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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 7.1890

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Beck, Paul A.: Zum Ulmer Münsterjubiläum 1890. Die Altäre und Pfründen im Ulmer Münster, [2]: ein Beitrag zur vorreformatorischen Geschichte desselben
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https://doi.org/10.11588/diglit.20201#0062

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58

hervorragender Abt des Benediktiuerklosters Hirsau. Ein
Lutz Krafft, der „Lange", hatte mit Peter Strölin, Heinrich
Roth und O. Besserer von 1339—1349 und dann wieder
von 1350—1356 die Schirmvogtei über das Benediktinerstift
Ottobeuren und hatte für letzteres mit den damaligen Kloster-
vögten Swigger von Gundelfingen, Gerwig v. Nordholz und
Heinrich Besserer in einer Fehde gegen die Ritter von Lanen-
berg, welche sich von dem Kloster in ihrem Erbe verkürzt
glaubten und ihm den Landfrieden absagten, im Jahre 1354/55
einzutreten. Eitel Krafft v. Gamerschwang und Dischingen,
der Sohn des Grnndsteinlegers Lutz Krafft, schenkte 1426 den
Begumen zu Ulm einen Kapitalbrief von 80 fl. Lutz Krafft,
Bruder vou Mang Krafft (ff 1456), erhielt durch Kauf 1446
den Reichenauer Pfleghof, welchen hernach durch Heirat mit Chri-
stum Krafftin Walther Echinger V Bürgermeister iu Ulm bekam.
Sein Neffe Paul Krafft wurde 1461 Abt von Clchingen
(ff 1498). Dr. für. cun. Anton Krafft, Sohn des 1503 ff
Bürgermeisters Mang Krafft, wurde von diesem 1499 auf
den K afft'fchen Altar St. Thomas präsentiert. Klara und
Elisabeth Krafft waren Aebtissinnen von Söflingen, eine an-
dere Klara Krafft Aebtissiu des Dominikanerinnenklosterö Ober-
Medlingen. Heinrich Krafft von Brandenburg, Sohn des
jüngeren Lutz Krafft, 1449 Bürgermeister (ff 1461), gab den
Zehnten in Nasgenstadt, weil ihn dessen Besitz in seinem
Gewissen belästigte, auf dem Basler Konzil zurück, welches
solchen im Jahre 1441 dem Nasgenstadter Kirchherrn znrück-
stellte; das Patronatrecht mit dem Widdum daselbst wurde im
Jahre 1485 au den Spital zu Ehiugeu a. D. verkauft.
Frobenius Krafft unterschrieb mit mehreren Katholiken die
bekannte Signatur 6. 6. Ravensburg 10. Juni 1650, die
Aufrechthaltung des päpstlichen Neligionsfriedens in Ulm
betreffend. Hans Krafft verkaufte 1608 mit Abraham Echinger
einen Hof zu Dornstadt an das Stift Clchingen um 7300 fl.
Joseph Anton Krafft stiftete im Jahre 1723 in die Wengen-
kirche ein silbernes Penfil um 123 fl. und seine Gattin eben-
dahin 400 fl.
27. Der Altar bey der Sacristey der Kargen.
Standort an einer Seitenwand bei der Sakristei (Frik-
Haffncr giebt einen solchen nicht an). Die Karg waren eine
alte, ursprünglich von Nellingen (wonach sie sich auch früher
schrieben) ans der Alp stammende, längst ansgestorbenc
Ulmer Patrizierfamitie. Konrad v. Nellingen lebte noch um
1323 daselbst, verzog dann nach Ulm, wo er Bürger wurde
und im Jahre 1352 zu den Barfüßern daselbst wöchentlich
eine Messe stiftete (ff 1357). Hans Karg der alte (ff 1394)
stiftete mit seiner Gemahlin Anna von Hall diesen Altar, der
„des von Hall genannt des(r) Kargen Altar" hieß. Ucber diesen
Altar hatte Steinmetz Johann Mnltscher v. Nichtenhofen im
Jahre 1433 eine noch erhaltene Skulptur verfertigt. Hans
Karg war auch im Jahre 1387 mit Peter Leoweil und Hans
Wieland Kirchenbaupfleger. Kourad Karg verkaufte im Jahre
1431 einen Hof zu Nersingen an das Stift Elchingen, ebenso
im Jahre 1458 sein „Kargenbad", woraus mit noch anderen
Gebäuden der Elchingcrhof entstand. Außerdem hat die
Karg'sche Familie auf der Seite gegen Mittag, vom Chor an
gerechnet, das erste gemalte Fenster gestiftet. Das Andenken an
dieses Geschlecht bewahrt die Karg'sche Stiftung, welche auch
das von derselben gestiftete Fenster im Münster erhielt, sowie
ein Stipendium für Theologie studierende Bürgersöhne. Von
der K'schen Stiftung kamen beim Münsterjnbilänm 1877
400 Mark zur Wiederherstellung und Ausschmückung des
Demes.

28. Deß von Halle Altar bey der Herrn Roth Capell
Halle (de Halle, v. Halle, de Hallis re.) — Ulmisch^
angeblich aus Schwäb. Hall stammendes, längst ausgestorbew-
Patriziergeschlecht ältester Zeit. Heinrich v. Halle war
1294 Lehcnherr des Cistercienserklosters Salmansweil. dtgiP
von Halle war um 1313 Meisterin in der „Sammlung '
Luiprand v. Halle, clictus Haidenheim, Plebanus in Ulm f-'ff
1317—1346.' Konrad Halle stiftete 1352 in das Barfuß^
kloster wöchentlich eine hl. Messe. Lnitprand von Halle
Konrad Roth, beide Bürger in Ulm, verkauften 1375 w
Güter und Rechte in Holzfchwang an den Abt Heinrich V-
Wiblingen. Die v. Halle scheinen über die Reformation
alten Glauben geblieben, alsbald (oder schon früher) aus u
verzogen zu sein; Thomas II. von Halle, im Münster
kam ins Kloster Elchiugeu, wo er 1602 Abt wurde "
1619 starb. Eine Identität dieses Altares mit dem Kar'S ^
altar ist schon bei dem verschiedenen Standorte nicht
anzunehmen; eine so uralte und angesehene Familie wie E
v. Halle hat sicherlich alsbald in das Münster so gut ^
andere Geschlechter einen Altar gestiftet; und wird süh
Bezeichnung des Kargeualtars zugleich als v. Hallescher
wohl daraus erklären, daß Anna v. Halle, die Gattin
Hansen Karg, Mitstifterin desselben war.
29. Deß Kraffts Altar, ettwa Pfarrer waß, hinder ^
Herrn Pfarrer Gestühl, au der Saul, da Herr
Craft uud Herr Haus Ulrich und Sigmnndtes Craft SO
angehängt.
Frik-Hafsner giebt hiezu folgende Bezeichnung: „des
Pfarrer Krafcs Altar stunde hinter der Herren GelschO^
Gestühl an der Saul, wo Kräftische Wappen hangen: H
rich Kraffts Altar." ^
Es ist schwierig, die Person des Stifters dieses A C
zu bestimmen. Drei Kraft waren nämlich xüeduni, d. i. SN
Pfarrer, in ihrer Vaterstadt Ulm. Hermann Kraft ^
Jahr 1346 an (Ulermann, dictum Krallt, pledamm in U '
welcher u. a. in die durch Konrad Grafen v. Graisbach N
schehene Stiftung der i. I. 1529 geschlossenen St. Pell'w, ^
Paulkapelle eingewilligt und i. I. 1355 die Kraftsche FaN'^,,
kapelle zu den hl. drei Königen mitgestiftet hat. WeyeUw^,
giebt nun die Notiz: „. . . . bei dem Jahr 1373 wird ,
der Pfründe St. Nikol ans-Altar (bei der
Kirchthüre im Münster gestanden) gesagt: hat ^
stiftet Herr Hermann Krafft, Pfarrer zu t^m
wesen. . . ." Ist diese — ohne Beleg gemachte —
richtig, so hätte dieser Pleban Hermann Krafft, welcher
das Jahr 1373 bereits resigniert haben müßte und
Todesjahr wir nicht kennen, iu die alte Pfarrkirche W'
St. Nikvlausaltar gestiftet, welcher daun in das
übertragen und bei der großen Kirchthüre aufgestellt we^,
ist. — Der andere uud berühmtere Münsterpfarrer ch"' hy
Kraft'schen Geschlechte war der um die Mitte des 15. L ^
Hunderts geborene Ulrich Kraft, dessen Vater
Bürgermeister zu Ulm war; er studierte zu Basel, ffV
uud Padua mit großem Erfolg, wurde im Jahr 1^^ Uib
versitätsrektor zu Tübingen, 'i486 Kanonikus in K^N! ^
und Augsburg, um 1493 Professor uud Rektor zu
im Breisgau, danu vou 1495—1500 zu Basel.
genannten Jahr wurde er, als Nachfolger Heinrich !
Pleban in Ulm, wozu noch die damals nicht gering, hch
schlagende Würde eines kaiserlichen Neichskommissärs t' ^,,ch
Ablaßgeschäfte kam. Raimund Perandi, Bischof ^
sandte ihn mit Vollmacht nach Memmingen zur Veru
 
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