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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 7.1890

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Renz, Gustav Adolf: Archivalien des ehem. Cistercienser-Nonnenklosters Baindt bei Weingarten, [3]
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Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20201#0032

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28

Oicti Vaster Oe VVurxun e. a. c(. pl. Oonstituit eis aO
maiorem cautelam Ouos vvaranOos: E. Oe Lolsternaclr et
L. Oe StuOe§§e. a. ä. N°EdXXXXI°., II«. Ual. Oedr. —
S. der Aussteller. — Perg. Orig. m. Siegel?) OIV.
1293. Novbr. 25. Konstanz. Bischof Heinrich
von Konstanz genehmigt, als Lehensherr, den von Albert von
Burgberg (Birkberg) geschehenen Verkauf von Gütern daselbst
an das Kloster Baindt, weil für die hiedurch ans dem Lehens-
verbande tretenden Güter Konrad von Markdorf, des edlen
Oswald selig von Markdorf Sohn, einen Hof in Wernbolz-
weiler ^) aus einem freien Eigen der Konstanzer Kirche lehn-
bar macht. — vat. Eonstanc. a. N°EE°OXXXXIII°., VII°.
Ual. Oec. inOict VII". — S. Heinrich III., Bischof von
Konstanz und das Kapitel von Konstanz. Perg. Orig. m. d.
Siegel d. Ausst. (eing.). OV.
1320. Febr. 14?) »Krater stolis. Oei §rat. R.etreUeii.
Opc. Occie. Eonst. Vicarius« verleiht allen Gläubigen, welche
in aufrichtiger Rene und nach vorhergegangener Beicht an
folgenden Tagen, nämlich: an den Marienfestein Johannes
Baptista, Peter u. Paul und den übrigen Aposteltagen, ferner
St. Bernhard, St. Benedikt, Katharina, Agnes, Verena, Cä-
cilia, Afra und Maria Magdalena, St. Nikolaus, St. Mar-
tinus, St. Augustinus, Hieronymus, Gregorius und Ambro-
sius, das Kloster Baindt besuchen und die Nonnen durch Opfer
unterstützen, 40 Tage Ablaß für schwere Sünden. Desgleichen
gewährt er denjenigen, welche am Feste der Enthauptung des
hl. Johannes Baptista die neneingeführten Lektionen (novam
UMoriam) singen und der Matntin, der Messe und den
übrigen kanonischen Horen die Oktav hindurch beiwohnen, 40
Tage Ablaß. — Oak. in Oie Valtini mark. a. NOEEEOXX?.
Perg. Orig. m. Siegel?) OVI.
(Fortsetzung folgt.)

Miszellen.
Fastnachtfeier insbesondere Fastnachtbegrabeu der
Franzosen in der Reichsstadt Ulm im Jahre 1704 während
der bayerisch-französischen Occupatio::. Wie die Franzosen,
während sie in Ulm lagen, die Fastnacht feierten, Krieg Krieg sein
ließen und sogar eine von Ulm aus unternommene Expedition wieder
aufgaben, „um dem mit Gewalt andringenden Fastnachtsfest mit guter
Commodite und Lustbarkeit abzuwarten" — dies schildert das „unter
Kur-Bayern und französischer Gewalt hartgedrnckte, aber nicht unter-
gedruckte Schwaben, oder Bericht des zweijährigen im Schwabenlande
geführten Krieges, worinnen sowohl von Treffen und Schlachten als auch
von Erober- und Einnehmung der festen Plätze, insonderheit auch von
der Stadt Ulm gehandelt wird", eine interessante, 1744 zu Freiburg
i. B. in 16°. erschienene, aber längst total vergriffene zeitgenössische Schrift
folgendermaßen: Die Franzosen vergaßen dieses so hvchfeierlich gehaltene

0 Jtal. Perg. — A. Perg. Strf. d. spitzovale Siegel ds. Bischofs
(III. 2, a.): i. d. v. e. Perlstab-Linie umrahmten Siegelfelde e.
stehende, männl. Gestalt im Mönchsgewande m. beid. Händen e. Buch
vor sich haltend; (heraldisch) rechts davon eine Mondsichel, links ein
Stern. — Umschrift: (st 8) . R'KH)I . O . . . . (conti) I^.4.4?I .
I . . LVUI.... A. d. Rückseite drei wagrechte Einschnitte.
-) Unbekannt; wohl kaum Membertsweiler abg. Ort i. OA. Ried-
lingen.
°) Der Inhalt dieser Urkunde ist von besonderem Wert, weil er
uns über den Zeitpunkt der Einführung neuer Lektionen in der Kon-
stanzer Diözese Aufklärung verschafft. Der am Schlüsse genannte zweite
Ablaß kann sich wohl nur auf die Nouneu selbst beziehen.
*) A. Perg. Strf. a) Das spitzovale Siegel des Ausstellers (III.
2, a.): i. glattem Siegelfelde der stehende Bischof mit niedriger
Mitra, d. Rechte segnend erhoben, i. d. Linken das Pedum haltend.
— Umschrift: st 8 . UUI8 . I0I-I. d) Kleines rundes Nück-
siegel (III. 2, b.): der Bischof wie vorne, aber auf einem Throne
sitzend. Umschrift: . 8.I?UI8 . IOI-I.CILX8I3 . U?I. »

Fest unter allen diesen Kriegstroublen im geringsten nicht, so>?st
machten damit am Sonntag den 3. Februar mit ihrem gewöhnt»?
Schwelgen schon den Anfang, so daß sie alle toll und voll in der S»»
herumliefen, und kam ein solcher Polterer sogar, da man das Ist?
würdige Abendmahl im Münster ausspendete, mit solchen: Ungestüm (
gedachte .Kirche gelaufen, daß man nicht wenig darob erschrak: der ltz ,
rade Lauf ging auf den Altar zu, allwo er auf die Kniee fiel und ? ^
dem Geistlichen zu — trinken begehrte; dieser wies ihn aber mit '»v
geringer Sanftmut ab, so daß dieser eingedrungeue Wolf wie ? ^
Lämmlein wieder zum Tempel hinausging. Den 4. und 5. Felst»st i
aber brach dieses Bachusfest erst recht an und zog sich der lst? !
Haufen in mancherlei Habit, als da waren Teufel, Hexen, Noi:»P ^
Bauern, Priester, absonderlich etliche, welche sich in die Ulmer Weitst ^
tracht, beides wie sie im Hause, zur Kirche und zur Leiche gehe»,
kleidet hatten. Etliche ritten mit großer Unsinnigkeit in der ??
herum, andere aber blieben.in einem Haufen zusammen und ging
unter Trommelfell lag, einer seltsamen Musik, und einer unordentlich
Prozession umher.Man machte sich anfänglich große Sorg'
es möchten von diesen Halbrasenden große Ungelegenheiten entsteh?
allein gleichwie dermalen es eben bei etlichen kleinen Possen blieb, ,
sie den Leuten gerne öfters spielten, also konnte dies wohl geduldet ,
gelitten werden. Auf die Nacht stellten sie große Mahlzeiten an) st
waren etliche so anständig, daß sie den Bürgern und Hausvätern »4, >
einigen Genuß zukvmmen ließen, wobei sie sich zuvor ziemlich wieder » >
Wein anfüllten, aber keine Vergleichung mit den: Königsfeste zu M»»!st
war. Und da man meinte, es würde das Narrenspiel am Ascher»"
wvch ein Ende haben, da sah man erst recht noch die seltsamsten P?st
von der Welt, indem diese ohnehin kuriose Nation bisher gar gh"
die bürgerlichen Prozessionen observieret, anjetzt aber zu ihrer Lust»?. ,
keit derselben bedienen wvllen, dann sich alle entweder als Bürger
als Weiber, jedoch wie gedachte, in den Trauerhabit gesteckt.^??
Männer trugen alle schneeweiße Ueberschlüge, lange schwarze M»>» ?
dergleichen Kleider und hatten den Trauerflor gar weit, aber 4
Württemberger Mode hinten hinabhangen. Die Weiber waren ebein»?.)!
auf das netteste angethan, trugen Schleier, „Kröß" und ebenmäßig sclü»"?
Kleider. Sie kamen alle also gekleidet auf einem Platz zusammen V
bildeten folgende Prozession: 1) Ein Tambour, so eine Trommel '
einem schwarzen Schurz verhüllet hatte und den Totenmarsch
2) Gleich darauf folgten die Männer mit besonderer Gravität »» , >
abscheulichein Jo! Jo! Schreien (welches sie ans etlichen zusa::::»»?,,
hefteten weißen Stäben heransbliesen), alle brennende Wachskerze»^
den Händen haltend. 3) Zwei Totenbahren, darauf zwei mit ,,?
gefüllte Leichen lagen und von vielen Männern getragen
4) Liefen die verkleideten Weiber in großer Unordnung und mit PK??
Geheul (welches schiene, als wäre es rechter Ernst); wollte eine
den verstorbenen Monsieur Bachns küssen, darüber sie sich gar w u»)
lich herumrisseu und so eine jede die erste sein wollte. 5) Ein
Priester und ein Kapuziner, beide Bücher in den Händen hx?,?
6) Beschlossen die Spielleute mit solch konfuser Harmonie ihrer Ge? „ >
daß einen: die Zähne ordentlich davon wehe thaten. Darnach
voran, hinten und in der Mitte eine unglaubliche Menge FraNästF
nach, und unter solchem Gelächter, daß man diese Prozession j??
Gassen hindurch hörte, ehe man solcher gewahr wurde. Sie))»??
auch gerne lutherische Geistliche in ihren Chorröcken bei diesem?)?»??
feste agiert, konnten aber nirgends dergleichen Habit, wie großes ,
sie auch darauf schlugen, erhalten. Und war sich höchstens z"
wundern, daß, als sie von der unglücklichen Styrumschen Aktiv» ,?
Hinaufmarsch nach Ulm begriffen gewesen, auch etliche lutherische
absonderlich an der Brenz, ansgeplündert, darunter einen Kirn??,?
bekommen, aber alsbald damals bei ihrer Ankunft in Ulm, Ü ^?
anderen Sachen, nicht ohne göttliche Direktion verkauft haben. ?l>?
erstbeschriebene Leichenprozession aber wollten gleich einige proph??
Geister darüber seltsam ominiren, es bedeute künftig ein großes Stec
andere die Pest, etliche aber hielten dafür, es würde die
selbsten bedeuten, welches letztere auch nachmals zugetroffen. Die
hindurch wurde alles mit Lustbarkeit zugebracht und damit "" v. i
Fest ein Ende gemacht. x. 8^° ^
Oocenclo äisciinus, trifft nicht beständig ein;
Es mag in seiner Art ein gutes Sprichwort sein.
Wer aber überall nur dies zum Stichblatt wählet,
Der wird mit großem Recht den Stümpern zugezählet.
Und solchen redet dort Sirach ein Wort ins Ohr:
Lern, spricht er, lieber Mann! lern selber was zuvor,
Eh du die audre lehrst. Beim Sirach muß es bleiben;
Dies Sprüchlein sollte man an Kirch' und Schulen schre?

Stuttgart, Bnchdruckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Vvlksblatt".
 
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