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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 15.1904-1905

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Zimmermann: Klingers "Drama" auf der Dresdner Kunst-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7137#0072

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Max Klingers -»Drama«, auf der Dresdner Kunst-Ausstellung.

Gruppe ist auf den beigegebenen Abbildungen
zu sehen; ein kräftiger Mann auf der Höhe eines
Felsen, der mit dämonisch finsterer Mine von
einem Stamm einen Ast mit Hilfe seiner straff
entgegengestemmten Beine loszubrechen versucht.
Darunter, am Fuss des Felsens, eine lang hin-
gestreckte, wie leblos daliegende weibliche Ge-
stalt und zur Seite des Felsens, ein zweites,
seltsam hingekauertes Weib, jener ins Gesicht
blickend, als wollte es sich von ihrem Zustand
überzeugen. Der Vorgang ist nicht gerade klar
ausgedrückt. Man muss das ganze Werk um-
kreisen, bevor man alle Elemente der Darstellung
beisammen hat. Doch das wird schliesslich wohl
ein jeder herausbekommen, dass hier ein Mann
sich eine Waffe bricht, um Frauen zu verteidigen,
vielleicht gar schon zu rächen. Wer allgemeiner
denkt, für den dürfte gar hier ganz allgemein
ausgedrückt, das schwächere Geschlecht, vom
stärkeren beschützt dargestellt sein.

Auch die Gruppenbildung ist Klinger noch
kaum gelungen. Seltsam wenig fügen sich die
einzelnen Linien und Formen an einander.

Den Parallelismus der beiden Hauptfiguren hätte
wohl jeder Plastiker vermieden. Und dennoch
ist das Werk in jedem Zoll ein Klinger! Es ist
der grosse Reiz aller Klingerschen Plastik, dass
sie so absolut originell, so völlig frei von allem
schulmässig Anerzogenem ist. Es ist ein Auto-
diktat in seiner schroffsten Form , der hier vor
einem steht, aber in der Gestalt eines echten Künst-
lers. Vergegenwärtigt man sich daher die Eigen-
art der Konzeption des Ganzen, prüft man das
Werk im Einzelnen, den Ausdruck der Gesichter,
die Behandlung des Fleisches, der Muskeln usw.,
dann wird man bald erkennen, dass man hier
vor einer ganz besonderen Schöpfung steht, die
ganz das Gepräge eines so individuellen Künstlers,
wie Klinger es ist, trägt. Das ist der eigentliche
Reiz dieses Kunstwerks. — Das Werk selber
war schon vor drei Jahren als Modell auf der
Dresdner Kunst-Ausstellung ausgestellt. Es wurde
damals für die Dresdner Skulpturengalerie auf
Kosten einer Stiftung zur Ausführung bestimmt
und wird jetzt nun in diesem Museum seine
dauernde Aufstellung finden. dr. Zimmermann.

jessie m. king—glasgow.

Die Stadt am Hügel. Federzeichnung auf Pergament.

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