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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 7.1890

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Beck, Paul A.: Zum Ulmer Münsterjubiläum 1890. Die Altäre und Pfründen im Ulmer Münster, [2]: ein Beitrag zur vorreformatorischen Geschichte desselben
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https://doi.org/10.11588/diglit.20201#0067

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n dev Kapelle waren unter dem in Stein gehauenen Noth-
Wappen die Worte zu lesen: „TLnno Oni NEdEXUVII.
hat Hanß Rot, Herman Noten säligen snn diß Cappel
^ das heilig Grab darin gestifftet: dem Gott gnedig sey
ovendig und tod." Eine weitere mit der vorangeführten, iui
^"stungsdatum nicht übereinstimmende war auf einem über
E>n Kapellenaltar befindlichen gemalten Fenster unterhalb des
I^fMechterwappens angebracht und lautete: „T^nno vni
KEEEUXVII hat der Erbar und Vösst Hanß Not, weylnnd
Roten feel. Snn, diese Capell mit all ir zu und inn-
^ horung gestifft, ist anno 1479 gestorben, in dieser Capell
^^en, dem Gott genedig sey." Diese Differenz wird sich
ans einer unrichtigen Zahlensetznng erklären. In
-yer Kapelle befand sich mindestens ein Altar, viele Denk-
! ^ und Tafeln und schöne Glasgemälde, vor allem aber
^ Zeiten der Stiftung her ein sogenanntes, namentlich in
-.'Karwoche vielbesuchtes,'von einem allsgezeichneten Ulmer
„^Hhetzen Blasius Bärer (oder Beer) gefertigtes „hl. Grab"
ZA einem aus Jerusalem gekommenen Modell verfertigt; den
j) h od^er die Abzeichnung desselben aus dem Jahre 1492 mit
sckt "^Wbenschild des Künstlers (d. h. zwei ineinander ge-
^ Uugenen Werkzeugen) und zweier Wächter verwahrte, wie
Ej^l'Mann wenigstens (II. S. 433, 647) berichtet, die
pAAHßege. Außerdem war in dieser Kapelle noch ein sog.
^ etberg" angebracht, wovon sich (nach Frik-Hasfner S. 84)
»>i? "'s vorigen Jahrhundert einige Spliren zeigten. Auch
Kapelle befand sich eine noch bis ins vorige
sy^ Wldert hinein benützte, jetzt zngcworfene Begräbnisgrnft, in
^. Kr vielleicht auch ein Totenaltar gestanden ist. Eine
Grabsteinen des Nothschen Geschlechtes soll ans
Pfarrkirche hereingebracht worden sein, u. a. mit
p/Uden Inschriften: ,,^nno vni NdEUXVIII Unüm
^ß Nnfsii Otto Nöthen Snn;" daneben lag ein sehr
s)^^Z^ein, aus welchem ein Ritter in Lebensgröße mit dem
Wappen gehauen war; die Umschrift ist nicht mehr
bej?-Irlich und nur soweit noch erkenntlich, daß die hier
Mn ? Persönlichkeit Nnsfins Otto Noth geheißen und
dyZ, ^hegesponsin Katharina von Halle gewesen. Nach den
Gxs^?"nen Denksteinen und Tafeln können von älteren
ill^Zchtsangehörigen noch genannt werden: „T^nno clni
Ulrich Rot von Hitteßheim, U. )., (unten:)
ßaw oni NCCCd starb Ursel stüeßlingerin sin eheliche Huß-
' Erb clni IVlddUXVI am H. 3 König Abend starb
de,^ I^ann Jörg Noth, der alt nfm Hoff;" ans dem Boden
A in die Kapelle lag ein Stein, woran außer der
fiii^i, V^WPen befindlichen Nachtenle nichts weiter mehr zn
„1500 Herwort Nothin." ,,/uano clni
Kcvy ^VII iar starp Bärbel Nemin deß Cunrat Hnß-
'Hhsteil tag nach dem ewichtag." „TLnno 6ni
chld ^ dienstag vor Ufsartstag starb der Erber-
er Hans Roth. ux. Kargin." „TLnno clni iVII). starb
^>Ui s,Eonrad Noth, deß alten Hansen Rothen
> ux. Nchmin und Lieberin" n. s. w.
ist, Stifter Hans Not derselbe Hans „Not der jung"
es ^ oin interessantes Manuskript verfaßte: „Nechtbnch,
Mep „ ^ Päbst, König und Kayser gemacht und bestätigt
ichriehN dessen Ende es heißt: „Hans Noth der jung
Äser da man zahlt von Christ Geburt 1419 nach
Tag?!" Aber der Pfleger U. Frauenkirche um
sichte der Kapellenstifter gewesen sein. Hans Noth
i 'Kch nA'-- Jahre 1458 Anna Kargin von Holzschwang,
cd iKrtan auch diese Linie schrieb. Erst im Jahre
der Kapcllenstifter, lvie folgende im vorigen

Jabrhundert noch erhaltene Grabinschrift besagt: „TVnno 6ni
NGGdUXXVIIII starb der crsam und wiß Hanß Rott,
deß altten Hermanii Rotten seligeii snn, am afstermontag vor
dem wsfertag, ain styfter dieser Kappel: dem Gott genedig und
barmhcrtzig sy, Amen!" Wie bereits Eingangs kurz ange-
geben, sollte es möglich sein, daß diese schöne Kapelle, ein so
ehrwürdiges Denkmal unserer Altvordern angeblich wegen Bau-
sälligkeit und weil die in der Ferne lebenden katholischen Fa-
milienangehörigen die Reparatnrkosten nicht übernehmen wollten,
im Jahre 1817 abgetragen und dabei deren Altar und Glas-
gemälde verschleudert wurden! Die darin befindlichen Grab-
steine wurden nach Weyermann (II. S. 433) „an die innere
Seite der Wand im Münster eingemanert und somit gegen
Beschädigung der Witterung geschützt".
Nun kommen in dem uns vorliegenden Manuskript in
Form von Nachträgen (»IW.-H noch nenn nnnnmmerierte Altar-
werke; nach der voransgeschickten Bemerkung: „XU. Daß
Anno 1405 Ley der Einweyhung der Pfarrkyrchen für Altär
nicht specificirt worden," möchte man zn vermuten versucht
sein, die nachangefnhrten Altäre werden bei der Münsterweihe
im Jahre 1405 noch nicht im Tempel ausgestellt gewesen sein!
42. Der Rembolt Altar an der Herrn Nöthen Capel.
Die Nembolt (Nembold, Nenbolt(d), Neinbold(t),
Ranibolti n. s. w., vielleicht ans Nom(n)ald; zn vgl. auch
den verwandten italienischen Geschlechtsnamen Nambaldi w.)
sind ein altes, ursprünglich ans Laningen, heute in Schwaben
(Jllergegend w.) vorkommendes, in Ulm (wo aber längst der
Name nicht mehr anftritt) znm Patriziat zählendes Geschlecht;
Felix Fabri fuhrt sie in seiner »orcio popnli in cüvitnte 411-
men8i« unter den »cividus tertii orclinm in 3in§u1nri et
nonrinntinr« n. a. neben den Vetter, Lieber, Nein, Stammler,
und Kargen, Dictaheimer, Gnnzbnrger, Haiden, Haintzler,
Zwicker, Messlin (Granegker), Harscher, Schützen (Schund und
Schmidli), Spiser, Nndolffen, Besinger und Wespacher w.
auf. Wann der erste Nembolt nach Ulm kam, läßt sich ans
das Jahr hin nicht sagen; vielleicht war es alt Heinrich
Rembolt; außerdem kommen im 15. Jahrhundert urkundlich
in Ulm vor: Maler Jakob Nembolt (um 1484, 1491 und
1500), Hans Nembolt der Zimmermann um das Jahr 1447
(Presset, a. a. O. S. 79 3nd 294) und um das Jahr
1468 Notar Peter Nembolt gen. Feringer (a. a. O. S. 85,
Sud 346). Einer von diesen wird der Stifter des Nembolt-
schen Altars im Münster sein, dessen Votivheiligc gleichfalls
nicht bekannt sind. Jung Heinrich Nembolt stiftete im Jahre
1458 die heute noch stehende, außerhalb des Munsters und
nicht an dasselbe angebaute Kapelle — höchst wahrscheinlich
ein Werk des Mathänö Ensinger — znm hl. Valentin, ob
deren Eingang neben dem Nemboltschen Wappen die Inschrift
steht: „Hainrich Nembold des alten Hainrich Nembolts seligen
snn hat gestifft diese capell 74nnc> Oni NGGGGUVIII. iahr,
dem Got gnedig sy lebend und tot." In derselben stand ein
dem hl. Valentin geweihter Altar. H Der Stifter war
wohl die hervorragendste Persönlichkeit des ganzen Geschlechtes
und um 1460 (n. a. mit Hans Hutz, Barth. Gregg, Heinr.
Oswalt; Urkundliches darüber in Pressels Münsterfestschrift,
S. 133 n. 134), noch um 1484 Franenkirchenpfleger, 1468
Gezengmeister, außerdem eine Zeit lang Bürgermeister und
Stadthanptmann. Bei der Reformation blieb beinahe die
ganze Familie dem alten Glanbeil getreu; nicht nur der
Nemboltsche Altar verschwand, sondern auch die Kapelle ward
0 lieber diese St. Valcntinskapelle liegt »ach eine handschriftliche
Arbeit von dein vcrswrbeiie» Dombanmeister Ferdinand Thrän, dem
Restanrationsbeginner, vor.
 
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