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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 6.1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.13515#0212

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196

Kunst-Institute und Kunst-Vereine.

Verbindung für historische Kunst.

Es war ein Zeichen des kräftigen und idealen Sinnes, wels-
cher die meisten der deutschen Kunstvereine beherrscht und ihre
Einrichtungen regiert, daß sie zu der Verbindung, welcher wir
das Wort zu reden uns erlauben, den Grund legten. Diese
Verbindung will die Pflege der höchsten Gattung der Kunst: der
h istorischen. Es ist eine Mitpflege der Kunst, wenn sich all-
jährlich in Deutschland an hundert große Säle öffnen, worin
der bildende Künstler, was ihm gekommen ist, zur Schau stellen,
und was ihm gelungen ist, dem Besitz seiner Nation überant-
worten darf. Nun ist es Pflicht derjenigen, welche die Leitung
dieser Pflege in Händen haben, auf den Gang der Dinge zu
achten, damit die Pflege nach den Grundsätzen geschehe, die ans
dem Wesen der Sache sind. Leicht fördert sich, was ein großes
Publikum hat; das Seltene, Größere, das dem engeren Kreise
am Herzen liegt, will außerordentliche Anstrengung. Diejenigen
Gattungen der Kunst, welche sich den anmuthigen Schmuck unserer
Wohnungen angelegen sein lassen, finden in der Praxis der
Kunstvereine ihre Pflege; wo es sich aber darum handelt, mit
dem historischen Geiste zu berachen, ein langsamer reisendes
größeres Werk zur Verwirklichung zu bringen, oder dem so
Entstandenen aus der Werkstatt des Künstlers heraus, von dem
Wanderwagen in die Ausstellung herab, seine bleibende Stelle
zu sichern, da reichten die Mittel der einzelnen Vereine, wenige
besonders begünstigte ausgenommen, nicht aus, — da mußte die
Kraft der Einzelnen zum Verein zusammentreten. Es gesellte
sich bald zu den Kunstvereinen der kunstbeschlltzende Sinn deut-
scher Fürsten und Kunstfreunde, und erlaubte eine größere Auf-
fassung der Vorgesetzten Aufgabe. Eine sechsjährige Thätigkeit
liegt hinter uns. Und indeni wir durch diese Ansprache zur
größeren und ausgedehnteren Theilnahme anregen wollen, ziemt
es sich wohl, auf die bisher durchlaufene Bahn zurückzublicken
und Rechenschaft darüber abznlegen, in welchem Geiste und Sinne
wir dem vorgestrebten Ziele uns zu nähern beflissen waren.

Darüber ist die Verbindung sich stets klar gewesen, daß sie
den Begriff der historischen Kunst nicht so einengen kann, dar-
unter nur die Darstellung profan „geschichtlicher" Thatsachen zu
verstehen. Sie schließt die religiöse Geschichte nicht aus, wenn
sie auch vorzugsweise der profanen Historie sich zuwendet. Sie
schließt aber das Tendenzbild aus, denn sie will freie Kunstwerke.

Sie hat sich durch ihr Statut an keinen bestimmten Modus
der Hervorrufung gebunden; denn es war ihre Pflicht, die ver-
schiedenen dem Ziele näher führenden Wege praktisch zu ver-
suchen.

Zuerst wurden zwei deutsche Meister gewählt, deren Namen
und Ruf so zu sagen allein schon als Bürgschaft des günstigen
Erfolges einer Bestellung gelten zu können schienen. Man wählte
Adolf Menzel und Moritz von Schwind, jener ein Nord-
deutscher, dieser ein Süddeutscher, der. Eine ein Protestant, Ka-
tholik der Andere. Jeder wählte seinen Stoff und bearbeitete
ihn nach seiner Künstler-Individualität, jener aus der Geschichte
Friedrichs des Großen, dessen Verherrlicher er ist, dieser aus
der deutschen Kaisergeschichte.

Hiermit war der erste Schritt gethan und ein Zeugniß ge-

liefert von dem, was man von der Verbindung zu erwarten
hatte. Es folgte nun eine förmliche Konknrrenzausschreibung
mit Prämien und Ankaufsaussicht, selbst von Skizzen. Die Bc-
theiligung der Künstler war keine geringe. Zwei Bestellungen
konnten gemacht werden. Es entstanden der „Judenschutz des
Bischofs Johann von Speyer" von Adolph Schmitz und die
„Schlacht an der Katzbach" von Georg Bleibtreu. Die Kon-
kurrenzausschreibung wurde in freier Weise wiederholt. Nach
einer Skizze von R. Scholz in Dresden wurde ein Bild aus
der Geschichte Wallensteins bestellt. Skizzen von Julius Hübner
und Wilhelm Sohn kamen in den Besitz des Vereins.'

Nunmehr glaubte sich die Verbindung auf dem wünschens-
werthen Standpunkt, daß sie, den Künstlern und der deutschen
Kunstwelt in ihrem Wollen und Vermögen bekannt, darauf rech-
nen durste, in ihrer vermittelnden Eigenschaft angernfen, auf
ihren Versammlungen beschickt zu werden, sowohl wo es sich um
die Kraft und den Trieb, als auch, wo es sich um die fertige
Leistung handelte. Demgemäß sind bei der letzten Zusammenkunft,
nebst einer neuen Bestellung bei Carl Sw'oboda nach dessen
eingesandter Skizze „Friedrich Barbarossa u. s. w.", auch bereits
zwei fertige Bilder augekauft worden, ein religiöses Bild von
Des Coudres, und ein profan-historisches ans der Geschichte
Kaiser Maximilians von Martersteig. Die Verbindung war
nicht ohne Einfluß auf die Entstehung des zuletzt genannten Ge-
mäldes, indem es einen früher von ihr empfohlenen Stoff be-
handelt.

Dies ist unsere bis jetzt stattgefunbende Wirksamkeit. Etwaigen
Fehlgriffen gegenüber dürfen wir uns dreist als die unmittelbaren
moralischen Urheber von manchem Tüchtigen betrachten, welches
äußerlich den Zusammenhang mit unserer Wirksamkeit nicht an
der Stirn trägt und mit Recht dem allgemeinsten Beifalle der
Kunstfreunde begegnete. — Manche Bedenken, manche Aus-
stellungen haben wir auf den Versammlungen Gelegenheit zu
zerstreuen. Wir werden uns keiner Interpellation entziehen,
welche in der achtbaren Presse an uns gerichtet wird. Denn das
gerade ist unser Wunsch, mit den Einsichtigsten und Besten un-
seres Volks an unserer Aufgabe zu arbeiten, unfern Gesichtskreis
weit, unser Urtheil klar und rein zu erhalten.

Seit dem jüngst erfolgten Beitritt Sr. Majestät des Kaisers
Franz Joseph von Oesterreich zählt unsere Verbindung 62 Mit-
glieder, 32 Kunstvereine, die übrigen deutsche Fürsten und an-
dere ausgezeichnete Freunde und Förderer der Kunst.

Für eine immer größere und vollere Entfaltung der Thätig-
keit der Verbindung ist es höchst wünschenswert!-, daß der Kreis
der Mitglieder sich vergrößere, und so laden wir alle Freunde,
Förderer und Gesellschaften, denen die Pflege der historischen
Kunst gleich uns in der Entwickelung deutscher Kunst eine wich-
tige und große Sache däucht, ein, sich uns durch Beitritt anzu-
schließen. Mit diesem Jahre hat ein neues Triennium begonnen
und wie kein Zeitpunkt ungünstig, das Gute fördern zu helfen,
so ist dieser nach den Satzungen der Verbindung der besonders
günstige.

Wien, Berlin und Langensalza, den I I. März 1861.

Der Vorstand der Verbindung für historische Kunst.

Graf Franz v. Thun. Di. Friedr. EggerS. Schulrath Lovff.

Kunst-Auktion In Kopenhagen.

Am Montag1, den 17. Juni, Vormittags um 10 Uhr präcise und den
folgenden Tagen, wird in der Auktion, welche in Viingaardstraedet Nr. 6
in Kopenhagen abgehalten werden soll, eine

grosse Sammlung von Kunstgegenständen
verkauft werden, bestehend aus Malereien, Miniatur-Portraits, ausge-
schnittenen Eifenbeinsachen etc., nebst einer vorzüglichen

Sammlung (ca. 2500 Stück) von Kupferstichen u. Radirungen

von den berühmtesten Künstlern, als: Baphael Morghen, Desnoyers, Edelink,
Bega, Dujardin, Bembrandt, Ostade, Swanefeldt, Albrecbt Dürer, Möller,
Klein, Chodowiecki, Zeemann, Aldegrever, Marc Anton, Carracci, Salvator
Bosa, Waterloo, Wille, Nanteuil, Strange, Woollet, G. F. Schmidt, Volpato,
Berghem u. A., Alles zu dem Nachlasse des verstorbenen Justitzraths Bürger-
meisters Timm in Randers gehörend, gegen Bezahlung an den Kammerrath
Rist, Nörregade Nr. 28, dritter Saal, bei welchem, so wie bei den Herren
Buchhändler Lose & Delbanco, Gothersgaden Nr. 11 und Lynge, grosse
Kjöbmagergade Nr. 45, Verzeichnisse zu erhalten sind.

W. A. Lantz & Co.

Depositeurs des couleurs de Mss. Clienal

äParis et Windsor & Newton äLondres
= 22. Leipziger-Straße 22. —

empfehlen ihr aufs Beste assortirtes Lager
von Maler- und Zeichnen-Utensilien, Bu-
reau- und Luxus-Gegenständen, sowie
aller auf die Kunst bezüglichen Artikel.

[81 Commission & Exportation.

Kommissions-Verlag der Nicolai'schen Verlags-Buchhandlung (G. Parthey) in Berlin. — Druck von ©. Bernstein in Berlin.
 
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