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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 15.1904-1905

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Schmid, Max: Plakat-Konkurrenz der Stadt Aachen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7137#0097

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Plakat-Konkurrenz

der Stadt Aachen.

Täglich werden neue Luftkurorte und
Heilquellen im In- und Auslande ent-
deckt. Da dürfen auch altberühmte Badeorte
nicht auf den Lorbeeren alten Rufes ruhen,
sondern müssen sich der leidenden und
zahlungsfähigen Menschheit immer wieder
in Erinnerung bringen. Noch vor zwanzig
Tahren hätte es für sehr unfein gegolten, zu
diesem Zwecke durch Plakate Reklame zu
machen. Heute denkt man sogar in Deutsch-
land vernünftiger. Selbst die alte Kaiser-
stadt Aachen schreibt eine Plakatkonkurrenz
aus, um auf ihre Heilquellen hinzuweisen, die
doch seit Römerzeiten berühmt sind. Das
Preisausschreiben hatte den besten Erfolg.
Trotz der verhältnismäßig bescheidenen
Preise haben sich etwa 120 Künstler mit
rund 140 Entwürfen beteiligt, unter denen
die Mehrzahl allen Anforderungen entsprach,
die man in Bezug auf Einfachheit und Fern-
wirkung der Komposition und Farbengebung
heute stellt. Die Zahl der gänzlich verfehlten
Entwürfe war gering. Die jahrelange Be-
lehrung über die Prinzipien der Plakatkunst,
die im Verein mit anderen Zeitschriften die
»Deutsche Kunst und Dekoration« unermüd-
lich brachte, hat Früchte getragen. Der
»Plakatstil« ist Allgemeinbesitz der Künstler-
schaft geworden und nur einige provinziale
Lithographen haben den Anschluss verpasst.

So war es für die Preisrichter nicht leicht,
aus den etwa zwanzig besten Entwürfen die
drei würdigsten herauszufinden. Schliesslich
erhielt den ersten Preis der mit dem Motto
»Therme« bezeichnete Entwurf von Landauer
und Brackenhammer in München. Es er-
füllte inhaltlich wie malerisch alle'gerechten
Ansprüche. Das auf dem Sprudel knieende
Wasserweib, das mit dem Heilstab die Schale

berührt, ist ein (hübscher Hinweis auf die
Aachener Thermalquellen, während die
schlummernden Kaiser im Vordergrund an
den Glanz der ehemaligen Krönungsstadt
erinnern. Beide Allegorien sind verständlich
und durchaus malerisch gelöst. Dazu kommt
die durchschlagende Fernwirkung. Der von
unserem besten Plakatzeichner, von Th. Th.
Heine so vielfach erprobte Kontrast von
Violett und Grün ist hier durch die Sonnen-
untergangsstimmung des Hintergrundes gut
vermittelt. Dem grossen Publikum ist das
natürlich zu »modern«, zu »krass«. Aber
es haben ja immer die Plakate den grössten
Erfolg gehabt, über die sich die misera plebs
am meisten geärgert hat, so die Plakate von
Th. Th. Heine, die berühmte Faust mit dem
Hammer von Sattler, das Puttenplakat von
Riemerschmid u. a. Der zweite preis-
gekrönte Entwurf — Kennwort Alice —
ist weniger eigenartig. Aber die schöne
Silhouette, die Frauengestalt, die einfache
Stimmung in den Aachener Stadtfarben
(Schwarz-Gelb) geben ihm etwas Vornehmes
und Reifes. Verfasser desselben ist der
Düsseldorfer Maler Max Stern. Der dritte
Preis fiel an Walter Wilhelm (Kennwort:
Heilquell). Er nimmt im Mittelbild Bezug
auf die quellensprudelnde tabs aquensis und
bildet zugleich zwei der schönen alten Stadt-
tore ab. Da in der Jury die Fachleute die
Majorität hatten, ist die Preisverteilung aus-
schliesslich nach künstlerischen Gesichts-
punkten erfolgt. Man darf neugierig sein,
ob auch die Ausführung einem der Preis-
gekrönten übertragen wird? Darüber haben
städtische Körperschaften zu entscheiden.
Es fragt sich, wie weit die »Erziehung zur
Kunst« bei diesen gediehen ist? max schmid.

Entscheidungen unserer redaktionellen Wettbewerbe.

I. 1904—05. Entwürfe zu Blumen-Vasen aus Steinzeug, Fayence oder Majolika.

Der I. Preis konnte' keinem Entwürfe zugesprochen werden, da keine Arbeit der gestellten Aufgabe ganz gerecht wurde.
Den IL Preis, Mk. 50, erhielt Motto »Flor II« des Herrn Hermann Maier—Stuttgart, dessen weiterem Entwürfe Motto
»Flor I« ein Lob zuerkannt wurde. Der III. Preis, Mk. 40, entfiel auf Motto »Alt China« des Herrn Joseph Veit—
London. Der I. Preis von Mk. 60 wurde geteilt und je 30 Mk. dem Motto »Primitiv« des Herrn Raimund Jahn, akad.
Maler, Krefeld, und dem Motto »Rund« des Herrn Alfred Bernheim—Pforzheim (zur Zeit Elberfeld) zugesprochen. Motto
»Volkskunst« des Herrn August Glaser, Maler, München, wurde mit einem Lob ausgezeichnet. — Die Entwürfe werden in
einem der nächsten Hefte veröffentlicht. die Redaktion.

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