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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 15.1904-1905

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Hardenberg, Kuno von: Sascha Schneider auf der Dresdner Kunst-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7137#0064

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Sascha Schneider auf der Dresdner Kunst-Aus Stellung.

der Hypnose oder der
Vision zur Darstellung an
sieht. — Es mag genug
sein mit diesen knappen
Paraphrasen seiner Werke,
die einen Versuch dar-
stellen, in das Wesen einer
komplizierten Persönlich-
keit einzuführen. Sie wer-
den deshalb gewagt, weil
es wichtiger für das Ver-
ständnis eines Künstlers
ist, seine Persönlichkeit zu
fühlen und zu verstehen, als
seine technische Geschick-
lichkeit zu begreifen. —
Was Schneiders Zeichen-
technik angeht, so lässt
sich kurz und bündig
sagen, dass sie virtuos ist.
— In der Farbe ist er
überaus reich und inter-
essant, wenn er auch von
irgend welcher Pinselkunst
ganz absieht. Die Wahl
des Tones ist ihm das
Wesentliche und er leistet
darin weit mehr, als manche
anerkennen wollen. Farbe
und Muster seiner Ge-
wänder sind stets so tötlich
sicher nach dem Karakter
des Dargestellten gewählt,
dass man ihn nicht genug dafür bewundern
kann. In der Art, wie er die farbigen
Flächen verteilt, ist er stark ornamental, in
der Linienführung ist er es wieder nicht,
weil es seine Monumentalität beeinträchtigen
würde. Um ein Bild zu brauchen: Er ist
mehr Athlet als Tänzer.

Den Naturalismus, der auch das Zufällige
sieht, kennt Schneider nicht, dass desto mehr
den des Typischen, das er mit peinlicher
Sorgfalt und Zähigkeit erschaut und aus an-
geborener Notwendigkeit darstellt. Seine
glühende Liebe zur Schönheit menschlicher
Formen, das plastische Betonen derselben
deutet darauf hin, dass Schneiders Ent-
wickelung sich wohl bald auch dem Meissel
mehr zuwenden wird und wenn mich nicht

1905. I. 8.

SASCHA SCHNEIDER -

-WEIMAR.

Mit Genehmigung von Breitkopf i

0, ikr Höheren /

Härtel—Leipzig.

alles täuscht, so wird er uns mit ihm noch
Meisterwerke zaubern! — Auf der Dresdner
Ausstellung hat Schneider einen schönen Er-
folg gehabt, der auch äusserlich durch Ver-
leihung einer goldenen Plakette Ausdruck fand.
Einige Etepetetiker und etliche Kollegen
mögen wohl tüchtig zu Gerichte gesessen haben
über den »malenden Philosophen, der weder
malen noch philosophieren kann«, das Publi-
kum, das immer einen gesunden Sinn für
das Echte hat, merkte, dass Schneider nicht
mit roter Tinte, sondern mit Herzblut schafft,
und da kargte es nicht mit der Anerkennung.
Dass Schneiders Berufung als Professor an
die Weimarer Akademie einen schweren
Verlust für das Dresdner Kunstleben be-
deutet, braucht nicht gesagt zu werden. —

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