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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 6.1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.13515#0302

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angenommen worden, daß die Bildsäule von Lessing denen
von Goethe und Schiller hinzutreten und zwar letztere
in die Mitte gestellt werden solle. Da mir die Unange-
messenheit und Unausführbarkeit einer solchen Trilogie
einleuchtet und ich allen Schein zu vermeiden wünsche, ir-
gendwie dazu mitgewirkt zu haben, so sehe ich mich be-
wogen, aus dem Goethe-Verein zu treten."

Berlin, 22. Juli 1861. Jakob Grimm.

Dr. Märcker zeigt jetzt an, daß alle seine Bemühungen,
Grimm dem Verein zu erhalten, vergebens gewesen seien-
Wir finden dies vollkommen gerechtfertigt. Uebrigens ist
diese ganze Denkmalsangelegenheit nun bereits in ein
Stadium getreten, welches eine definitive Entscheidung —
möge sie ansfallen wie sie wolle — sehr wünschenswerth
macht. Aber Schiller in der Mitte zwischen Goethe und
Lessing wird immer ein Widerspruch bleiben.

— — Für den Ehrenschild, welchen eine Anzahl Roya-
listen dem König Franz II. von Neapel hier in den Ateliers
der Hofgoldschiniede Sy & Wagner anfertigen läßt, ist
folgender Entwurf vorgeschlagen: Der Schild wird in
Silber getrieben; die Figuren des Königs und der Königin
bilden die Mitte. Die Königin legt tröstend und segnend
die Hand auf das Haupt eines verwundeten Kriegers;
der König drängt mit hochgeschwungenem Schwert gegen
die anstürmenden Schaaren der Revolution, die hohnlachend
und einander überstürzend schon die Königliche Waffe be-
rühren. Der Fels, ans dem das Königspaar steht, trägt
die Inschrift: Gaeta; auf dem Kreuze, an das die Beiden
lehnen, liest man: Dei gratia. Der Entwurf ist von dem
Prof. C. Fischer modellirt.

Düffeldorf. — Cornelius' Gemälde: „die klugen
und thörichten Jungfrauen" welches sich ans der Kölner
Ausstellung befindet, ist für die hiesige städtische Gemälde-
Galerie angekauft worden.

Köln. — Am 9. Juni w 'rde im Dom ein aus dem
ehemaligen Klara-Klvster stammender gothischer Altar,
dessen Wiederherstellung mehr als 4000 Thlr. gekostet,
zum ersten Male wieder für den Gottesdienst benutzt.
Es ist eines der herrlichsten Kunstwerke des Mittelalters,
trägt die Standbilder der 12 Apostel und eine Darstellung
des Lebens der Muttergottes in Holz geschnitzt; auf den
Flügeln ist die Geschichte des Lebens Jesu in einer Reihe
von Gemälden dargestellt, welche dem berühmten Dombilde
an Kunstwerth fast gleichkommen. Trotz der Flügel hat
der Altar auch ein Tabernakel.

Frankfurt a. M. — In der Sakristei des Domes
gerade über der Eingangsthüre, ist neuerdings bei Abnahme
des alten Verputzes ein werthvolles Wandgemälde ent-
deckt worden, eine Kreuzigung Christi, nebst den Figuren
des Johannes und der Maria (letztere besonders schön
gemalt). Das Bild gehört allem Anschein nach dem 15.
Jahrhundert und der Kölnischen Schule an.

-Am 12. d. M. Morgens 8 Uhr starb hier der

als Knnstforscher bekannte Inspektor bei dem Städel'schen
Kunstinstitnt, I o h a n n D a v i d P a s s a v a n t, im 74 Lebens-
jahre.

f München. — Unsere Künstler sind in Köln wie
durch ihre Werke so auch persönlich sehr zahlreich vertreten.
Das Unzureichende der Bundesgesetzgebung bezüglich des
künstlerischen Autorrechts ist vielen derselben praktisch bereits
so oft vor Angen geführt worden, daß man diesem Gegen-
stände doppelte Aufmerksamkeit zuzuwenden sich veranlaßt
fühlt. Es sind deshalb mehrere Notabilitäten unsrer
Knnstwelt, wie Ferd. Dietz, Phil. Foltz, Prof. Car-
riere n. A. schon vor längerer Zeit zusammen getreten
und haben den Entwurf eines vollständigen Gesetzes aus-
gearbeitet, der in der letzten Künstlerversammlung bei Schaf-
roth mit großem Beifall ausgenommen wurde. Dieser Ent-
wurf wird nun der Kunstgenossenschaft in Cöln vorgelegt

werden, und Regierungsrath Fe nt sch, unzweifelhaft der
eifrigste Redner Münchens in unsrer redeseligen Zeit, wird
sich, so ward beschlossen, auf Kosten des Central-
fonds der deutschen Kunstgenossenschaft, gleichfalls nach
Köln begeben um dort für den Entwurf zu ordnen. Es
dürfte indeß ziemlich schwer sein, eine derartige Belastung
des. Centralfonds zu rechtfertigen.

t — — Die Nischen an der Faqade und den beiden
Seiten unsrer Glyptothek haben nunmehr alle ihren sta-
tuarischen Schmuck erhalten, nachdem kürzlich die Statuen
Peter Vischer's von Brugger und Michel Angelo's
von Lossow modellirt und beide von dem letztgenannten
Künstler in weißem Marmor ansgeführt, aufgestellt wor-
den. Beide zeichnen sich durch scharfe Charakteristik und
Portraitähnlichkeit wie durch noble Auffassung auf das
Vortheilhafteste ans. —

t --Unsere Künstlerwelt fängt an, sich zu ihrer her-

kömmlichen Wanderung aufs Land zu rüsten. Bei dieser Ge-
legenheit mag es wohl am Platze sein, zu erwähnen, daß die
Wirtschaft auf der Frauen-Jnsel im Chiemsee in lüustver-
wandte Hände überging. Die berühmte Chronika derselben
enthält unter einer das Ereigniß darstellenden Zeichnung von
Meister Sch le i ch 's Hand den nachstehenden Vortrag: „Den
14. Mai des Jahres 1861 nach Chr. Dritte Hochzeit auS
dem Geschlechte der Dumbser. Katharina verehlicht mit
dem Kupferstecher und Maler Friedrich Zahn, jetzo Wirth
und Herbergsvater auf der Insul." Zwei ältere Schwestern
der Neuverehlichten sind an Direktor Rüben in Wien
und Professor Haushofer in Prag verehlicht, und somit
ist jetzt das künstlerische Kleeblatt vollzählig. —

$-Karl Rottmann's berühmte Fresken in

den Arkaden des Hofgartens werden noch immer von Zeit
zuZeit durch Bubenhände beschädigt. Ein hiesiger Schlosser-
meister ersann nun eine sehr einfache aber sinnreiche Vor-
richtung, mittelst deren Nachts die Gemälde durch Eisen-
platten gegen jede Art von Beschädigung leicht geschützt
werden könnten. Obwohl ich aber zu den Vielen gehöre,
die sich durch den fast täglichen Anblick dieser Meisterwerke
erhoben fühlen, glaube ich doch, daß es längst an der Zeit
gewesen wäre, sie in irgend einem gegen die Unbilden der
Witterung und von Menschenhänden Schutz gewährenden
Lokale unterbringen. —

■7 — — Baumeister M. Berger wurde durch die
Verleihung des Ritterkreuzes des bayer. Verdienstordens
vom heiligen Michael ausgezeichnet.

Nürnberg. — In jüngster Zeit ist durch einen Privat-
mann (G. Rüll in Wöhrd bei Nürnberg) ein interessantes
Oemcilde auf Holz, ohne Rahmen, 314" hoch und 234"
breit, „Simon und Pera im Gefängnis;" darstellend, be-
zeichnet mit dem Monogramm des als Zeichner und Form-
scheider bekannten Erhard Schön (einem mit 8 durch-
schlnngenen E) und der das Monogramm einfassenden
Jahreszahl 1538, gefunden werden. Daö Gemälde ist
um so interessanter, als es von Erhard Schön das erste
ist, welches aufgefunden wurde und den bisherigen Zweifel
ob. er auch Maler war (Nagler, Monogr., II. 650), mit
Sicherheit lös't. Besonders für Galerien dürfte daher
das Werk, das zur Erläuterung der Kunstgeschichte dient,
von nicht geringem Werthe sein.

Würzburg. — Die von den verstorbenen Magistrats-
rathe H. Rasp hinterlassene werthvolle Kunst- und An-
tiqnitätensammlung, auf 15,000 fl. taxirt, wurde mit
Zustimmung der Erben an die Antiquare Goldschmitt von
Frankfurt und Dreh von München um die Summe von
9000 fl. verkauft.

Prag. — Der hiesige Alterthums-Verein Arkadia
hat eine Ausstellung der schönsten Alterthümer Böh-
mens von den ältesten Zeiten bis zum Cinquecento ver-
anstaltet.
 
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