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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 7.1890

DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Zum Ulmer Münsterjubiläum 1890. Die Altäre und Pfründen im Ulmer Münster, [5]: ein Beitrag zur vorreformatorischen Geschichte desselben
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https://doi.org/10.11588/diglit.20201#0079

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7S

K bald

gil radt, theten hinweg die meß, die weyl sy am

for HE sep, sella man mef) haben, ist also

tix

, H'kß abgethon an ainem freytag, ist der 16. tag brauch-
P 'ot gewesen und hernach ans den 19. tag brauchmonat,
ch?n^'^g gewesen, da schlng man darnyder alle getzen nnd
P? der Pfarrkirchen, wer ein altar oder haylgen in der
ot^^.^'tt, den ließ man es haimfieren, aber wa haylgen
»ic>n ^ lvaren, des sych niemants annam, das zerscheytet
thet ^ 3ob man es armen leyten zu aiuem brennholtz. das
hernach auch in allen kircheu. . . . unn will ich be-
c,sZ )ben die kirchen, die man hier zu Ulm hat abgebrochen ...
zalt 1531 sar an aim guttemtag, ist der 19. tag

gewesen, warden hinweg gethon die alter nnd die

Pfarrkirchen und wer bilder oder alter hant
^^r hats wol migen Hann tragen oder behalten,
üi^^ ohchen in allen kirchen, was aber da ist bliben, das hat
ll»ii s ^^or radtt allen lassen zerschlahen rmd armen leytten
'/buhvltz geben . . ." Ans diese Weise kam anch ein
. . Rc

btz geben . . ." Ans diese
tainens Hans Fischer in Ulm

, .>^»>v btt orcur zu einer Statue des
stjxU E Ä^kobus; als er sie in den Ofen schieben wollte,
Ul ,, ^P^'e an. Da sprach der Webersmann: „Dnck de Jäkele!
Diese rohe, mit der Zeit zu einer ge-
^Ucie - ""^r Redensart gewordene Anekdote kursierte noeb
sie ^ ^ln und ist zn vielsagend nnd bezeichnend, als daß
kirnte Dkizzierung des Bilderstnrmes übergangen werden
i>lE ' ^ur das wenigste — nnd es ist ein Wunder, daß
>vc,H etwas übrig geblieben ist — hauptsächlich das,

oller Mühe nicht „kaput zu machen" war,

lichx ^sllt ont; und nur mit knapper Not eittgingen das Herr-

^ochtv il ^"^"Ebhous , das unübertroffene Chorgestühl, die
Ugo> ^ ^ ?Fenster nnd der noch von Mathäus Döblinger
l'era" erst kurz zuvor im Jahre 1518 vollendete „Oel-
Äbbild,?^^^ katholische Wahrzeichen (s. über dens. mit
^ßr „Münsterbl." 6. Heft, 1889), — welches in sinu-
^Ichen^m^ entfernen und zn verschleudern erst dein baye-
svllte ^"'6'went in den Jahren 1807—1808 Vorbehalten sein
chld noch anderes der Zerstörungswut, nicht ohne

? das

^"tn.de

^sue oder andere Monument mehr oder weniger be-
^Puren von den RuinicrnngSversucheu davongetragen

^itte. , , - , , ^
^Uter großanige Kirchenschatz, welcher gewiß nicht
dluöstaltnng des Münsters znrückstand, d. s. die
Alb ^ EOh sllbernen nnd goldenen Bilder, Kelche, Monstranzen
flieht Poranlente aller Art, wandcrte, so weit solcher
den Familien der Stifter reklamiert wurde oder
U das Deite kam, in das Steuerhaus, lieber das so
^^"^hous Gekommene liegt ein (in letzter Zeit im
^ta,!E.>' Kunst" teilweise veröffentlichtes) interessantes
der Unss!?E,p>uf der Ulmer Stadtbibliothek vor, welches unter
Uift: „Aller gaistlicher Klainater" ans 35 Blatt das
Pr^^ ?Ul nach P^er und Paul des Jahres 1525 aufgeuommeue
v oller Kircheu, Klöster und Kapellen zn
des Atünsters enthält, nach unserer Ansicht
^os letzteres betrifft, bei weitem nicht alles.
^84 wurden laut einer gedruckten Ankündi-
Mi Psarrkirchenbaupflegamts vom 13. Dezember nach
des nachmaligen Prälaten I. C. Schmid,
Verkaufes war, Monstranzen, Bilder,
toller^ ...chb und andere Kirchenzierden von Gold und
luien, öffentlich versteigert, ohne daß wn

^ ^er s ^ nuv
Neliqui

' weitere Schicksal all dieser damals unter den Hämmer-
en kn-^UEn Gerätschaften ?c. bis jetzt hätten im all-


^»cils'g^^' Erfahrung bringen können, als daß das meist!
^ ckudenhände gewandert sei. Ebenso isl die Ver-

mutung nickt abznweisen, das Münster- bezw. Hüttenarchiv
— wenn maie die auf den Mnnsterban und Einrichtung
bezüglichen Dokumente so nennen darf —- möchten bei diesem
traurigen Anlasse gleichfalls Schaden genommen haben, manches,
wenn nicht vernichtet, so doch verschleudert worden sein. Selbst
eine so berufene protestantische Autorität wie der Ulmer Su-
perintendent Konrad Dieterich (geb. 1575, ch 1639) kann sich
nicht enthalten, seine Entrüstung über die Barbarei und den
Vandalismus der Bilderstürmerei znm öftern ansznsprechen,
womit am und im Münster gehaust und wodurch „demselben
ein solcher Schandfleck angekleckert, welcher in Ewigkeit davon
nicht wird ansgewischt werden"?) Und — heute noch hat die ob
diesem Greuel der Verwüstung Einem sich unwillkürlich ans die
Lippen drängende Frage: „Was habt Ihr ans meinem Bethaus
gemacht?" eine gewisse Berechtigung! Im besondern blieb von
all den über 60 Münsteraltären, mit deren Vernichtung selbst-
verständlich anch die Menge der in das Münster gestifteten
Jahrtäge nnd Messen fiel, — anch der Hoch(Chor)altar
nicht — nicht ein einziger an seinem ursprünglichen Stand-
orte und hat sich überhaupt nachgewiesenermaßen nur ein
einziger — der bereits oben genannte Hutzenaltar — wie
durch ein Wunder bis auf unsere Zeit erhalten und merk-
würdigerweise nach über drei Jahrhunderten seinen Weg wieder
in das Münster zurückgefnnden, wo er nunmehr seine Auf-
stellung im Cborschlnß erhielt nnd sich als Hochaltar prä-
sentiert. Es ist dies das weltbekannte (mehrfach, so von
Manch, in den Verhandlungen von Ulm-Oberschwabeu, n.
Reihe, 4. Heft (1872), S. 6, von Presset, Münsterfestschrift
S. 108—111 beschriebene), Schaffnersche Altarwerk: Ge-
schlossen zeigen die Außenseiten der beiden Flügel in stehenden
lebensgroßen Figuren den heiligen Erhärt, Johannes den
Täufer, den heiligen Diebold und die heilige Barbara (welchen
vielleicht anch der Altar geweiht war); an der Predella ist
das Abendmahl mit ganz charakteristischen Köpfen angebracht.
Ans der Rückseite des Nltares befinden sich an der Staffel
das von zwei Engeln gehaltene Schweißtnch nnd am Schrein
ein jüngstes Gericht. Die vorzüglichsten Malereien bergen
aber die Innenseiten der Flügel; ans dem rechts an dem Altäre
ist die Familie des Zebedäus, welcher sich über ein Stückchen
Mauer lehnt nnd dem kleinen von Maria Salome auf ihrem
Schoße gehaltenen Johannes dem Evangelisten eine Birne
bietet, welche anch der kleine, in der linken Hand ein Stamm-
täfelchen haltende Jakobns mit der andern ergreifen will.
Auf dem linken Flügel befindet sich die Darstellung der Fa-
milie des Alphäns: Maria Kleopha mit vier Kindern, von
welchen Jakobns d. j. an der Mutter Brust liegt, Simon
Cananens seinem Vater ein A-B-C-Täfelchen weist, Judas
Thaddäus ans einem Steckenpferd reitet und Josephns Justus
mit einem an einem Faden flatternden Vogel spielt. Auf
einem Täfelchen an der Säule hinter Alphäns ist das Mono-
gramm Schaffners: Die Buchstaben N. nnd 3. verschlungen
und die Jahrzahl 1521 sichtbar. Im Schreine selbst befindet
sich ein feines von Daniel Meth gearbeitetes Sknlpturwerk:
im Vordergründe sitzt fast in Lebensgröße auf einer Bank
Maria mit dem Kinde auf dem Schoße nnd ihr links Anna,
welch letztere znm sichtlichen Wohlgefallen Marias dem Kinde
^ Wie man darüber mit der vvii I. C. Schmid in seinen Denk-
würdigkeiten der Ulmischen Nefvrmalionsgeschichte (S. 201) nnd anch
von andern in ähnlicher Weise gemachten Bemerkung: „...Wenn
gleich hie nnd da etwas, was nicht leicht wegzunehmen ivar, mit Gewalt
zerstört wurde, so ist doch der Name Bilderstürmer, welchen sich
diese Männer nicht nur von den Katholiken, sondern anch von den
Angsbnrgischen Konfessionsverwandten znzogcn, zn hart. . ." hinweg-
kommen kann, ist geradezu unerklärlich!!!
 
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