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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 6.1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.13515#0323

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Deutsche Kunst-Zeitung.

Hcrallsgegrdm und rrdigirt

Br. Max Schasler^

Herausgeber des „Deutschen Kunst-Kalenders" in Berlin.

-O

8. September

1861,

*■-

‘O

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Inh

Abhandclndcr Artikel: Die moderne Baukunst und ihre Zukunft
von I. Kr. (Schluß.)

Korrespondenzen: Z Köln, am 27. August. (Die zweite allge-
meine deutsche und historische Kunstausstellung. II. Schl.) —

alt:

* Kassel, den 25. August. (Erwiederung).

Kunstkritik: Berliner Kunstschau. I. Tizian's „Assunta," rc. —
2. Die Ausstellung im Lokal des Kunstvereius.
Kunstinstitntc und Vereine: Deutsche Kunstgenossenschaft. (Schl.)

Die moderne Waukunst und ihre Zukunst. (Schluß.)

Bon I. Kr.

Was bedeutet in der Weltstadt Paris dieser säulen-
getragene Tempel auf hohem Podium? Ist er aufgebaut
für das Kultusbedürfniß des Volks? Nein, nur Auser-
wählte ersteigen die Stufen zu seinem Heiligthum. Dies
Summen und Murmeln, welches die hohen Räume erfüllt
— sind das Gebete? Keineswegs! die Opfer bringen
sie der dreiprocentigen Rente; doch nur die Hohenpriester,
eingeweiht in die Mysterien des Kultus, kennen die Wahr-
heit, nur sie empfangen die Huld des modernen Gottes
Pluto. — Was sollen jene langgedehnten Gebäude auf hohem
Unterbau? Was sollen jene luftigen, aus Glas und Eisen
emporgeführten, unabsehbaren Hallen, in deren enormen
Dimensionen unser Auge das Gefühl der Sicherheit ver-
liert und schwindelt? Ist es ein Krystallpallast der
Nereiden und Meergötter eines vorweltlichen Oceans?
Sind das Tritonen und Hippokampen, die in brausendem
Zuge daher kommen? Wohl schwerlich! Statt silberklarer
Wasserstrahlen qualmen ja schwarze Dampfwolken aus den
Ungeheuern hervor; sie stürzen dahin, ihre Wege um-
spannen den ganzen Erdball, und wo je zwei derselben sich

schneiden, da haben die Menschen solche Tempel von
Glas errichtet, dem modernen Gott Merkur. —

Alle jene schönen Eisengewebe, die über Thal und Strom
sich schwingen, sind sie von Elfen gesponnen zum Tanz
im duftigen Mondenschimmer? — Und diese steinernen
Bögen, die aus den Wassern emporschwebenden Stein-
kolosse, geführt in lebensvollem Linienrythmus, hat
Apollo sie gefüget, der Gründer schöner, unüberwindlicher
Mauern, damit die Geister, die im Wellenschläge rauschen,
zu uns Sterblichen heraussteigen können, um uns Kunde
zu bringen von dem Urquell aller Dinge? O nein, viel-
mehr, um den Menschenkindern die Wege zu zeigen —
zu dem Hort der Nibelungen! —

Ist in jenem weitgähnenden Nachen, der tief in die
ewige Nacht der Berge sich öffnet, Orpheus zur Unter-
welt hinabgestiegen; hat die Gewalt der Töne, welche er
hervorzulocken vermochte, auch diese Steine gefügt und
ihre Wölbung geordnet zu jener Linienharmonie? Nein,
das kann nicht sein, so zarten Ursprungs würden all'
diese unterirdischen Wunderbauten zusammenstürzen, wenn
 
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