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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0230

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und Willmann; fünf französichen Malern: Gustav Brion,
Cibot, de Rudder, Benouville und Desjobert; drei fran-
zösischen Bildhauern: Brion, Jselin und Leveel, und dem
Lithographen Desmaisons verliehen. Für Malerei kamen

3 Medaillen erster, 6 zweiter und 12 dritter Klasse zur
Bertheilung; für Skulptur 2 erster, 4 zweiter und 6 drit-
ter Klasse, für Kupferstich und Lithographie 1 erster und
2 zweiter Klasse, für Architektur 1 erster, 2 zweiter und

4 dritter Klasse.

New-Jork. — Bon hier wird folgender neuer Hum-
bug gemeldet: „Die amerikanischen Spiritualisten lassen
sich jetzt gern mit einem ge- oder beliebten Verstorbenen
photographiren. Andere werden damit gegen ihren Wil-
len beehrt, und es giebt auch einen Photographen, der
ganz speciell das Glück oder Unglück hat, daß er bei Pho-
lographirung wirklicher Menschen irgend einen Geist um-
sonst mit sixiren muß gegen seinen und des Photogra-
phirten Willen. So wird in Nr. 145. des Heralck of Pro-
gress, eines der verbreitetsten Spiritnalistcn-Journale, er-
zählt: Der berühmte Photograph ans Ncw-Orlcans Wil-
liam G u ah besuchte die photographische Galerie der Frau
Stuart in Washington-Street zu Boston, wo Mr. Mumler
als Geister-Photograph thätig und besonders berühmt ist.
Mr. Mumler zeigte ihm mehrere negative Geister-
Photographien, und ließ sie von dem Sachverständigen
ganz beliebig untersuchen. Dann lud er ihn ein, sich
selbst photographiren zu lassen, und die Zubereitung der
negativen Glasplatte selbst zu übernehmen, damit er sich
von der Ehrlichkeit der Sache überzeuge. Mr. Guah
that dies mit der größten Vorsicht und Genauigkeit und
nahm die Platte auch sofort wieder in seine Hand, sobald
das Bild abgenommen war, so daß er nicht an der vol-
len Wahrheit und Wirklichkeit deS Ergebnisses zweifeln
zu dürfen glaubt. Nachdem er gesessen, die Platte selbst
hcransgenommen, und mit den üblichen Flüssigkeiten be-
handelt hatte, sah er mit zitterndem Erstaunen zwei Bil-
der auf der Glasplatte. Ein zweiter Prozeß, den er eben-
falls selbst vom Anfänge bis zum Ende leitete, ergab
sein Portrait und das von ihm vorher gewünschte schwache,

aber deutliche Abbild seines verstorbenen Vaters. Der
Herald of Progress fügt hinzu: „Ich habe schon

manche Photographien mit gehauchten Geistergestalten
d'rum und d'ran gesehen und immer gedacht, es sei eine
hübsche, Phantasie und Aberglauben nährende Bereiche-
rung photographischer Technik. Aber die amerikanischen
Spiritualisten-Journale und die Spiritualisten selbst und
viele Photographen glauben und behaupten, es sei durch-
aus keine Technik, sondern wirkliche photographirte Geister-
erscheinung. Ein achtbarer Herr aus Boston, dessen gei-
sterumslossenes Portrait wir gesehen haben, sagt darüber
selbst: „Ich erkenne zwar die Aehnlichkeit der gehauchten
Gestalt hinter meinem Portrait nicht wieder, aber mein
Bruder sagte auf den ersten Blick, es sei ein getreues Bild
meiner vor zwanzig Jahren verstorbenen Tochter. Er und
ich sind Gegner des Spiritualismus." Das Geisterbild
ward Hernack» mit einem Oelbild-Original verglichen und
von zwei Künstlern durch Vergrößerungsgläser untersucht:
Alle fanden entschiedene Aehnlichkeit zwischen dem Original
und dem geisterhaften Hauche ans der Photographie."

Außerdem ist in den spiritualistischen Journalen von
einem Photographen die Rede, der gegen seinen und seiner
Kunden Willen gezwungen wird, Geister Verstorbener zu
photographiren. Mr. Guah, der jetzt Herrn Mumler
in Boston unterstützt, sagt in einem andern Briefe aus,
daß er sich mehrmals habe photographiren lassen, einmal
mit dem Wunsche, daß sein verstorbener Vater, ein ander-
mal, daß seine selige Frau die Gelegenheit benutze, sich
mit sichtbar zu niachen. Beide abgeschiedene Geister seien
erschienen und mitphotvgraphirt worben, der Vater voll-
kommen ähnlich und klar, die Frau etwas nebelhaft und
unbestimmt, wahrscheinlich, weil er während des Sitzens
besonders von Skrupel», Zweifeln und Gefühlen gequält
worden sei. Andere, auch nicht spiritualistische Journale,
sogar ganz nüchterne englische, wie z. B. „Hie National
Magazine,“ erklären es auf Grund dieser und anderer
unzweifelhaften Zeugnisse für ausgemacht, daß auf den
„negativen Platten beim Photographiren einzelner Perso-
nen noch andere Figuren zum Vorschein kommen, ohne
einen sichtbaren Gegenstand, der dieses zweite Bild erkläre."

Kunst-Industrie und Technik.

Ncber Bronceguß. (Forts.)

Eine ähnliche Beobachtung, bei physikalischen Experi-
menten über galvanische Elektricität zufällig gemacht, gab
dem Petersburger Professor Jacobi (im Jahre 1839)
Veranlasiung zur Benutzung des galvanischen Stroms,
um Metallablagerungen in vorgelegten Formen willkür-
lich zu erzeugen; er nannte daher diese Methode Gal-
vanoplastik. Die Nächstliegenden Modelle, auf welche dies
Verfahren angewendet wurde, waren Münzen; von ihnen
ließen sich auf diese Weise durch galvanischen Ueberzug
leicht und bequem Kopien oder Abdrücke erhalten; denn
die Medaillen hatten eben Das von vorn herein für sich,
daß sie, als Metalle, und somit Leiter der Electricität,
dem galvanischen Strome keinen Widerstand leisteten. Für
das Kopiren von Münzen und Medaillen stellte daher
auch Professor Böttger in Frankfurt a. M. einen Apparat
zusammen, der allgemein Nachahmer fand und der für
die Ausführung dieser Technik ganz instruktiv ist, so daß
uns seine Beschreibung zweckmäßig erscheint.

Als Gefäß für die Kupfervitriol-Lösung dient ein
hohes und ziemlich weites Bechcrglas. Ans seinem oberen
Rande ruht vermittelst dreier zusammengedrehter (anöge-
glühter) Eisendrahtcndchen, ein oben und offener Glas-
cylinder, welcher bis etwa 11 Zoll vom Boden des
Becherglases hinabreicht. Der untere Rand wird durch
ein Stück feuchter Thierblasc verbunden, welche also gleich-
sam dem Cylinder als Boden dienen soll. Als galva-

nisches Element dient ein breiter Kupferstreifen, welcher
einerseits in den äußeren Cylinder, bis etwa s Zoll von
der Blase abstehend, hinabreicht, um dort als Auflager
einer galvanisch zu überziehenden Form zu dienen. An
das im inneren Cylinder besindlichen Ende ist eine starke
Zinkplattc angelöthet, welche eben in Verbindung
mit dem Kupserstreisen das galvanische Element bildet.
Nachdem der Apparat so weit vorgcrichtet, und die mit
einem leichten Fetthauch überzogene Di Unze ans die Platte
unter der Blase gelegt ist, kann derselbe in Thätigkeit ge-
setzt werden. Es wird zuerst in die kleinere Zelle eine
Mischung von Wasser und Schwefelsäure gegossen (auf
16 Theile 1 Theil Schwefelsäure) und in den äußeren
Cylinder eine koncentrirte Auflösung von reinem (blauen)
Kupfervitriol, der man, um sie koncentrirt zu erhalten,
noch feste Krystalle zusetzt, gegossen. Der galvanische
Strom wird sofort erregt, sobald beide Flüssigkeiten sich
durch die feuchte Wand der Blase hindurch berühren, und
bald wird man auch die aufgelegte Münze sich mit einer
metallfrischen Kupferhaut überziehen sehen. Diese nimmt
mehr und mehr an Stärke zn, und wird nach Verlauf
von 3—1 Tagen, während welcher Zeit man 3—4 Mal
die schwefelsaure Flüssigkeit erneuert und den Zink abge-
spült hat, eine solche Stärke erreicht haben, daß sich die-
selbe, nachdem man die Ränder vorsichtig mit einer Feile
gelöst, wird als feste Platte abnehmen lassen.

Ganz auf dieselbe Weise wie eine Münze kann nun
auch jede eingelegte Form mit einer festen Kupferschicht
 
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