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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 6.1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.13515#0185

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Deutsche Kunst-Zeitung.

\ Sechster Jahrgang. |


Herausgegebrn und redigirt
von

>~ 19. Mai }

1; M 20. <

>

Dr. Max Schasler,

Herausgeber des „Deutschen Kunst-Kalenders" in Berlin. <

' 1861.

!>

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Inh

Alihandclndcr Artikel: Die Kunst, ihre Stellung zum Leben
und die Kritik. (Fortsetzung).

Korrespondcnzen: □ Düsseldorf, 12. Mai. (Zur Geschichte
der Erwerbung re.) — M. Hamburg, int Mai. (Kunst-
zustände; Sammlungen; Kunsthalle. 111)— F München,
im Mai. (Wanderungen durch Kunstwerstätten.)

Knnstchronik: Verschiedene Lokalnachrichten aus Berlin, Münster,

a l t:

Köln, München, Speier, Rom.

Kunstgeschichte und Antiquitäten: Die Kunstkammer re.
Kunstkritik: 2. Ausstellung im Lokal des Kunstvereins. (Schl.) —

3. Aufstellung und Einweihung des Beuth-Denkmals. —

4. Gemäldehandlung von Lepke. — 5. Ausstellung in der
Nationalgalcrie. — 6. Perm. Gemäldeausstung von Sachse.

Kunstinstitutc u. Vereine: Verein zur Erhaltung re. in Danzig.

Die Kunst, ihre Stellung zum Leben und die Kritik.

(Fortsetzung.)

DaS Reich dieser knickernden, philisterhaften Symmetrie
geht zu Ende; man endeckt, daß die wie in einem Modell
gebackenen Gassen, worin die Augen Spießruthen laufen,
abschrecklich häßlich sind, und nachdem die Außenseite der
Häuser allmählich wieder eine Physiognomie annimmt und
nach einem selbstständigen Sinne strebt, so dürfte auch die
Zeit nahe seyn, wo man, von Innen herausbauend, den
Menschen als Herrn des Hauses gelten und seinen Geist
in der baulichen Form erscheinen läßt.

Eine ähnliche Regung durchzuckt die Poesie. Sie gibt
das Abstrakte, gewissermaaßen sogar das Jdealisiren auf
und hebt ihre Stoffe aus den gegenwärtigen socialen Zu-
ständen, um auf ein allgemein Begreifliches zu bauen und
vielleicht irgend eine wichtige Lebensfrage lösen zu helfen.
Sie hofft und glaubt bei diesem Verfahren populär,
national und gleichsam geistiges Salz und Brot zu wer-
den. Diese Tendenz hat neben einem anerkennenswerthen
Motiv auch eigenthnmliche und schlimme Gefahren, sie

verirrt sich bei dem Griffe in die präsenten Gesellschafts-
verhältnisse eben so leicht zur unschönen Kopie der Wirk-
lichkeit wie zu einem parteilichen Lobe und Tadel der
Zeitideen; sie sucht das Verständliche und Zugängliche
und geräth auf den Holzweg der Utilitarier und morali-
schen Eiferer, liefert einen handgreiflichen Sittenspiegel,
worin sich der reifere Mensch nun einmal nicht kindisch
betrachten will, oder schlägt entschieden einen politischen,
meist faktiosen Ton an, in welch' beiden Fällen der poe-
tische Standpunkt schon überstürzt ist. Zu dergleichen Pro-
duktionen wird der ganze Apparat von Ansichten, Meinun-
gen, Grundsätzen schon fertig mitgebracht, die ganze poe-
tische Erscheinung bequemt sich nach diesen Bedingungen,
die Handlungen und Handelnden verlieren ihre Freiheit
und liegen lediglich als Muster der leitenden Principien
bei; die Personen präsentiren sich nicht als selbstbestim-
mende Wesen, sondern spielen die übertragene Rolle ab;
wir erkennen denselben keine Lebensfähigkeit zu, weil wir
 
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