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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 12.1894

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Die ehemaligen Kapuzinerklöster in Ueberlingen und Markdorf, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15916#0055

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Im Jahre 1450 wurde au der Stelle der zu klein ge-
wordenen Kapelle eine größere erbaut und im Jahre 1464
drei Altäre und in Verbindung damit drei Bcuefizieu errichtet.
Im Jahre 1469 war der ganze Bau fertig und fand am
Weißen Sonntage die Einweihung statt. Obwohl keine dieser
Kaplaneien, worüber das Patronat dem Stadtmagistrate zu-
stande mit der Seelsorge verbunden war, so übte doch wegen
des großen Konkurses zur dortigen Wallfahrt einer, wie ans
einer Anfzeichnnng vom Jahre 1590 hervorgeht, mit Ge-
nehmigung dcö Diözesanbischofcs die nötige Seelsorge, und
besonders das Predigtamt, ans.
Im Jahre 1655 wurden an die Wallfahrt am Bilbachc
von den Vätern der Stadt Markdorf Kapuziner berufen,
nachdem schon am 4. Oktober 1652 der Grundstein zum
Kloster gelegt worden war, wobei der Dekan und Stadt-
pfarrer von Markdorf, Or. Andreas Dornsperger die Festrede
hielt. Nach Einführung der Kapuziner zog man die drei
Kapläne, welche bei dieser Wallfahrtskirche angestellt waren
und dort ihre Wohnung hatten, in die Stadt. Auch die Ein-
künfte der Wallfahrtskirche wurden mit den kostbareren Ge-
räten und Paramenten der Stadtkirche einverlcibt. Das
wnndcrthälige Gnadcnbild ließ man an Ort und Stelle. Der
Turm der Wallfahrtskirche wurde niedcrgerisscn und die Steine
zum Klosterban verwendet. Am 22. Juli 1659 nahm der
Diözesanbischof Franz Johann die Einweihung desselben vor.
In diesem Kloster lebten beständig zehn bis zwölf Patres,
welche fleißig in der Stadt und Umgebung in der Seelsorge
anshalfe». Gegen eine kleine Entschädigung stellten sie:
1. Alle 14 Tage einen Beichtvater nach Meersburg,
um die Seminaristen im dortigen bischöflichen Pricstcr-
seminar Beicht zu hören.
2. An allen höheren Festtagen — 27mal im Jahre —
halfen sie in der Stadtkirche im Beichtstühle ans.
I. Von Gcorgii bis Martini gingen jede» Samstag
zwei Patres auf den dreiviertel Stunden entfernten
Wallfahrtsort Allerheiligen, um dort den Gottesdienst
zu besorgen.
4. Auch versah ein Pater, abwechselnd mit dem Stadt-
pfarrer, die Pfarrkanzel.
5. Ebenso war ein Pater Beichtvater bei den dortigen
Klosterfrauen.
6. Während des Jahres halfen sie übcrdcm noch an
22 Orten in der Umgegend in der Seelsorge ans.
Am 24. November 1678 starb daselbst Pater Florians
aus Oberstorf. Er verband Klugheit mit Frömmigkeit, De-
mut mit Autorität und Liebe mit Strenge. Er unterrichtete
die Novize» in den hl. Wissenschaften wie in der Aszesc.
DaS Amt eines GnardianS und Definitors versah er mit der
größten Gewissenhaftigkeit. Bei seinem herannahendcn Tode
ermahnte er seine Mitbrüder zur brennenden Liebe gegen die
aller-seligste Jnngfran und zur Ordensregel und versicherte sie,
daß nichts geeigneter sei, mit Ruhe und Freude seinem Ende
cntgcgenzuschanen als die Bestätigung dieser.
. Am 19. November 1697 starb daselbst Pater Franziskus
Josephns von Bußmannshausen aus dem freiherrlich von
Nvthschen Geschlechte. Er war bereits Domherr zu Konstanz
und hatte alle Aussicht, den Bischofsstab daselbst zu erlangen,
als er von einem heroischen Entschlüsse getrieben der Armut
und Demut des Kapnzincrordens sich weihte. Er hatte hier
abwechselnd das Amt eines Guardians, Definitors und Kustos
zu versehen, obwohl cS ihm am liebsten gewesen, aller Würde

entsagen zu dürfen. Er war ein ebenso eifriger als beredter
Prediger, geziert mit allen Tugenden, die einen Kapuziner
anszeichnen. Vor seinem Tode, zu dem er sich in erbaulichster
Weise vorbereitete, besuchte ihn noch sein Brnder Marqnard
Rudolf, Bischof von Konstanz, und hinterließ ihm seinen bi-
schöflichen Segen.
Am 24. November 1718 starb zu Markdorf der gott-
selige Kapuzinerpriester Pater Marzellian ans Seeg. Er
wirkte als Guardian und Novizenmeister in der erfolgreichsten
Weise. Ein Mann ohne Falsch und Arg konnte er Nieman-
den täuschen außer in Bezug auf den Genuß von Speise und
Trank und Schlaf. Es schien wohl, daß er in Bezug darauf
den Bedürfnissen der menschlichen Natur im gewöhnlichen
Maße Rechnung trug; aber es schien auch nur so. In Wirk-
lichkeit that er sich hierin de» größten Abbruch. Strenge
kannte er nur gegen sich, während er gegen andere die Milde
selbst war. Gott zeichnete seinen treuen Diener noch zu Leb-
zeiten ans wunderbare Weise ans. Es wurde ihm zu Jmmen-
stadt im Allgäu ein vierjähriges Kind gebracht, das durch
irgend welchen Unfall seinen Mund nicht mehr anfthnn und
so auch keine Speise zu sich nehmen konnte, so daß es dem
Hnngertode verfallen schien. Pater Marzellian gab ihm mit
zum Himmel erhobenen Angesichte seinen Segen und siche!
alsbald konnte das Kind den Mund wieder bewegen und
öffnen. An Tugenden reich schied er ans diesem Leben, um
den Lohn dafür im ewigen zu empfange».
Noch eines anderen heiligmäßigen Mannes wollen wir
Erwähnung thun, wenn er auch nicht dem Kloster Markdorf
angehörte, das damals ja noch gar nicht bestand; er erblickte
aber in der Nähe von Markdorf, in dem Dörfchen Grün-
wangen, das Licht der Welt. ES ist der gottselige ?. Jo-
hann Brunner, st der Begleiter des hl. Fidelis von Sig-
maringen ans seinen apostolischen Missionen, namentlich ans
seiner letzten, die ihm die Martyrkrone brachte. Es war im
April 1622, als sic miteinander ins Prättigan zogen. Unter-
wegs sprach ?. Johann zu dem Heiligen: „Was würden wir
wohl thnn, wenn uns ein Hansen Rebellen überfiele und zu
erschlagen drohte?" In ruhiger Seelenstimmnng gab ?. Fi-
delis zur Antwort: „Nichts anderes, als was die hl. Mär-
tyrer thaten; wir würden uns freiwillig im Namen Gotteö
dem Tode hingebcn." Der Heilige, der seinen Tod vorans-
wußte, bereitete sich durch Gebet und Nachtwachen ans den-
selben vor, und beichtete den 24. April 1622 in der Frühe
dem ?. Johann reumütig seine Sünde», beauftragte denselben,
Christenlehre zu halten, und wenn der Hauptmann von Ka-
stelS angekommen sein werde, die hl. Messe zu lesen; dann
umarmte er den lieben ?. Johann und schied, mit den Worten:
„Ich will nun nach Sevis gehen, obwohl ich gewiß weiß,
daß sie nicht in Aufrichtigkeit wandeln, sondern viel Arges in
ihrem Herzen gegen mich Vorhaben; allein ich fürchte mich
nicht, wenn ich nur getreu bis znm Tode daö Predigtamt
verwalte." Er ging nach Sevis und starb dort noch am
nämlichen Tage den glorreichen Martyrtod. Auch ?. Johannes

st Ei» Bruder desselben, k. Leonard, I)r. tüsol., war Bene-
diktiner zn Einsiedcln; ein anderer, der gleich ihm Johannes, war
Amman zn Untersiggingen; ein dritter Brnder, Jakob, Bauer daselbst;
ein vierter, Friedrich, war der hvchfnrstlich Meersbnrgische (Konstanzische)
Lehenbauer und Heitigenbergische Amtmann zn Altenweiler, während
der, wie es scheint, älteste Brnder Christian, als Bauersmann zn
Griinwangen lebte und daselbst 1602 starb. Eine Tochter von dessen
zweitem Sohne Johannes, AamcnS Walburga (geboren 16'4), wurde
in der Folge Klosterfrau zn Hcrmannsberg, deren jüngerer Brnder
Paulus aber nachmals Pfarrer zu Roggenbenren, wo er ein Familiensti-
pendinm stiftete.
 
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