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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 15.1904-1905

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Hardenberg, Kuno von: Sascha Schneider auf der Dresdner Kunst-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7137#0063

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Kuno Graf Hardenberg:

SASCHA SCHNEIDER. Hypnose,

seiner eigenen ihm offenbarten Religion, wo
man Gott im Genius, als den Mittler zwi-
schen Endlichkeit und Unendlichkeit verehrt,
er hat sie durch eigene Gestalten ersetzt.

Lebenswahr, überzeugend und kräftig
schreiten sie daher diese Kinder eines eigenen
Landes und reden von der Erkenntnis ihres
Schöpfers. Wir sehen den »Aussergewöhn-
lichen«, wie er in stolzer Verachtung, der
gemeinen Welt der Tiermenschen den Rücken
kehrt und sich in der reinen Höhenluft seiner
Einsamkeit auf die Knie wirft und die
Höheren, die durch die Ewigkeit mit starken
Schwingen dahinrauschen, anfleht: »Nehmt
mich mit«. Wir sehen ihn auf wilder Felsen-
burg kampfbereit stehen, bereit jeden zu
zerschmettern, der seine Kreise stören will
oder wir blicken mit ihm hinaus über die
lachenden Länder und Meere in ihrer
sonnigen Pracht und träumen mit ihm von
Schönheit und Macht und heisser Sehn-
sucht. Nur selten noch klingen schaurige
Schmerzensschreie durch die feierlichen
Hallen Schneiderscher Kunst: der Tod zieht
durch das Weltall, er wird die Gestirne ver-
nichten und die Sonnen auslöschen, die
Nacht geht durch die Strassen, in allem

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Leben, in aller Anmut schimmert es unheim-
lich, alle Liebe, alle eure süssen Küsse
müssen sterben! Seitdem Schneider in das
Reich der Farben eingedrungen ist, da ist
er heiterer geworden, denn die Farbe ist
heiter für ihn, der allen Augenschein sicher
zu werten weiss, wir sehen ihn sogar lächeln:
Seht, wie sich die Recken schlagen und be-
kämpfen, sie sind nur schöne, bunte Soldaten,
sie haben keine Köpfe, sie haben nur wilde
Helme mit gierigen Ungeheuern, die nach
Blut gieren — sie kämpfen — um zu
kämpfen — um ein Nichts oder: Seht, wie
sich die Jünglinge geblendet und verblendet
drängen und schieben und stossen und
niedertreten um das Wunderbare, Rätsel-
hafte — das Weib.

Vielseitig, wie er ist, reizen ihn oft nur
rein äusserliche Gegensätze zur Darstellung,
man denke z. B. an den alten Kraftmenschen,
der die Muskeln eines Knaben prüft oder
seine wundervollen Akte, allerdings bleibt
doch im wesentlichen seine ureigenste
Domäne das Dämonische, das ihn selbst in
seinen unaufgeklärtesten Äusserungen, wie

SASCHA SCHNEIDER. Der Aussergewöhnliche.

Mit Genehmigung von Breitkopf & Härtel—Leipzig.
 
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