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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 15.1904-1905

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Sindaco, Otto: Neuere Wohnhäuser in Karlsruhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.7137#0073

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PROF. EJ. B1LLING — KARLSRUHE.

Villa in Karlsruhe.

Neuere Wohnhäuser in Karlsruhe.

Unter den süddeutschen Residenzen, die
im letzten Jahrzehnt einen fast gross-
stadtähnlichen Aufschwung genommen haben,
ist Karlsruhe wohl mit an erster Stelle zu
nennen. Das gewerbliche wie kunstgewerb-
liche Leben stand von jeher in hoher Blüte,
und Industrie und Handel, denen die Anlage
des Rheinhafens zu neuem Leben verhelfen
wird, lassen Karlsruhe schon jetzt in scharfen
Wettkampf mit Mannheim treten. Aber auch
sonst ist die badische Residenz, die früher
von einem stilleren Dasein träumte, mit allen
Einrichtungen ausgestattet, die sie sogar
erfolgreich mit Stuttgart rivalisieren lassen.
Das liberal-fortschrittlich gesinnte Baden ent-
wickelt sich nicht einseitig, dort bevorzugend,
hier vernachlässigend, es achtet auf die
gleichmässige Zirkulation gesunder Säfte
durch seinen gesamten Organismus.

Lange schon hat Karlsruhe das Radial-
system mit seinem Schloss-Zentrum durch
sehnenartig und tangential schneidende
Strassenzüge erweitert; wo früher Wälder
und Felder grüne Grenzen zogen hallt Bau-
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lärm wieder, Block um Block wird parzelliert,
Haus um Haus ersteht und die elektrischen
Verbindungslinien heben die Entfernung der
neuen Stadtteile zur Mutterstadt auf. Nach
der Durchschnitts-Qualität der Häuser und
Bauten zu schliessen, bei denen viel echtes
Material Verwendung findet — die Zins-
häuser der Bauspekulation bleiben ausser
Betracht — scheint sich die Bautätigkeit auf
gesunder, solider Grundlage zu entwickeln.
Namentlich beweisen die vielen gediegenen
Eigenhäuser, zu denen die Entwürfe von
namhaften Architekten und Baufirmen
stammen, u. a. seien Prof. Herrn. Billing und
Curjel & Moser genannt, dass Karlsruhe in
nächster Zeit schwere wirtschaftliche Krisen
nicht zu erwarten haben wird.

Verharren Staat und Behörden noch
immer dabei, ihre, erfreulicher Weise recht
zahlreichen und umfänglich recht bedeutenden,
Neubauten vielfach in Stilvariationen des
17. und 18. Jahrhunderts errichten zu lassen,
so zeigen grosse Privat - Institute wie auch
die begüterten bürgerlichen Kreise ein sieht-
 
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