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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 6.1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.13515#0045

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Nunimer 4 Sgr. ohne Knnstbcilage.

Das Bedaktionsbureau (Wilhelmsstr. 25, Ecke der Puttkammerstr.) ist täglich von 8—10 Uhr Morgens geöffnet.

Inh

Abhundclnde Artikel: Die Gletscher des Mont-Blanc von Cole-
man. Eine landschaftliche Skizze von G. K. — Studien
zur Geschichte der bildenden Künste im neunzehnten Jahr-
hundert von Or. W. Weingärtner. Abth. V. (Forts.)

alt:

Kunstchronik: Verschiedene Lokälnachrichten aus Berlin, Köln,
Düsseldorf, Stockholm.

Kunstliteratur und Album: Aus dem Schinkel-Museum. —
Italienische Literatur-Briefe über Kunst von Neigebaur.

Die Gletscher des Moni-Manr von Coleman.

Eine landschaftliche Skizze von G. K-

s war im Herbst des Jahres 1858, als
ich mich mehrere Wochen in dem savoyi-
scheu Dorfe St. Gervais aufhielt, wel-
DÄ ches, 2500 Fuß über dem Meere in
!>dem Val Montjoie, unweit der Aus-
mündung desselben in das Arve-Thal
gelegen, alljährlich sich eines großen Zu-
spruchs von Fremden erfreut, zum Theil
.««d, Zugvögel, die auf der sogenannten
Grand tour du Mönt Blanc den Ort
Vc/o passiren müssen, zum Theil dauernde
Gäste, welche durch die vortreffliche
Luft des Thales und seine herrliche, lieb-
lichen Reiz mit großartiger Majestät vereinigende Natur an-
geloclt werden. Eines Tages erschien an der Mittagstafel
der Pension, wo ich wohnte, ein neuer Gast, ein blondhaari-
ger Sohn Albions, wie denn überhaupt die Gesellschaft der

großen Mehrzahl nach aus Engländern bestand. Sein riesi-
ger, massiver Wuchs, seine etwas schwerfälligen Bewegungen,
die geringe Sorgfalt seines Anzuges, das unvergleichliche
Pflegma, mit dem er sein „Yes“ dehnte und die noch un-
vergleichlichere Virtuosität, mit der er aus der französischen
Sprache durch die Art, wie er sie sprach, ein ganz neues
Idiom machte — dies Alles erregte meine verwundernde
Aufmerksamkeit in nicht geringem Grade. Ich war über-
rascht, als ich erfuhr, daß er ein Maler sei, denn einen
Künstler hätte ich nicht in ihm vermuthet. Bald jedoch
sollte ich lernen, ihn mit günstigeren Augen zu betrachten.
Da er, wie auch ich, sich längere Zeit in St. Gervais
aufhielt, und sich überdies der kleine Kreis unsrer Pension
täglich mehr und mehr lichtete, so wurden wir näher mit
einander bekannt, und in wenigen Tagen gewann ich seine
Gesellschaft lieb und entdeckte hinter der anscheinenden
Trockenheit und Apathie des Engländers einen Fonds
vortrefflicher Eigenschaften: das feinste Zartgefühl, echte
 
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