten Kirche des hochlöblichen Gotteshauses Wiblingen nach meinem geringen Gutachten zu beobachten. (Aus den in Unter-
kirchberg befindlichen Klosterakten.) Mitgeteilt von Raimund Graf Fugger in Oberkirchberg. — Originelles Gemälde eines deutschen
Künstlers, Professor Ludwig Seitz, in der Galleria de' Candelabri im Vatikan. — Miszellen. Zur Geschichte von Ravensburg.

Die Kirchen, Kapellen, Klöster und
Klosterhöfe Ulms.
Eine historische Skizze.
(Fortsetzung.)
'n Ul^- ^'bifache Stiftung des hl. Franziskus v. Assisi fand
do,. - hchon früh Eingang. Zuerst war es der erste Orden,
7 in den Franziskanern Barfüßern schon 1219, also
jtzP/Rve vor dem Tode des Stifters, in der Stadt niederließ.
Löv ihrer Niederlassung bauten sie gegenüber dem
^"ihor ein Kloster und eine stattliche Kirche. Sie übten
leilli Zufluß auf die Bevölkerung ans, was ihnen um so
^ gelang, da sie mit außerordentlichen Vollmachten vom
^'O^uhl versehen waren. Elfteres und letzteres erregte viele
zivl' den Neid der Weltgeistlichen Ulms. Die Dis-
O. ?. der Barfüßer war im ersten Jahrhundert ihrer Wirk-
Und ^ sehr strenge, daher ihr Ansehen in Ulm ein großes
der b seelsorgerliche Thätigkeit eine gesegnete. Als aber
dälnw d^ selbst infolge des sogen. Armutstreites, sowie des
^ p mche,i Schismas und der Parteinahme für Ludwig den
.u großen Schaden litt, zerfiel auch die Klosterzucht in
dvr ^Elnen Konventen. Dazu kam noch, daß man, um sich
dlüd schwarzen Tod, dem zwei Drittteile sämtlicher Ordens-
der Opfer fielen, zu schützen, manche Strengheit in
I^.^bensweise aufgab und manche Bequemlichkeit sich er-
dem so blieb, auch nachdem längst keine Gefahr vor
schwarzen Tod mehr bestand.
httiwi Eaui auch der Konvent der Barfüßer in Ulm weit
^ iuid der Rat der Stadt hatte in der ersten Hälfte
0' Jahrhunderts öfters Ursache, über die ausgelassene
sich?^ise, über Nachtschwärmerei, Trunksucht der Barfüßer
ister N Visitation des Klosters, die aus Grund
hcchj, ^chlverden vorgenommen wurde, scheint wenig Erfolg ge-
Eichsen haben. Erst als das Kloster reformiert und 1484 den
geben einer strengeren Stiftung der Franziskaner, über-
ein. zog ein besserer Geist wieder in dessen Mauern
Kst-chp -3eit des Glaubensabfalls hielt das Kloster an der
Anßn Der Rat der Stadt stellte an die Barfüßer das
ih^ 2 Hü) der sogenannten Reformation anzuschließen und
Nivnie Alwinen, namentlich die hl. Messe, die auch als Zere-
^Ni einzustellen. Dieses Ansinnen wurde aber von
envent mit aller Entschiedenheit abgewiesen. Die Bar-

füßer hatten vortreffliche Prediger, welche die alte Lehre eifrig
verteidigten, so Johann Winzeler, Veit Kalteisen und Johannes
Ulrici; sie lieferten aber auch zwei tüchtige Vorkämpfer der
Reformation Luthers, Heinrich von Kettenbach und den Günz-
burger Johannes Eberlin, einen gewaltigen Reformator in
Schwaben. Beide mußten das Kloster verlassen. Nachdem
der Bildersturm Kloster und Kirche der Barfüßer verwüstet
hatte und die Zahl der Brüder aus 13 herabgesetzt wurde,
zogen sie am 3.'Oktober 1531 von Ulm ab. Sie gingen
nach Dillingen. Der Rat gab ihnen ein Geschenk von 200
Gulden, Lebensmittel, Kleider, Betten u. s. w. mit. Der
Provinzial des Ordens, Alexander Müller, war zuvor nach
Ulm gekommen, um das Kloster zu visitieren und erließ au
den Rat ein Abschiedsschreiben, in dem es heißt: er sei zur
Visitation des Klosters hierhergekommen, habe dabei die Woh-
nung der Brüder und ihre Kirche in einem solchen Zustande
gefunden, daß die Brüder nicht länger hier verweilen können.
Sie wollen darum Ulm verlassen, wo sie vielen ein Dorn im
Auge seien. Daß die Brüder die Stadt mit versöhnlichem Herzen
verließen, beweist das schon genannte Schreiben des Provin-
zials an den Rat der Stadt, worin es heißt: „Ich sage nun
zum ersten mit meinen Brüdern Lob und Dank vorab Gott,
einem Ehrsamen Rat, auch der ganzen Gemein für Gutthat,
Lieb und Freundschaft, so sie uns innerhalb dritthalb hundert
Jahren erwiesen; zum andern begehre ich einen freundlichen
und friedlichen Abschied; zum dritten, wenn jemand durch uns
wäre geärgert worden, begehren wir Verzeihung um Gottes
willen; zum vierten begehren wir, 'ein Ehrsamer Rat wolle
uns etwas mitteilen als ein Almosen in Gold und Silber zu
unserer Notdurft; zum fünften begehre ich einen freien und
friedlichen Durchzug für meine Brüder in künftiger Zeit; zum
sechsten, wo in künftiger Zeit die Zeitläufse sich ändern und
wieder unseres Ordens Personen in die Stadt zugelassen werden
sollten, so bitte ich, daß ein Ehrsamer Rat unser mit Günstig-
keit gedenken wolle. So befehle ich mit meinen Brüdern einen
Ehrsamen Rat und die Stadt Ulm in den Segen und Schirm
des allmächtigen Gottes." — Gleich nach dem Abzug der
Barfüßer wurde eine aus mehreren Klassen bestehende latei-
nische Schule in den Klosterränmen untergebracht, die im Jahre
1622 in ein O^mnasium ncndemicum verwandelt wurde.
Im Jahre 1796 dienten die Räume vorübergehend als Lazaret
für die verwundeten Oesterreicher, ebenso im Jahre 1805.
 
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