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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 15.1904-1905

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Lehmann, Alfred: Wandlungen: Eine Bilanz über das deutsche Kunstgewerbe im Sommer 1904
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https://doi.org/10.11588/diglit.7137#0029

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schon früher erreichten Höhe erhalten.
— Welchen Anteil die »Deutsche Kunst
und Dekoration« an dieser erfreulichen
Bilanz hat, das mag sie sich heute nach
sieben Jahren belehrender, vermittelnder
und anregender Tätigkeit mit gutem
Fuge selber sagen. Wir aber möchten
diesen Querschnitt durch das deutsche
Kunstgewerbe mit einer Frage an die
Zukunft schliessen: Was wird in all den
mannigfaltigen Gestaltungen des Tages
sich für eine längere Reihe von Jahren
als dauerndes Element erweisen, was
wird vergehen und anderen Gefühls-
äusserungen Platz machen ? Kein Leben-
der besitzt das Scheidewasser, das Mo-
dernes trennt von Modischem. Möglich,
dass nach den Gesetzen der Abstumpfung
und Ermüdung das Auge bald der
heutigen hellen lustigen Farbenprächtig-
keit überdrüssig wird und wieder nach
einer dunklen ernsten monochromen Ge-
samtstimmung verlangt; möglich, dass die
Schlichtheit der Konstruktions- und Zier-
gedanken wieder prunkvollerem Reich-
tum weichen muss, dass die schlanke
Anmut in spielende Grazie oder in
blumenhafte Zartheit sich wandelt —
kaum denkbar jedoch wäre es, wenn
auch das verloren ginge, was an künst-
lerischer Gesinnung und allgemeiner
Geschmackskultur bis heute gewonnen
ist, vor allem die Ehrlichkeit, die Ver-
achtung des leeren Scheins und die
technische Meisterschaft. Im Gegenteil,
menschlicher Voraussicht nach müssen

gerade die Grund-
lagen, auf denen heute
das deutsche Kunst-
gewerbe sich aufbaut,
immer mehr an Festig-
keit gewinnen und das
Verständnis für ihre
Notwendigkeit sich
auf immer weitere
Kreise verbreiten bis
— nun, bis zu jenem
Tage, an dem ein-
mal unsere Igesamte heutige Kultur sich
überlebt haben und einer anderen das
Feld räumen wird. Doch bis dahin hat
 
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