Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 25.1907

DOI article:
Schön, Theodor: Schwäbische Biographien: Herzogin Maria Augusta von Württemberg, geborene Prinzessin von Thurn und Taxis, [6]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18486#0195

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
zu welchem noch Nebengebäude gehörten,
halte Ranm genug zur Aufnahme eines
so stattlichen Hosstaates, wie ihu die ver-
witwete Herzogin Maria Augusta um sich
zu haben pflegte. In der gesunden Luft
Böblingens mag dieselbe von dem mannig-
fachen Aerger, den sie in Stuttgart zu
schlucken gehabt hatte, sich erholt uud nene
Kräfte zu deu ihrer noch harrenden
Kämpfen gesucht habeu. Von Böblingen
ging die Herzogin weiter nach Walden-
buch, mitteu iu deu Schönbuch hiueiu.
Das dortige Schloß, ein unregelmäßiges,
gegen Norden geöffnetes Hufeisen, galt
noch bis ins 19. Jahrhundert als Jagd-
schloß. Von dort ans durchstreifte Maria
Angnsta die Wälder des Schönbnchs.
Eifrig pürschte sie dort nach dem Edel-
hirsch. Auch an Rehen und Wildschweinen
fehlte es nicht.

Im Schönbnch schieueu jeue alten Tage
wieder aufgelebt zu sein, d.i eine fürstliche
Frau, die Mutter des ersten Herzogs vou
Württemberg, Eberhard I., Erzherzogin
Mechthild von Oesterreich, vom Schloß in
Böblingen aus im Schönbnch sich am
Weidwerk belustigte. Beide hohe Frauen
haben viele Ähnlichkeiten miteinander.
Beide verloren früh einen geliebten Gatten
nnd hatten während der Unmündigkeit
ihres Schnes viele Widerwärtigkeiten,
namentlich mit Verwandteil ihres ver-
storbenen Eheherrn, durchzumachen. Beiden
ist Sinn für höhere Interessen, namentlich
für die Wissenschaft und die Poesie, gemein,
und endlich hat sich an beide fürstliche
Frauen gemeine Klatschsucht und Lüge
herangewagt, um ihr Andenken zu ver-
dunkeln und sie der Sittenlosigkeit mit
Unrecht zu zeihen.

Weiter heißt es in linem Schreiben
N aabs an den Bischof 6. 6> Waldenbuch,
8. Oktober 1737: von der früher er-
wähnten Reduktion der Zivil- und Hof-
chargen wird in ganz Stuttgart als von
einer der parteilichsten uud passioniertesten
Sachen ganz öffentlich und mit allgemei-
nem Mißvergnügen gesprochen, da dnrch
diese die meisten alten Diener des seligen
Herzogs um ihr bisheriges Stück Brot
gebracht werden. Es fließt daraus, daß,
wenu auch der Herzogiu ein Teil der
Landesadministration zugelegt werden sollte,
sie doch b?i so verhaßtem Kollegium in

allen Sachen sicher zu gewartenden Wider-
spruch der Mehrheit uichts mit Effekt ver-
anstalten noch verfügen könnte, fouderu
alles von leu ihr abgeneigten Räten und
deren Belieben abhängen müßte.

Der Bischof hatte der Herzogin-Witwe
durch Raab gerateu, uach uud uach die
unkatholischeu Personen, welche an der
Erziehung ihrer Prinzen Teil hatten, un-
vermerkt hiinvegzutun. Sie erwiderte, wie
Raab am 19. Oktober meldete, daß sie
darans zwar allen Fleißes bedacht sein
wolle, aber nichts mehr wünsche, als daß
sie dnrch baldige Beendiaung der Haupt-
sache sich im Stande sehen könnte, der
beständigen gegenteiligen Eingriffen, welche
bis anf die Vormuudschaftsgeschäste und
die Erziehung der Prinzen täglich exteu-
diert werden, den gehörigen Widerstand
zu tun uud das mit Bestand vorzukehreu,
was die katholische und standesgemäße
Erziehung der Prinzen erfordere. Schon
am 22. Oktober mnßte Raab indessen
dem Bischof wieder Unangenehmes berich-
ten: von seilen des Administrators oder
vielmehr des Geheimrats-Kolleginms war
man in Begriff, die hiesige Leibgarde zu
reduzieren und unter der Herzogin Regi-
ment zu stecken. Doch hat man diese
Resolutiou geändert, die Garde zwar bei-
behalten, diese aber gänzlich demontiert
und die Garde-Pferde aus guter Oekono-
mie, wie man sagte, verkauft. Weiler
mußte er am 26. Oktober melden; man
habe, trotz der Fürbitte der Herzogin-
Mutter, dem im Arrest sitzenden Hof-
kanzler v. Scheffer nicht einmal ge-
stattet, seine totkranke Frau zu befucheu.
Man sieht, wie machtlos die Herzogin-
Witwe war. Indessen setzte die vom Kaiser
znr Vergleichsverhandlung uiedergesetzte
Deputatiou ihre Geschäfte fort und machte,
da der kaiserliche Hof für die gütliche
Beilegung dieser höchst uuaugeuehmeu
Angelegenheit selbst gestimmt war, am
Ende beiden Parteien folgende Vorschläge:
die Erziehnng der fürstlichen Kinder sollte
der Bischof von Bamberg und die Her-
zogin-Witwe, die Landesverwaltung aber
der Herzog Karl Rudolf mit der Bestim-
mung erhalteu, daß beide Teile einander
von Zeit zu Zeit von den wichtigeren
Vorfällen Nachricht geben sollttn. Der
Geheimrat sollte ohne Mitwissen dir Her-
 
Annotationen