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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 6.1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.13515#0055

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Deutsche Kunst-Zeitung.

> Sechster Jahrgang.

0

UfrransgFgEbfn und redigirt
von

cf

> 3. Februar (>
1861.

? ' JW 5.

>

Dr. Mar Schasler,

Herausgeber des „Deutschen Kunst-Kalenders" in Berlin.

- <

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Inh

Abhandelnder Artikel: Studien zur Geschichte der bildenden
Künste im neunzehnten Jahrhundert von Dr. W. Wein-
gärtner. Abth. V. (Forts.)

Kunstchronik: Verschiedene Lokalnachrichten aus Berlin, Köln,
München, Würzburg, Paris.

alt:

Kunstkritik: 1. Ausstellung im Lokal des Kuustvereins. —
2. Permanente Gemälde-Ausstellung von Sachse.

Kunstinstitutc u. Vereine: Rheinisch-Westphälischer Kunstverein.
— Rheinischer Kunstverein.

Studien zur Geschichte der bildenden Künste im neunzehnten Jahrhundert.

Bon Dr. W. Weingärtner.

Weniger als Formen- denn als Farbentalent ist Ju-
lius Schräder (geb. zu Berlin 1815) zu nennen, der
unter belgisch-französischem Einfluß steht und gegenwärtig
zu den renommirtesten Koloristen Deutschlands zählt. Er
ist in dieser Rücksicht bis jetzt nur vorwärts gegangen.
Seine Bilder verrathen eine entschiedene Neigung für die
Darstellung sinnlicher Reize und glänzen mehr durch
ihre Färbung als durch ihren Gehalt und ibre Komposition.
Eine Sultanin, Odalisken, Aegypter und Griechen, mit
einem Wort die Reize der südlichen Natur waren es, die
er zuerst verherrlichte. Erst später wandte er sich den
Stoffen der eigentlichen Geschichtsmalerei zu, die ihn be-
kannt machte. Seine im Besitz des Berliner Kunstvereins
befindliche „Uebergabe von Calais unter Eduard III." er-
regte 1847 in Rom bei dem tiefen Stande der dortigen
Kunst Aufsehen, das die meisten seiner späteren Arbeiten
wenigstens nicht verwischt haben. In größerem Stil ist
seine dem Stadtmuseum zu Königsberg angehörige „Tochter
Jephthas" gehalten. Bon späteren Bildern wäre „Wal-

Abtheil. V. (Fortsetzung.)

lenstein und Seni", „Milton seinen Töchtern das verlorne
Paradies diktirend" und „der Tod Leonardo da Vinci's"
zu nennen. Die allernenesten in Berlin entworfenen
Leistungen übergehe ich absichtlich.^)

Wie Schräder steht auch der begabte Emanuel
Leutze (geb. 1816 zu Schwäbisch-Gmünd), der schon
als Knabe nach Philadelphia kam, unter belgisch-französi-
schem Einflüsse, der sich in Düsseldorf bedeutend mehr
und bedeutend früher als in München geltend machte.
Ich bin weit davon entfernt, diese Modificirung der hei-
mischen Weise gänzlich zu verdammen, sobald sie nur nicht
in eine blosse Verflachung ausartet. Wie viel man um-
gekehrt jenseits des Rheines von der Tiefe der deutschen
Kunst angenommen und gelernt hat, darüber haben uns
die ehrlichen Zugeständniffe der niederländischen Künstler,

*) Da die Charakteristik der Berliner Schule in einer beson-
deren Abhandlung behandelt werden soll, so müssen alle diejenigen
Werke, welche bereits einen von dem Einfluß der Düsseldorfer
Schule freien Charakter zeigen, hier abgesondert werden. D. 91.
 
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