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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 7.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.20201#0036

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mittlung die Kapitulationsbedingnngen festgestellt worden waren, zogen am
4. April die drei Fähnlein der Augsburger ab und wurden von vier
fürstlichen Fähnlein abgelöst. Auch die Fürsten selbst quartierten sich
in der Stadt ein, Moriz in Hcrbrots Haus. Hierauf wurde wieder ein
Rat gewählt, worin die Zünfte das Ilebergewicht hatten, mit Herbrot
und dem Patrizier Anton Nadolf als Bürgermeistern; die Zünfte
machten den Patriziern bei der Wahl mehrere Zugeständnisse. Am
10. April zogen die Fürsten nach Thannhausen, am 1l. nach Weißen-
horn. Herbrot wurde von seinen Feinden beschuldigt, nicht bloß den
Zug der Fürsten nach Augsburg zur Wiederherstellung des Zunftregi-
ments benutzt, sondern sie selbst zu diesem Zuge anfgefordert und die
Bürgerschaft zum Trenbrnch gegen den Kaiser verleitet zu haben. Der
durch das Erscheinen der Fürsten bewirkte Umschwung war Herbrot
jedenfalls willkommen; da er jedoch den Zorn des Kaisers fürchtete und
dem Glücke der Fürsten mißtraute, vermied er sorgfältig, sich eine Blöße
zu geben, und ließ sich auch erst ans wiederholtes Ersuchen zur Teilnahme
an den Unterhandlungen und zur Uebernahme des Bürgermeisteramts
herbei. Einen Verkehr mit den Fürsten vor ihrer Ankunft in Augs-
burg aber stellte er selbst in seiner Entschuldigung, ani 30. Mai (August
v. Brüssel, Briefe und Akten zur Geschichte des 16. Jahrhunderts,
Nr. 1370) ganz entschieden in Abrede, er habe vielmehr schon vor Mo-
naten deni Augsburger Rate und einigen kaiserlichen Räten angezeigt,
daß er durch seine Leute, die in Sachsen handeln, von einer großen
Kriegswerbnng berichtet sei, was man zu Spott von ihm ausgenommen
habe. Am 11. April schickten die Fürsten ein Schreiben nach Ulm mit
dem Begehren, ihnen die Thore zu öffnen. Ueber die Vorgänge in und
um Ulm sind wir ausführlich berichtet durch die Chronik eines Augen-
zeugen, Sebastian Fischers, eines Schuhmachers, und des Münster-
Predigers David Geiger (st 1699), dazu kommen die Ratsprotokollc und
die unter dem Namen Litteralien im Archiv zu Augsburg verwahrten
Aktenstücke. Der Rat teilte am 12. April der ans dem Zenghof ver-
sammelten Bürgerschaft das fürstliche Schreiben mit nebst seiner Ant-
wort und dem Beschlüsse, ihr nichts vorzuenthalten. Nachmittags brei-
teten sich die Feinde in drei Lagern um die Stadt ans. Bon beiden
Seiten schoß man heftig aufeinander. Als auch ein neuer Versuch der
Fürsten, ans gütlichem Wege Einlaß zu erhalten, mißlungen war, kamen
am Karsamstag den 16. April Herbrot und Oesterreicher mit zwei Be-
gleitern zu den Fürsten. Da diese nämlich am 12. zum drittenmal
Geschütz von Augsburg begehrt hatten, sollten sie dieselben zu bewegen
suchen/ ihr Begehren znrückznnehmen und zugleich die Erlaubnis zu
einer Besprechung mit den Ulmeru erbitten. Von den Ulmern wurden
die Augsburger Gesandten über die Donau gesetzt und mit bewaffneter
Mannschaft ins Rathaus geführt. Es folgte nun ein eifriger Brief-
wechsel, aus dem sich ergab, daß der Rat die Kapitulation, wie sie von
den Fürsten verlangt wurde, nicht annehmcn würde, die Gesandten aber
keine Milderung von ihnen erlangen könnten. Am Ostermontag kehrten
daher die Gesandten unverrichteter Dinge nach Augsburg zurück. Die
Chronisten berichten, daß die Ulmer von den Fürsten mit Kugeln be-
schossen wurden, welche der Rat vorher den Augsburgern geliehen hatte,
nach Geiger schossen die Fürsten in die Stadt Kugeln mit dem Augs-
burger Schlag, in einer mit verschiedenen Zusätzen versehenen Abschrift
von Fischers Chronik wird beides zugleich behauptet. Wenn aber
wirklich die Augsburger den Fürsten Kugeln mitgaben, so thaten sie es
sicherlich nur ans Besorgnis, dieselben, nachdem sie bereits das von
ihnen begehrte Geschütz verweigert, noch mehr zu reizen. Auch bestund
damals noch die Hoffnung, daß es zu einer Beschießung Ulms über-
haupt nicht kommen werde. Eine Gespanntheit zwischen beiden Städten
bestand allerdings noch ans der Zeit des schmalkaldischen Krieges, da
die Ulmer nach dessen mißlichem Ansgang die Bitte der Augsburger,
gemeinsam mit dem Kaiser zu verhandeln, zuerst ausweichend beant-
worteten, dann aber plötzlich ohne Rücksicht ans Augsburg sich mit dem
Kaiser vertrugen. Am Osterdienstag den 19. April zogen die Fürsten
schleunig von Ulm ab. Der Markgraf verwüstete die Umgegend, brand-
schatzte Leipheim, Langenau, Alpeck und Geislingen, besetzte das Schloß
Helfensteitt und zog über Nördlingen gegen Nürnberg. Das übrige
Heer rückte über Obermarchthal und Mengen nach Stockach, wo es
240 000 Thaler französische Hilfsgelder empfing, von da über Ravens-
burg und Bibcrach nach Laupheim, sodann bei Oberkirchberg über die
Iller und iiber Leipheim nach Gnndelfingen. Hier traf Kurfürst
Moriz, der schon am 11. April zu König Ferdinand nach Linz gereist
war und daselbst einen Fürstentag zu Passan mit ihm verabredet hatte,
am 8. Mai wieder beim Heere ein. Am 12. trat dieser den Zug über
Jchenhausen, Mindelheim, Kanfbenren, Roßhaupten nach der öster-
reichischen Grenze an und lagerte am 20. bereits bei der Ehrenberger-
klause in Tirol. (Nach der „A. Postztg.".)
Warnung vor Gemäldekopien. Seit Jahren ist das Ko-
pieren von Oelgemülden —und zwar nicht etwa bloß von alten Oel-
gemülden längst verstorbener Meister, sondern auch von modernen

Werken, deren Meister noch am Leben oder erst kürzlich mit Tod
gegangen sind — ein förmlicher Industriezweig geworden, und "st
Handel mit solchen, vielfach mit den Namen (oder Zeichen) "st.
Meister der Originale versehenen Kopien hat in so umfasst"^
Weise um sich gegriffen, daß es an der Zeit ist, gegen diesen st
Schwindel einmal ernstlich Vvrzugehen und demselben möglichst Schram/,
zu setzen. Es wird durch denselben nicht nur die Existenz der Künsist
beeinträchtigt, die Künstlerehre, und das an den Namen gekettete
nommöe untergraben, die Thätigkeit der Kunstvereine und aller sollst
Kunsthändler gelähmt, sondern auch das Publikum mit sch lest
ten und w ertlo sen Bistd ern betrogen. Selbstverständlich Hab/,
wir hiebei gute Kopien, welche in reeller Weise kopiert und "st
das, was sie in Wirklichkeit sind, als Kopien ausgegeben und "st
kauft werden, nicht im Auge, sondern solche Kopien, welche./
bewußt unwahrer Weise als Originale ausgegeben (oft schon angefertst'
und mit falschen (nachgemachten) Künstlerzeichen, Monogrammen st
versehen und so verkauft werden. Schon vor Jahren hat der

Düsseldorfer Künstler" mit Recht — da einesteils die über das
Eigentumsrecht bestehenden Gesetze sehr unvollkommen sind, andern//-
in den meisten Fällen das zu einem gerichtlichen Einschreiten non/
juristische Material nur äußerst schwer zu beschaffen ist und übe/
Haupt solche — meist recht geriebene — „Knnstdefrandanten" nicht/"
zu fassen sind — das dem Betrug ausgesetzte Publikum in Ausschrstbst
und Zirkularen vor dieser Art von Kunst und Knnstbetrieb, insbestst
dere vor dein Verkehr mit einer gewissen — Sorte von Knnsthändnst
Antiquareil ?c. gewarnt und ans diesen verwerflichen Geschäftsbetrst
hingewiesen. Das damals Gesagte gilt heute noch und verdient wieder"
in Erinnerung gebracht zu werden. Namentlich trifft die auf st/
Reihe von Thatsachen gestützte Charakterisierung der Wirksamkeit sonst,
Händler heute noch zu. Letztere — so schildern eingeweihte Diwst
dorfer Kreise das Gebaren dieser Händler treffend — wissen sich stst.
ginalbilder anerkannter Meister zu verschaffen und lassen sie fabrikin"st
von heruntergekommenen und talentlosen Leuten im Taglohn kopier '
Die Monogramme werden entweder unleserlich oder mit Abünderstst
des eineil oder andern Buchstabens geschrieben, oft auch das D>st'
„nach" vor den Namen gesetzt, jedoch so, daß dasselbe hinter stst
Goldrahmen verborgen wird. Diese Kopien werden dann in großer -st
zahl unter allerlei Kunstgriffen den „Liebhabern" (amateui-8!) ins H"st
gebracht, oder unter eigenen oder fremden Namen in Kunstanktionen ("st.
anderen oft guten Bildern) präsentiert und zu relativ guten Preisen ver/"/'
nachdem die Versteigerungen vorher von den Händlern in marktschreicril/st
Annoncen, nicht selten auch in Katalogen als „Werke der berühmtst
Meister dieser oder jener (Niederländer, Düsseldorfer, Münchener lst
Schule zu Spottpreisen" empfohlen werden. Mitunter werde"
Lieitationen die Originalwcrke zuerst vorgezeigt, um später ans st
Nahmen genommen und mit gleich großeil Kopien vertauscht zu wcstst
auch wohl Rechnungen, Quittungen und Briefe von Künstlern geä/st
namentlich aber gerne Schilderungen von der Not einzelner Maler " .
Malerwitwen vorgebracht und mit Nichtkennern endlich ein Handel "st
Tausch ermöglicht. Kurzum die „Pfiffe und Kniffe" im Bilderha"
sind namentlich, wenn Kopien als Original ansgegebcn werden, /st
Zahl; und nicht ganz mit Unrecht hat ein bekannter st schwcilnlst
Kenner und Sammler den Bilderhandel mit dem Noßhandel stst
glichen! Es ist schon vorgekommen, daß ein solcher „Knnsthändstst
welcher wegen Betrugs in Untersuchung stand, nach eigener Angabe st
Gericht das Bild eines Düsseldorfer Meisters nicht weniger als 21"//,,
hatte kopieren lassen. Die betr. Untersuchung, insbesondere die Ansstl
der eidlich vernommenen (zum Teil arg 'hereingefallenen) Zeuge" st
statteten einen tiefen Einblick in dieses verwerfliche, unreelle und gst'stst
bctrügliche Treiben; und wurde durch dieselbe die fabrikmäßig" stc
fertigung von Kopien gegen Taglohn von 2, 2'/2 bis 3 M. u"">
Verwertung dieser Kopien mit allen znm Teil sehr interessanten, estst,
lichen, manchmal aber auch recht beschämendeil Details und Variastst.
zur Kenntnis gebracht. — Also Augen aus beim Bildcrkanf! M sths.

Einer der ältesten Advokaten war der Kaiser des st
römischen Reiches deutscher Nation als Advokat des Papstes ist,
der römischen Kirche, welchen er gleich im ersten Kapitel der stst^
hatte, „daß er in Zeit seiner königlichen
die Christenheit, den hl. Stuhl zu Ro>",

röin,
d
kapitnlation versprochen
Amt und Regierung die crynilenheit, den HI. Stuhl zu Nom,
Päpstliche Heiligkeit und Kirche, als derselben Advokat, i" M
treulichen Schutz und Schirm halten solle und wolle".
*) An und für sich vermag ein von demselben Maler mehrfast
maltcr Gegenstand noch nicht den Verdacht einer Kopierung durch st -At
Hand zu begründen, soferne es bei den modernen Malern gst st,i>
zu den Seltenheiten gehört, ein und dasselbe Sujet mehrmals, s
Teil in verschiedenen Formaten zu malen.

Stuttgart, Bnchdrnckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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