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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0085

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Deutsche Kunst-Zeitung.

HauMMR Ler DMschen

SjrransßrgEhen uni) rthigirt
von

Dr. Max Schasler,

Herausgeber des „Deutschen Kunst-Kalenders" in Berlin.

Abonncmcntsbcdingungen.

„Di- Dioskuren" erscheinen wöchentlich (Sonntags) in I—Ij Bogen 4to | 1. Für Deutschland sämmtliche p-stanftatl-n. Buch- und Luullhundluugkn

znm Äbonnementspreisc von izThlr. Pränumerando pro Quartal. — Preis ! 2. Für Großbritanien. Amerika und Australien G. Beuder's Buch-

einer einzelnen Nummer 1 Sgr. ohne Kunstbeilage. — Bestellungen nehmen Handlung und General-Zeitungs-Agentur in London, 8, Little Newport-etrect
außer der „Expedition der Oioskuren" an: \ Leicester-sq.

Bedactionsbureau Vietoriastrusse 3Vi*o. Sil* a.

Inhalt:

Abhandcludcr Artikel: „Antik", „Mittelalterlich", „Modern"
in Beziehung auf Kunstanschauung. (Fortsetzung.)
Kunstchronik: Verschiedene Lokalnachrichten aus Berlin, Weimar,
Leipzig, Dresden, Pommersfelden, Mainz, München, Stutt-
gart, Wien, Palermo.

Kunstindustrie und Technik: Ein neues Verfahren, perspckti- j

vifche Parallel-Linien zu zeichnen.

Kunstliteratur n. Album: Iivs8i, Lutlslino äi ^rollsoloßis.
Kiinstinstitutc u. Kunstbcrcinc: Kgl. Akademie der Künste in
Berlin. — Allgemeine Kunstausstellung in München. —
Thüringer Kunstverein. — Knnstausstelliing im Haag 1863.
Pariser Salon des Jahres 1863.

Pntik" — „Mittelalterlich" — „Modem", in Beziehung auf Kunstanschauung. (Forts.)

Zwei Vorträge, gehalten znm Besten des Germanischen Museums in Nürnberg, von Dp. M. Sr.

2. Die Plastik ist nun die zweite, höhere Kunstform.
Im Orientallsinns war sie noch gebunden und unfrei in
der Architektur enthalten. Zur Freiheit gelaugte sie erst
bei der Rückkehr des Geistes in sich aus dem blos Massen-
haften, welche sich im Hellenismus vollendet, und zwar
hier als Hauptkunst. Denn das klassische Ideal gelangt
darin zu seinem angemessendstcn und in sich vollendetsten
Ausdruck, als Vergöttlichung der Menschengestalt. Der
plastische Gestaltuugstricb ist dem Hellenismus immanent,
sitzt ihm so zu sagen als instinktartiges Thun, im Fleisch
und Blut. Man darf sich daher nicht wundern, wenn
auch alle andern Lebensphären sich in ihm plastisch gestal-
ten, namentlich aber daß nicht nur seine poetischen Figu-
ren, sondern auch seine Individuen selbst, seine Redner,
Staats- und Lebemänner, Philosophen und Dichter, wie
Perikles, Alcibiades, Sokrates, Plato n. s. w. bei aller
individuellen Verschiedenheit diesen nach Austen wie Innen
gleichartigen, in sich künstlerisch geformten Charakter haben.

Es sind eben plastische Naturen, ans einem Guß, worin
das Ideale und Materielle verschmolzen, in eine einfache
Gestalt zusammengeflossen und ausgeprägt erscheint. Das-
selbe plastische Gepräge und in noch höherem Grade haben
nun die hellenische» Göttergestalten: ein kampfloser Frie-
den leuchtet von ihrer Stirn, eine heitere Verklärung um-
spielt ihre ganze Gestalt: es ist dies die Verwirklichung
der Schönheitsidee als vollkommener Versöhnung, Gleich-
berechtigung und gegenseitiger Durchdringung von Geist
und Materie, von Inhalt und Form.

Ich muß es mir versagen, an diesem Orte in eine
nähere Charakteristik des griechischen Ideals cinziigehen,
da es für unsere Ausgabe eine nur vergleichwcise Wichtig-
keit hat. Dies ist jedoch zu benicrkcu, daß der Fortschritt
über den HelleisiSnius dadurch bewirkt wird, daß der Geist
sich seiner als der höheren Potenz bewußt und dadurch
getrieben wird, sich aus jener Gleichberechtigung mit dem
Stofs irei zu machen. Das Nächste, um dieses Ziel zu
 
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