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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 6.1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.13515#0419

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IffrtmsgtgEiicti unh rrdlgirt
von

Dr. Max Schasler^

Herausgeber des „Deutschen Kunst-Kalenders" in Berlin.



L. December
186L.

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3 n 6

Korrespondenzen: f. München, Mitte November. (Wande-
rungen durch Knnstwerkstätten. Schluß). — f Gotha.
(Die diesjährige Ausstellung des Kunstvereins). — % Bre-
men, den 30. Okt. (Kirchliche Neubauten gothischen Stils.)
Kunst-Kritik: Berliner Kunstschan 2. Perm. Gemaldcausstell.
v. Sachse. (Schluß). — 3. Ausstell, im Lokale d. Kunstvereins.

alt:

Kuustliteratur »ud Album: Lacroix, Annuaire des Ar-
tistes etc. Web er, Jllustrirte.Zeitung. Piloty & Loehle,
Die königlich bayerische Pinakothek in München. Schütze,
Verzeichniß der werthvollen Bibliothek re.

Briefkasten.

Korrespondenzen.

t München, Mitte November. (Wanderungen
durch Knnstwerkstätten. Schluß). Professor Widn-
mann, dem König Ludwig die Ausführung eines Ko-
lossaldenkmals Schiller's, das an der Ecke des Maxi-
miliansplatzes und der Bricnnerstraße zu stehen kommen
wird, übertragen hat, ist eben mit der Herstellung der
Figur im Nackten beschäftigt. Die Skizze zeigt Schil-
ler, das Haupt begeistert erhoben, in gemessen fort-
schreitender Bewegung. Die Linke ruht leicht auf der
Brust, während die Rechte, herabgesunken, einen reichen
Lorbeerkranz hält. Der gefeierte Dichter ist im Kostüme
seiner Zeit dargestellt, über welches leider der unvermeid-
liche Mantel fällt. Bezüglich dessen, wie des Lorbeer-
kranzes war der Künstler an specielle Weisungen gebunden,
die natürlich strenge eingehalten werden mußten. Trotz
diesen Schranken arbeitet der treffliche Künstler mit einer
des Gegenstandes würdigen Begeisterung an seinem Werke,
das ganz dazu angethan ist, seinen wohlbegründeten Ruhm
noch zu erhöhen. Diese innere Wärme ist in seine Arbeit
übergegangen, und darum ergreift sie auch den Beschauer
mit einer Sicherheit und Gewalt, welcher sich derselbe
nicht zu entziehen vermag. — Unser genialer Schwind
h at während des Sommeraufenthalts in seiner reizend ge-

legenen Villa am Starnberger-See ebenfalls nicht gefeiert.
Nachdem er die großen kirchlichen Stoffe glücklich hinter
sich gebracht, gab er sich wieder mit ganzer Seele seiner
geliebten Romantik hin. Wer freilich unter Romantik
jenes unbestimmte Schwebeln und Nebeln, jenes Hangen
zwischen Himmel und Erde versteht, das gewöhnlich dafür
gilt, der findet sich bei Schwind getäuscht, denn da be-
gegnet er nur frischer, kräftiger, mitunter selbst recht derber
Wahrheit. Aber diese Wahrheit läßt uus einen Blick in's
innerste Leben thun, darum heimeln uns seine Städte und
Landschaften so sehr an und erscheinen uns feine Gestalten
als liebe alte Bekannte, denen wir in Stadt und Feld
schon hundertmal begegneten. Es ist das Erlebte, das
künstlerisch fein gedacht und empfunden so unwiderstehlich
packt, einerseits als rein Menschliches, andrerseits als
verwandte Saiten in uns Anregendes. Und so groß ist
diese innere Wahrheit, daß wir uns von manchen Härten
der äußeren Erscheinung nicht nur nicht abgestoßcn fühlen,
sondern daß wir dagegen um keinen Preis jene moderne
Virtuosität des Vortrags eintauschen möchten, um die sich
jetzt die Kunst dreht, wenn man gewisse Stimmen hört.
Da sehen wir im engen Gässchen einer kleinen Landstadt
den Wagen vor dem Wirthshause halten. Der Kutscher
 
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