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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 25.1907

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Schön, Theodor: Schwäbische Biographien: Herzogin Maria Augusta von Württemberg, geborene Prinzessin von Thurn und Taxis, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18486#0194

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Am 10. August 1737 schrieb Raab
weiter: „Die bisher eingelangten kaiser-
lichen Befehle sind nicht von der aller-
geringsten Wirkung gewesen. Die
Herzogin sieht der kaiserlichen Hilfe und
Handhabung ihrer durch wiederholte aller-
höchste Nefcripte für billig erkannten Be-
fugnisse sehnlichst entgegen, ohne sich und
ihre Kinder, so sehr auch deren staudes-
mäßige Erziehung darunter gelitten (hat)
und noch leidet, Rath nnd Hilfe schaffen
zu können. Das ist anch der alleinige
Grund, warum sie dem calvinischen Hof-
meister v. Montolieu noch die Aufsicht
über ihre zwei jüngere Prinzen hat lassen
müssen. Wenn einmal die Vormundschaft
von dem kaiserlichen Hof regnlirt und
euer Gnaden und der Herzogin mit ernst-
licher Ausschließung des überall sich ein-
mengenden Geheimraths-Colleginln, das der
Herzogin als Mntter ihrer Kinder fast
Gesetze vorschreiben will, übertragen sein
wird, so wird die Herzogin nach euer
Gnaden Anleitung ihren Prinzen auch
hieiinfalls die nützliche Vorsehung zu
machen keinen Augenblick Anstand nehmen."
Raab berichtete weiter am 17. August
1737 von Frendental aus: „Vorigen
Samstag- siud die im bisherigen Landtag
versammelt gewesenen Staude bis auf
etwaige von dem Administrator für nötig
erachtete weitere Zusammenbernfung aus-
einander gegangen. Was bei dieser Ver-
sammlung von Zeit zu Zeit in Vortrag
nnd Beratschlagung gekomme» (ist), darüber
ist der Herzogin von vertrauter Hand ein
Diarium mitgeteilt worden." Er meint
am 24. Angust von Stuttgart aus, wo-
hin er am 22. Augnst abends zurück-
gekehrt war: „Ans dem bisherigen Be-
tragen ist ja sattsam abzumerken, daß das
Geheimeraths - Collegium mit gänz-
licher Ausschließung der Her-
zogin nnter dem entlehnten Namen des
Administrators herrschen wolle, sohin die
Herzogin nicht mit dem Administrator,
sondern bloß mit dem billig ihr snbordi-
niert sein sollenden Geheimraths-Eolleg
zu streiten habe, welches, um seiner
Herrschsucht zu genügen und der Herzogin
offenbare Mntterbesngnisse nnd selbst
sprechende Gerechtsame zu bestreiten, aus
ihres Sohnes, des Erbprinzen eigenen
aerArio den ei forderlichen nervum nicht

ohne schwere Verantwortung herbeizu-
holen, dadurch aber denselben zu ver-
kürzen, wo nicht zu entkräften, sich kein
Bedenken macht." Die Herzogin dankte
am 3. September von Stuttgart aus dem
Bischof, daß er wegen ihrer Angelegenheit
in febr nachdrücklichen und bündigen
lerminis an Kaiser nnd Kaiserin ge-
schrieben habe. Dem Bischof mußte aber
Raab am I.Oktober von Böblingen ans
wieder Schlimmes melden: „Gestern ist
endlich die so lange Zeit in Gebnrt ge-
wesene Reduktion der Civilbeamten in
Stuttgart zum Vorschein gekommen und
pnblicirt wordeu. Obschon nun die Herzogin
deren umständlichen Inhalt bisher nicht zu
Gesicht bekommen (hat), so ist doch zuver-
lässig, daß solche meist alte Diener des
seligen Herzogs sowohl, als diejenigen,
welche nach dessen Absterben sich für die
Herzogin wohlgesinnt und derselben bei-
gethan gezeigt haben oder anch mit solchen
nur in Connexion und Verwandtschaft
stehen, betroffen (hat). Die Herzogin hqt
auf die Nachricht dieser Pnblikaüon es
für nöthig gehalten, den RegiernngSrath
Brey er gleich morgen von hier nach
Stuttgart abzuschicken und dagegen mit-
telst einer iu Generalterminis verfaßten
Protestationssckrift sich nnd ihre Di°ner-
schaft 3ud eventusli provocÄÜone ac!
Äu^ustissimum feierlichst zn verwahren."

In Böblingen hat sich die Herzogin-
Mntier, wie so viele andere Grafen und
Herzoge von Württemberg, gewiß wegen
des benachbarten Schönbuchs aufgehalten,
welcher vortreffliche Gelegenheit zum Jagen
darbot. Das alte Schloß bestand aus
zwei einander gegenübcrstehenden Flügeln,
die an der Ostseite mit einer Maner ver-
bunden waren. Durch diese Mauer führte
der Eingang in den Schloßhof. Ueber
der Mauer lief ein Gang. Im Schloß
gab es damals noch manche Altertümer
zu sehen, so die schön eingelegte, mit
Schnitzwerk reich versehene Himmelbettlade
des Herzogs Christoph. In dem Schloß-
graben wnrden Bären genährt, noch im
Jahre 1720 acht Bären und zwei Wölfe.
Zur Atzung brauchten dieselben jährlich
160 Scheffel Dinkel. Da aber zwei Bären
nächstens Junge bekommen sollten, so ve-
langte der Böblinger Keller statt der 160
fortan 190 Scheffel Dinkel. Das Schloß,
 
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