Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 6.1861

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13515#0296

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
280

Niederlage bei Jena schon als Reunundzwanzigjähriger ergraute, unternahm es als ein Einzelner, als rastlos Wandernder im ge-,
demüthigten Baterlande die Geister auf die Zeit der Wiedererhebung zu crmuthigen, jener Schwache entgegen zu wirken und Männ-
lichkeit der deutschen Jugend wiederzugeben. Er ward vor Allen der Erwecken und Gründer des volksthümlichen deutschen
Inriicns, der zuerst die Leider der Knaben und Jünglinge stählen wollte, ihnen Freude einflößen an männlich harter Arbeit, Lust
an Entbehrung, Kraftgefühl und Muth, um sie dann tüchtig zu machen, mit der wicdergewonnenen Männlichkeit des Mannes edelste
Güter, Freiheit und Selbstständigkeit, zurückzngewinnen und zu schützen.

Er gründete 1811 den ersten öffentlichen deutschen Turnplatz in der Hafenheide bei Berlin, der
bald von Tausenden wiederhallte, die im Kraftgcfühl und regsamen Spiele jubelten, der seine Jünger in alle Gauen Deutschlands
aussandte, um überall den Samen der neuen Männlichkeit und Deutschhcit zu säen.

Und als es galt in's Feld zu ziehen gegen die Unterdrücker, da war der alte Meister einer der Ersten, die sich in Breslau
einfanden, um sich den Vaterlandsvertheidigern anzureihen und der durch sein Wort und Beispiel die Turner unter den vaterländischen
Fahnen sammelte.

Der Same, den er einst streute, ist jetzt aufgegangen zu einem weiten Achrenfeld. Sein Streben, Mannheit und Wehr-
haftigkeit im Volke zu pflanzen, früher so oft verkannt und von Bielen verdammt, hat in unseren Tagen, nachdem der Dulder ans
unserer Mitte geschieden, im ganzen Vaterlande, bei Regierungen und beim Volke, die vollste Anerkennung gefunden.

Wer erkennt es nicht als eine heilige Pflicht des deutschen Volkes an, das Andenken des Turnvaters zu ehren, und ihn
der Nachwelt in einem würdigen Denkmale immer gegenwärtig zu halten? —

Doch Jahn's Bedeutung und Verdienst beruht nicht allein in der Begründung des Turnwesens. Er war vor Allem
ein deutscher Mann, ein Mann des Volkes, der den Gedanken der Einigung Deutschlands, nach welcher gegenwärtig
alle deutschen Stämme ringen, zuerst in's Volk warf und der am Ende seines Lebens mit.Recht von sich sagen konnte/

„Deutschlands Einheit war der Traum meines erwachenden Lebens, das Morgenrot!) meiner
Jugend, der Sonnenschein der Manneskraft und jetzt der Abendstern, der mir zur ewigen Ruhe winkt." -

Turner, Turnfrennde, Freunde des Vaterlandes und Volkes haben zu Berlin den Unterzeichneten Ausschuß ge-
wählt, daß er die Errichtung eines Denkmals für Fr. L.^Jahn vorbereite und-ausführe. Die Hasenhaide bei
Berlin, wo Jahn seine weitgreifende Wirksamkeit zuerst und am meisten entfaltete, dürfte wohl die angemessenste Oertlich-
keit für das Denkmal sein.

Wer dann nach Berlin kommt und dessen Merkwürdigkeiten beschaut, wird, wenn er das große Siegesdenkmal auf dem
Kreuzberge bewundert hat, welches die ruhmreichen Schlachten des Freiheitskrieges verewigt, auch hinüber gehen in die nahe Hasen-
haide, um das Standbild des Mannes zu schauen, der jene Schlachten mitkämpfte, der mit Wort und That geholfen, jene Siege
zu erringen. Helfe nun Jeder, daß das Werk in einer des Mannes und des Volkes würdigen Weise ansgeführt werden könne. Turner,
Turnfrennde und Alle, die Volk und Vaterland lieben, mögen ihre Gaben spenden. Auch das kleinste beigetragene Scherflein ist
geeignet, das Werk zu fördern. Darum betheilige sich der turnende Knabe, jeder deutsche Jüngling, der Mann und der Greis!

Zur Erreichung des Zweckes wünschen wir, daß sich in allen Städten des großen Vaterlandes und so weit die deutsche
Zunge klingt, Zweigvereine bilden, und sich mit dem Unterzeichneten Ausschuß-in Verbindung setzen. Besonders wäre auch zu
wünschen, daß sich die Direktoren von hohen und niederen Lehranstalten der Sammlung von Beiträgen unter ihren Schülern
unterzögen. Beiträge werden vorzugsweise von dem mitunterzeichneten Schatzmeister des Ausschusses, Herrn Hehl d. Aelt., Char-
lottenstraße Nr. 67 im Comtoir, in Empfang genommen, doch ist auch jedes der Unterzeichneten Mitglieder zur Entgegen-
nahme bereit.

Der Uuss-huß zur Lrrichtnng eines Denkmals für Ir. J. Zahn.

Vorsitzender: v. Pfuel, General der Infanterie a. D. Stellvertreter des Vorsitzenden: Kerst, Geheimer Regierungs-Rath z. D.
Schriftführer: Dr. Angcrstein, prakt. Arzt. Stellvertreter des Schriftführers: Busse, Privatgelehrtcr. Schatzmeister: Hehl
d. Aelt., Stadverordneter, Charlottcnstraße 67 im Comtoir. Stellvertreter des Schatzmeisters: G. Keibcl, Kaufinann, Stralaner-
straße 5>2. August, Dr., Gymnasial-Direkter Engelbach, Maler. A. Fischer, Bildhauer, Professor. Haußmann, Cand.
med., Vorsitzender des akademischen Turnvereins. Kluge, Vorsteher einer Tnrnanstalt. Knoblauch, Banrath. Kochhann,
Stadtverordneter. Marggraff, Schnlvorsteher, Stadverordneter. Maßmann, Or. Professor. Möller, Bildhauer. Schulze,
Stadtschulrath. Boigt, Dr., Rcalschnllehrcr. Zabel, Dr., Redakteur.

Oeflen Mischer Uunsl-IIerem in Men.

Stadt. Tuchlauben 562. 1. Stock. [71]

Wichtig für 163]
Oclmalcr und Oelgemäldclicsitzer.

Die Wieder-Eröffnung der Kunstausstellung dieses Vereines, welche heute wegen
Lokal-Reparaturen und Reinigungs-Arbeiten geschlossen worden ist, erfolgt mit dem
1. September d. I. Insbesondere werden die p. T. Herren Künstler auf die mit
November beginnenden Ausstellungen des 11. Bereinsjähres aufmerksam gemacht.

Gehörig zuvor avisirte Einsendungen neuer .Original-Werke der Malerei
und der zeichnenden Künste, ohne Unterschied ihrer Provenienz, brauchen auf ordinärem
Frachtwege nicht frankirt zu sein, und haben im Falle ihres Nichtverkaufes in
der Ausstellung nur die Retour- oder Weiterfracht zu tragen.

Uebrigcns wird von Fall zu Fall über gestellten brieflichen Antrag die vollständige
Frankatur für den Hin- und Rückweg zugestanden.

Die an den Verein zu sendenden brieflichen Aviso müssen den Vor- und Zu-
namen des Künstlers, seine genaue Adresse, das Knnstfach und den Gegen-
stand des Werkes, dann dessen Verkäuflichkeit und definitiven Verkaufspreis,
oder dessen Eigenthümer und Haftungswerth, endlich das Kistenzeichen (Marke
des Collo) und den Bestimmungsort angeben, wohin das Werk im Nichtverkaufsfalle
zu schicken ist.

Die Dauer der Ausstellung ist nur vier Wochen, und findet ohne zuvor cingeholte
Zustimmung des Einsenders keine Versendung von Kunstwerken an die Filialausstellungen
des Vereines statt.

Der Verein vermittelt nicht nur ans allen Ausstellungen sehr beträchtliche Ankäufe
und Bestellungen durch Ausstellungsbesncher; er kauft auch selbst seinen Verloosnngs-
bedarf im durchschnittlichen Betrage von 12 — 20.000 fl. ausschließlich ans den Aus-
stellungen. Ein Drittheil der Vereins-Ankäufe fällt statutenmäßig aus-
ländischen Kunstwerken zu.

Wien, am 7. Juli 1861. Die GeschäftsleitUNg.

Der vom Maler Schwarze im März
1860 erfundenen, seitdem erprobte Wasser -
firniß für Oelgemälde beseitigt alle
üblen Eigenschaften her bisher gebräuchlichen
Harzfirnisse, läßt sich mit kaltem Wasser
leichtabschwemmen, zerreißt weder die Farben
noch verbindet er sich mit denselben, wird
nicht gelb, klebt nicht nach dem Trockenen
u. s. w. Dieser Firniß ist mit beigelegter
Gebrauchs-Anweisung in Fläschchen von
6 Unzen von Herrn Adrian Brugger
in München (Weinstraße) zu beziehen.

W. Ä. Lantz & Co,

Depositeurs des coulenrs de Mss. Clienal
ä Paris et Windsor & Newton ä Londres
— 22. Leipziger-Straße 22. —

empfehlen ihr aufs Beste assortirtes Lager
von Maler- und Zeichnen Utensilien, Bu-
reau- und Luxus-Gegenständen , sowie
aller auf die Kunst bezüglichen Artikel.

[81 Commission &. Exportation.

Kommissions-Verlag der Nicolai'schen Verlags-Buchhandlung (G. Parthey) in Berlin. - Druck von G. Bernstein in Berlin.
 
Annotationen