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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 12.1894

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Weiß, Josef: Maximilian Ernst, Graf zu Oettingen-Badern als Student zu Ingolstadt 1665-1667, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15916#0087

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mich bezahlt; hat eS doch mich gleichwohl auf ein 6 oder
7 fl. gekostet. Und wäre ich wohl niemals hinansgereist,
wenn nicht Herr Doctor Nath uns selber geraten hätte.
Ans Ursachen, weil es hier oiUiimrie in der Fastnacht aller-
lei Possen und Naufhändel gäbe, wäre also viel besser, wir
sollten von hier weg und anderwärtig unsere Fastnacht zu-
bringen, weil es in den Kosten einweg allhier soviel kostet,
als wir anderwärtig verzehren thäten. Und bevorderst aber
zu Entsliehung der Naufhändel, welche auch, wie er gesagt,
geschehen, wie dem Herrn Obrist Kaspar sein Sohn, welcher
allhier studiert, von den Soldaten ans den Tod gehanet wor-
den vergangenen Fastnacht Sonntag, daß er schwerlich davon
kommen wird; welches die Studenten die andern zwei Tag
brav revanchieret und wohl ein vier Soldaten zwischen 8 und
9 Uhr zu der Nacht wieder wacker gehauen und etlichen an-
dern die Degen genommen. Bitte auch, der Herr wolle Ihr
Gdn. Herrn Vater» nnterthänigst referiere», daß, wann er
das Kostgeld herabschickct, auch Ihm gnädig wolle belieben
lassen, das Geld für die erkauften Bücher und die 3 fl. Ein-
schreibgeld zu überschicken. Bitte auch, der Herr wolle Ihr
Gdn. Herrn Vater» gehorsamst berichten, daß ich alle Quartal
den hiesigen Pedellen ein Gulden geben muß und dies heißt
man Qnatcmber-Gcld, welches ich ihnen auch schon einmal
gegeben. Zum ander», daß ich dem hiesigen Feldscheer *) für
baarschneiden, kopfwaschen und barbieren auch muß 3 Tha-
ler geben für das ganze Jahr; denn, wo mir dieses Ihr
Gdn. Herr Vater nicht schicket, kann ich dieses .nicht bezahlen,
was ich schuldig bin. Ich wollte nichts mehr wünschen, als
daß ich soviel jetzt von Ingolstadt weg wäre, als ichigewesen bi».
Ich wollte wohl bitten und betteln, daß ich so leicht nimmer
berkäme! Bitte, der Herr wolle mein Sachen bei Ihr Gdn.
Herrn Vätern ans das beste Vorbringen; unterdessen aber
werde ich verbleiben
des Herrn
Ingolstadt dienstschuldiger
den 18*°" Nnrtii Max Ernst Gras zu Oettingen
nnno 1666. mxÜL.
I^L. Bitte auch, der Herr wolle Ihr Gdn. Herrn Vater»
nnterthänigst referieren, daß, was in dem Kostzettel
stehet wegen des Zimmer, sei wohl nicht soviel wert
und ich glaube nicht, daß man es schuldig zu bezahlen sei,
weil sie (die Hausfrau) schon einmal anders mir Ihr Gdn.
Herrn Vätern
tractieret hat; sie möge jetzt für ein excuse verwenden,
wie sie wolle."
Auch ?. Tauner hatte wohl dem Hilferuf seines Schütz-
lings sofort Gehör geschenkt und nach Katzenstein geschrieben.
Was er aber dabei von dem Leumund des Sohnes dem Vater
verriet, daß der Sohn nämlich im Verdachte stehe, jüngst nächt-
licher Weile bei einem „Radau" mit — wie ein Studio unserer
Tage sich ausdrücken würde — „Schnurren", „Knoten" und
„Polypen" d. h. den städtischen Nachtwächtern, ,,Hrme res
Avnvissime lerkur n senndu ncackemieo",^) sich hernmge-
') „Jdr hochgräfl. Gnaden Herr Herr Graf von Octling x. x. soll
mir hernach benanMen geben, was fvlgl:
Von barbieren, haarschncidcn, kopswaschcn 3 fl.
Ihr» Gdn. 4 mal die Nägel am Fuß an großen Zehen
ausgeschnitten, für eines 24 kr., lhuet von 4 mal 1 fl. 36 kr.
Summa 4 fl. 36 kr.
Stephan Andre
Barbierer und Wundarzt."
2) illius causa a Niebus 14, kroc est a 2 Na Nie dkartil
bauN mecliocriter solkicitus sum. lila euim Nie cum sub vssperum

schlagen zu haben, das war nicht dazu angethan, den „alten
Herrn" zur Munificenz gegen den Studio zn stimmen. Es
blieb auch ein weiterer Brief des Sohnes wie auch ein solcher
von ?. Tanner ohne Echo, erst, als am 12. Mai die Kost-
fran mit einer Neebnnng von 69 fl. und 41 kr. Lärm zu
schlagen anhnb, da begann es in Katzenstein lebendig zu wer-
den. Ein Bote fand sich eines Tages bei Max Ernst ei»
und überbrachte „in einem Sack mit zwei hochgräflichen Pet-
schaften verpetschicret 137 fl. 51 kr." und eine summarische
briefliche Lektion von dem Vater, folgenden Inhalts:
„Herzgeliebter Sohn!
Wie mein vor diesem erfolgtes Versprechen gelautet, hast
Du hiebei für das einstehende Quartal wegen der erlaubten
Necreation 12 Nthlr. zn empfangen und sogut Dir wissend,
daß ich Dich vornemlich Stndierens, gar aber nicht Reifens
oder Excrcitien halber ans Ingolstadt gethan, auch vor allen
andern zu denen von Preysing, nicht aber ans solche Weise
zn dem Grafe» Fuxens Hallen sollest: so gewiß gedenke ich
anbei, einige Kosten wegen verlangender oder allbercit wider
mein ausdrücklich Verbot gebrauchter Exercitien mit Nichten
aufzuwenden, sintemal Dn es gleich anderen Extraordinari-
kvsten von Deinen cgunrtLliter empfangenden Spaßgeldern
abznstatten, und die übrigen ans Dich gehenden und erlaubten
Kosten zuvorhin mir viel und aber viel zn schaffen geben,
daß ich mit sauerer Mühe nur diese anftreiben und znsammen-
bringen kann. Auch Du Deine Gedanken nach der Zeit
anders nicht, denn alleinig ans die Studia zn richten; das
übrige wird sich schon zu folgend künftiger Zeit finden.
Sonsten was für passierliche Posten für diesmal Deinetwillen
abzustatten, habe die nunmehrige Verordnung gethan, daß
deßwillen sowohl Deiner Kostsran als auch andern Deinen
Creditoren Satissactivn gegeben werden solle, welchem nach
mein väterliches beharrliches Vermahnen dahingestellt bleibt,
daß Dn alle möglichste Sorg, Mühe und Fleiß ans die
Slndia wende», außer denen, so ich erlaubt, weitere Kosten
ja nicht machen, oder nichts gewisseres, ob Dn auch in den
Schuldthurm hierob gerietest, denn daß ich Dich ehender gar
crepieren lassen wollte, zu gewarten haben sollest! Wie dann
absonderlich auch Deine, zwar mir nicht mißfällige Reise ans
Augsburg von Deinem eigenen Spaßgeld billig ist gut zn
thun, weil inzwischen die Ordinarikvst nichts destvweniger ist
fvrtgelaufen, und ohne Anhanduchmnng solcher Reise in
Ingolstadt Dir ebenso wohl gut möglich gewesen wäre, Dich
des AnSlansens und böser Gesellschaft zu enthalten! Vor
allen Dingen aber wollest Dich bei nächtlicher Weile, wie ich
vernimm, geringstens nicht betreten lassen, denn ich habe Pater
Tanner ausdrücklich auf diesen Fall ersucht, daß Du ohne
einige Gnaderwcisnng wie andere Nachtbachanten der Schärfe
nach tractieret werden sollest, auch würde ich anbei nichts
weiteres an Spaßgeldern reichen, ja alle väterliche Hilfsband
gar abziehen. Ist nicht allein an dem, daß mir ans Bal-
curn »küs socris (non ikkis quickem incli§nis statu suo) in Irospitium
covvenisset, säult» iurn nocte cum ills turb» egressus in xlstess
tumultusntes inter, starre omninn etium inter cos creäitur, Hui pud-
^ kicos vixiies nocturnos sx§ressi sint, <xu»e reg §rsvissime fertur L
! senutu scsäemico, cjuoä scilicst nuper sämoäum »kii eiusäem cri-
inillis rei streue icleo prnxim! äimissioni uv »csäemis, ets! tsnäein
cleme.ntior! poens csstigsti sint, nikiil turnen terruerint cseteros.
Laus» nonäum exsminsts est, nec^ue sstis scio, r^usin reus sit
D. dksximik. kirnestus, vehementer turnen timen, ne »kirre eti»rn eius-
riem nocturnue v»§»liones in meciium prokersntur."
') Wahrscheinlich der »och im nämlichen Semester dimittierte Graf
! Fux von Löwenberg.
 
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