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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 12.1894

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Beck, Paul A.: Klostertheater in Marchthal – ein Beitrag zur Geschichte des Schuldramas in Schwaben, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15916#0058

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5. 3eptembris 1765, kllmne'idicl. (8 Bll., impaginiert, mit
Liste der Darsteller).
5) lAü^ses in suinmnm sncerclokem electo Maroni
benecliccns. Ornmn mrisicum etc. Ilonoribus krnncisci
Lnroli )oseplri kr>§§cr, episcopi Oomitiopolitoni etc.
et sufll'LMnei Lonstnntiensis nec non prnelnlorum elec-
tioni et beneclictioni T^ssistentiunr lVInuritii nbbntis kot-
Iiensis, Xicolai nddntis Loietlinni, IZnntii nddntis Nnrcll-
tnllensis neo — electi et deneclicti etc. post pernckn 3.
Lcneclictionis solernnin etc. clcclicntum et n Nusis iVlarclr-
tnllcnsibus 6ecnntntunr z. stulii nnno 1768, Dlinae, ib!6.
(8 Bll., iinpaginiert, lateinisch).
6) 3. LLsinrirus Xc § ius ? o 10 n i L e ? ri n c e p s
cl e 11 b ern ns. Trngocclin etc. leonoribus I^nntii nbiantis
etc. in trne nnni scleol. exli. 3eptembri 1770, lillmne
ibicl. (8 Bll., iinpaginiert, mit Aktorenliste), lateinisch.
Dazwischen hinein fielen die zwei folgenden Festgedichte
zn Ehren deö Aufenthaltes Maria Antoinettes im March-
thaler Kloster am l. ans 2. Mai l770 ans ihrer Brautreise
von Wien nach Paris:
n) „Veste Gesinnungen schwäbischer Herzen re." von
Seb. Sailer, allbekannt und in allen Ausgaben der Sailer-
schcn Gedichte wiedergegcben; erste sehr gesuchte Ausgabe dieses
EinzelgedichteS i. I. 1770 ebenfalls bei Wagner in Ulm
(O. O. und O. D.) gedruckt. — Es ist auch das Verdienst
Sailers, die allen Mysterien vom „Fall Lncifers", „Adam
und Eva", vom „Sündenfall" und „der Erschaffung der Welt"
zeitgemäß nmgestaltet und wieder zn Ehren gebracht zn haben,
wofür ihm denn auch die Würdigung durch Goethe und Phil.
Eduard Devrient zu teil geworden ist.
b) „Der erste Mai", zn unverwelklichem Andenken
von Bcrnh. Maria Kögel, ersten! Rat und Oberamtmann
des Klosters Marchthal, welcher, wie Sailer in seinem „jubi-
lierenden Marchthal" bemerkt, „diesen merkwürdigen Vorfall
mit seinem in den Müsenbach getauchten „Kiele" beschrieb und
besang"; gleichfalls bei Wagner im selben Jahre gedruckt.
(Auszüge ans diesem Ehrcngedicht finden sich in dem Aufsatze
des Verfassers dieses: „Ein Tag ans Marchthals Kloster-
manern, eine Erinnerung an M. Antonias Aufenthalt in
Schwaben" sin „Alte und neue Welt, ilnstr. kathol. Familicn-
blatt", XII. Jahrgang, 1878, S. 718/720; 746/752; 755/759;
Einsiedcln re., Druck und Verlag von Gebr. Karl und Nikol.
Benziger, 1878.)
7) „Die Seufzer der gefesselten Sinnen", ein
Singspiel auf Abt Ignatius (Stein ans Rottenbnrg a. N.)
von Marchthal, von dessen Pflegekind, G. N. B. (?), Ulm,
1771. (14 S., deutsch.)
8) IIu§oiris ln n Unk o r i s irostri IVI n r clr lul-
len sis Oibernkio, trn^oeclin Duclis sneculnribus clntn
nc bonoribus nbbnkis IZnntii etc. in trne nnni scbol. exbib.
lVIruclrtalli z. ek 5. 3eptembris 1771, bllmne, ibicl. (4 Bll.,
bloß lateinisch-deutsche Disposition). Pfalzgraf Hugo von
Tübingen ist mit seiner Gemahlin Elisabeth Gräfin von
.Bregenz 1171 der Stifter des von Roth ans, dem Staiinn-
klostcr aller schwäbischen Norbertiner besetzten Prämvnstra-
tenserklosters Marchthal.
9) knulus Vas electionis nc Xovus I§nn-
tius. Ornmn musicum etc. bonoribus etc. 7^u§ustini,
kicket. fsonirn. Xepom. IVlnriae ^.ntonii k. 11. cle Ickorn-
stein in NeitercZin§en etc. episcopi Lonstnntiensis in
kontitäcnlibus vicnri! ^enernlis etc. nec non kraelntorum
lVlnuritii, nbbntis kotbensis, Xicolni 3oretbnni, tum Ma-
xime knuli, nbbntis lVIal'cbtballensis etc. n ckevotissimo

lVlarcbtallo ckecantatum clie 26. T^prilis 1772. kllmae
ibicl. (8 Bll., iinpaginiert, lateinisch).
Alle diese Stücke, in welchen ganz in der Weise deö je-
suitischen Schuldramaö keine einzige Frauenrollc vvrkommt,
wurden in Marchthal öffentlich auf einem eigenen Theater anf-
geführt. Von einigen wurde nicht der ganze Text, sondern bloß
eine Art Auszug oder größeres Inhaltsverzeichnis oder Dispo-
sition (scenarium) nebst angehängter Aktorenliste gedruckt, was
dann wohl die Stelle des heute gebräuchlichen Theaterzettels oder
Textbuches zn vertreten hatte und als Einladung bezw. als Pro-
spekt in die Nachbarschaft versandt wurde. Das ganze Marchthaler
Ncpertoir wird man sicherlich in den vorverzeichneten Stücken
nicht vor sich haben; dann und wann mag auch ein Stück
gar nicht gedruckt worden sein. Auch „Passion" wurde in
Marchthal in modifizierter Form gespielt; Abt Edmund Sartor
(1748—1768) hatte ausdrücklich angeordnet, daß man alle
Geheimnisse der göttlichen Martergeschichte am Karfreitag in
kurzen theatralischen Auftritten dem Volke vvrstellen solle und
Sailer hatte noch in seinen letzten Lebenslagen „eine geist-
liche Schallbühne deö Leidens Jesn Christi, in Oratorien anf-
geführt" geschrieben. Die Dichter der Stücke, deren Namen
leider nicht angegeben sind, hat man Wohl stets im Kloster
selbst zn suchen; das eine oder andere ist sicherlich der Muse
Sebastian Sailers entflossen, der ja bekanntlich auch gut la-
teinisch schrieb, bezw. versifizierte. Beinahe alle diese Stücke
sind, um einer gewissen Monotonie zn begegnen, mit Musik
durchsetzt, deren Komponisten man unter de» zahlreichen mnsi-
kalisch gebildeten Konventualen zn suchen haben wird. Von
diesen heutzutage sehr selten gewordenen Marchthaler Kloster-
dramen lasse» wir hier zunächst den X a o - D s i n u s, ein
Trauerspiel a»S China, folgen. Wie verschiedene Stücke,
z. B. die das Jahr zuvor daselbst anfgcführte Tragödie vom
portugiesischen Minister Herzog von Averio an die Pombalsche
Gewalt- und Schreckensherrschaft, knüpft auch das vorliegende
Schauspiel an die Zeitgeschichte (zn vrgl. den Passus im
ar§.: ... ,.exbibenck!s irostri temporis bistoriis jamjam
assuetum"), nämlich an die Zeit der damaligen lebhaft die
christliche Welt bewegende» Glanbensverfolgung in China an.
In China hatte — um ein kleines Bild von der Sachlage
zur Orientierung einigermaßen zu geben — bekanntlich das
Christentum schon in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
etwas, wenn auch anfangs sehr spärlichen Boden gefaßt. Der
rühmlichst bekannte Jesuite Mathäns Ricci (geb. im Jahre
1552 zu Macerata, P 1610 in Pecking) war der erste,
welcher in diesem bis dahin völlig abgeschlossenen Reiche als Glan-
bensbvte und sogar bis zum kaiserlichen Hofe vorgedrnnge»
war; nach Ueberwindiing ungeheurer Schwierigkeiten hatte er
sich zn Tschan-King-Fn in der Provinz Kanton mit zwei Or-
densgenossen niedergelassen und die erste chinesische Mission
begründet, verschiedene Werke in chinesischer Sprache heranö-
gegeben und nach seinem Tode selbst bei den — sonst jedem
Fremden auSgesprocheiiermaßen feindlich gesinnten — Chinesen
ein gutes Al.Henken hinterlassen. Nach der im Jahre 1654
zn Nom herauSgekommenen Abhandlung des Jesuiten Mart.
Martini über den Zustand des Christentums in China
wurden bereits um das Jahr 1617 13 000 Christen im Reiche
gezählt, welche Zahl im Jahre 1650 bis auf 150 000 cm-
porstieg; sie wurde innerhalb von 20 Jahren zehnmal so
groß als sie früher während 40 Jahren gewesen war. Dem
rnhmeswürdigcn Ricci folgten seine Ordensbrüder — immer
nach jeweiligen schlimmen Zwischenfällen — Jak. Pantoja,
3abbntmr>8 cle klrms, k. Nikolaus aus der Lombardei,
k. Joh. Tcrentins, Jak. Rho und unter der Regierung des
 
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