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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 12.1894

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Beck, Paul A.: Zur Geschichte der Buchdruckerkunst in Ravensburg und Altdorf-Weingarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.15916#0011

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inan zway schöne, wie solches Landesart vnnd thal erleide»
khündcn, behansnng sampt zwcy lustigen Badhütten mit Fen
stern und Läden Anfferbawet, daß also der zeit auf die 40
vnnd mehr Persohnen jhrcn genuegsamen vndcrschlauff haben
mögen." „Wie dann" — so fährt der Medikus fort — „bc-
reithS ncse letztere Jahr bis in 70 Persohnen von Unter-
schidlichen orten zur erhaltnng vnnd erlangnng der gesundhait
diesen Haylsamen brunnen besucht und mit gutem Lontercko
gebraucht haben, vnd würdt hoffentlich der effectus vnd große
würknng deß Rotben Brunnens desto stärker, weil er jetznnd
ein besnndere inlluentiam vnnd einflnß hat, von dem Rosen-
fardcn Blnot Jesu Christi, In dessen dition vnnd Herrschaft
er jetzundt fliest. Dazne sich auch weiter gar wohl reimet
der orth da er entspringt, so von Atters her genannt würdt,
Ma Donna, zu Deutsch soviel alß vnnser Fraw. — Sv ist
aber die Glvrwürdigste Gottesgebärerin, Vnter anderm Ehren
Titul, auch mit disem begabt, daß sy genannt würd Outeus
acquarum Viuenkium, Ein Bonn deß Lebendigen Wassers,
Welche ohne zweiffel, weil sie ist Lalus intirmorum, Ein
Hayl der Kranken diß Lebendig- vnnd Haylmachende Wasser;
desto henffiger würdt lassen fließen und Ihr operation vnnd
würknng desto stärker vnnd Kräftiger erzeugen." Weiter heißt
es dann nach Lapuk I: „Von gelegenheit, Vrsprnng, Würknn-
gen vnnd Nammen dises Haylsamen Brunnens in der Herr-
schasft Blumenegg gelegen, welche dem Löblichen, deß Hayl:
Rom: Reichs Gottshans Weingarten gehörig 5 stundt weit
von dem Schloß Blumenegg, 8 Stund weit von Veldtkirch
in der Psarr ack 3. Oominicam, zu dem Sonntag ge-
nannt, zwischen vier Hocken rauchen Felsen vnd Alpge-
birgen .vmb diesen Brunnen wachsen Vill Förene wie
auch im gantzen Thall, Thanne, Buechen, Jbenholtz, ein ge-
stend Mijrtus genannt, Tentsch Alpröslin mit schönen Purpur-
farben, Blumen, Item ein gesteud den Güldenen Chamenderlin
gleich, daß es doch nil ist,.vill krentter, deren bey
den Medicis niehrertheil vebekandt; sonsten findet man auch
gembsen gewild, Hirsch vnnd wildgeflügel genugsam, wann die
Jäger vnd schützen daß Ihrige darzne Thuen wollen, von
welchen Jederzeit den Badgästen Ihren Theil gegeben würdt."
— Der um das Gemeinwesen und die leidende Menschheit
hochverdiente Arzt starb i. I. 1670; seine Nachfolger im
Stadtphysikate wurden die voctores Ulrich Helmling und
Jeremias Stern.
Die damaligen Buchdrucker waren in Ravensburg wie
anderwärts zugleich ihre eigenen Verleger und vertrieben die
von ihnen gedruckten Schriften selbst, ebenso auch andere, nicht
durch sie selbst gedruckten Sachen, sowie Kupferstiche n. dergl.,
waren also Drucker, Verleger und Buchhändler in einer Per-
son. Dagegen durften sie die von ihnen gedruckten und ver-
triebenen Bücher und Schriften nicht selbst einbindcn, sondern
hatten dieselben „von hiesigen Buchbindern um lcidenlichen
Preis" (nach einem Ratsbeschlnß von 1665) binden zu lassen;
gebundene Exemplare durften sie bloß unter Einhaltung der
cbengenannten Vorschrift feilhalteu, wozu zu bemerken ist, daß
die Bücher früher meist gebunden ver- und gekauft wurden.
Schon unter dem 28. Februar 1622 hatte der Rat einge-
schärft: „Der Buchdrucker allhie soll den Buchbinoern" (welche
in früheren Zeiten mehr oder weniger die heutigen „Sorti-
menter" waren) „keinen Schaden noch Eintrag thun." Sonst,
wie z. B. über die Einrichtung der Druckereien, ob dieselben
mit Gehilfen arbeiteten u. s. w. , auch über die Häuser, in
welche» sie betrieben wurden, hat sich bis jetzt in Ravensburg
nichts eruieren lassen. Bon späteren Navensburger Druckern
werden um d. I. 1670 Hans Jakob Wörlin und zu An-

fang dss 18. Jahrhunderts Wolf. Seb. Herrlikofer ge-
nannt. Im abgelanfenen Jahrhundert war immer ein Drucker
in der Stadt, ab und zu auch mehrere. Doch war die Bnch-
drnckerei, wie solche überhaupt erst etwas spät daselbst Ein
gang gefunden, und der Verlag in Ravensburg nie von großer
Bedeutung und Ausdehnung; bedeutende Werke wurden daselbst
überhaupt nicht in Druck gegeben, sondern nur kleinere Schrif-
ten, Kalender und Nndachtöbücher, deren Auflagen zudem klein
gewesen zu sein scheinen, so daß es schwer hält, Navensburger
Drucke aus den beiden letzten Jahrhunderten anfzutreiben.
Die Zahl, bezw. eine Uebersickt über die im 17. Jahrhundert
aus Navensburger Druckstätten hervorgegangencu Werke und
Schriften hat sich bis jetzt nicht feststellen lassen. Einer der
hervorragendsten deutschen Antiquare, Ludwig Rosenthal in
München, bezeichnet (in seinem 61. Katalog, kath. Theologie)
selbst eine so unbedeutende Schrift wie die i. I. 1751 zu
Ravensburg (auf 62 S.) erschienene „Jubel-Jahr von Bene-
dikt XIV. verliehen samt Gebeten" als „seltenen Druck!"
Ein fleißiger Navensburger Gelehrter im vorigen Jahrhundert
war der durch seine „Abhandlung von der wahren Größe
eines Fürsten" bekannt gewordene Ratsherr Job. Bapt. v.
Knoll, von welchem auch folgende Schrift herstammt: »visser-
tatio 6e 3ueviae Iridunali, Kav. 1745«. Erst zu Anfang
des jetzigen Jahrhunderts nahm die Buchdrnckerknnst zu Ra-
vensburg mit der Gründung der I. A. Gradman»scheu
Druckerei, Verlags- und Sortiments-Buchhandlung i. I. 1802
einen neuen Aufschwung; namentlich hat sich Gradmann im
Steindruck hervorgethau. Dieses Gewerbe, bezw. Kunst, scheint
aber von dem Gradmannschen Geschlechte schon früher betrieben
worden z» sein; u. a. giebt es eine seltene „Karte von dem Il.av-
enspurAlsclren )aZt:-Oistrict. lDieckr. 6ra6mann Oel. et
sc. Raveusp. 1735." (<qu. toi.)
Es ist schon öfters die Vermutung ausgesprochen worden,
die Buchdrnckerknnst möchte wohl in dem benachbarten berühm-
ten Benediktinerkloster Weingarten, welches sich von jeher durch
Pflege der Wissenschaften hervvrthat, frühzeitig ansgeübt worden
sein, allein — es fehlen dafür alle Anhaltspunkte und sieht
es nicht darnach aus, als ob solche noch gewonnen werden
könnten; nur soviel liegt nahe, daß sogenannte Wanderbnch-
drncker in den ersten Zeiten der Buchdrnckerknnst in dem
Stifte sich ab und zu aufgehalten und das eine oder andere
zu Druck gefördert haben mögen. Die Buchdruckerkunst erhielt über-
haupt in ihren ersten Zeiten durch die Klöster nicht die For-
derung, welche man sich vielfach gemeiniglich vorstellt, sofernc
sie nicht ohne Grund in derselben eine mächtige Konkurrenz
mit der bisher fast ausschließlich durch sie betriebenen schrift-
lichen Vervielfältigung schriftstellerischer Produkte erblickten.
So können wir auch aus Weingarten, bezw. Altdorf erst im
17. Jahrhundert eine Druckerei und gegenüber von Deschamps,
welcher eine i. I. 1696 gedruckte Schrift (ohne den Titel
genau anzugcbcu) eines Mönches P. Cretz als ältesten Alt-
dorf-Weingartner Druck anführt, als älteste und dabei seltenste
daraus hervorgegangenen Drucke nennen: „Himmlische Nachti-
gall, singend die gottselige Begirden der büßenden und heiligen
und verliebten seel. In Hoch Teütsche Sprach übersetzt.
durch I. G. (alias Ehr.) He(a)iuzmann, Weingarten, 1683,
mit 46 emblematischen Kupfern von M. Küsel(l)", welche
seltene Ausgabe K. Goedecke in seinem Grundriß zur Gesch.
der deutsche» Dichtung, 3 Bde., Dresden 1881, und Wellers
„Annalen der poetischen Nationallitteratur der Deutschen im
16. und 17. Jahrhundert" (2 Bde., Freiburg i/B. 1862/64)
nicht anführen, wogegen Goedecke III, S. 196, Nro. 11, und
! K.W. L. Heyse in seinem „Bücherschatz der deutschenNatinonal-
 
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