Dr. Daniel Greiner:
franz metzner—wien. Konkurrenz-Entwurf für einen Monumental-Brunnen für die Stadt Essen a. R.
Zur Erinnerung an die Hundertjahr-Feier der Vereinigung der Stadt Essen mit der Krone Preussens.
er das gestern und vorgestern nicht zum
herrischen Tyrannen des heute und morgen
macht. Gerade die hier veröffentlichten
Arbeiten machen den Eindruck, dass der
Künstler sich noch mitten in der Entwicklung
befindet, eine Entwicklung, die schon einen
weiten und reichen Weg zurückgelegt hat,
aber mit merkwürdiger Stetigkeit auf das
eine Ziel, die monumentale Kunst, losschreitet.
Ein Überblick über Metzners Werk zeigt
dies deutlich. Eine gute Rückschau über
diesen Weg zeigen die verschiedenen
Veröffentlichungen dieser Zeitschrift über
F. Metzner. (Siehe Jahrgang 1902 Bd. II,
1903 Bd. II, 1904 Bd. I.)
Auf dem Gebiet der monumentalen Kunst
ist noch alles zu tun. Wir haben kein
modernes monumentales Denkmal trotz der
ungeheuren Masse von Monumenten. Auch
der vielgerühmte Wittelsbacher Brunnen in
München ist nur ein Anfang, wenn auch ein
gewaltiger Fortschritt gegenüber dem üblichen
Denkmalstypus, wie er in Berlin en masse
96
zu finden ist. Zwar ist eine klare logische
Verbindung von Plastik und Architektur
angestrebt und in hohem Maße erreicht, aber
es ist zuviel Logik, zuviel der starren korrekten
Konstruktion und zuwenig künstlerisches
quellendes Leben. Der Grundfehler unserer
Denkmäler liegt darin, dass es Kompositionen
sind und Kompilationen, meist hervorgegangen
aus Verbindung zweier Künstler, von denen
der eine die Architektur, der andere die
Plastik schuf. Dabei kann selten etwas Gutes,
niemals etwas Monumentales, Grosses geboren
werden, denn das tiefste Geheimnis des
monumentalen Werkes ist eben dies, dass
es ein einheitlicher Organismus aus einem
Guss ist, geboren aus einer schauenden
Künstlerseele, eine Konzeption, aber keine
mühsame Komposition, damit ist eigentlich
schon alles gesagt; monumentale Kunst setzt
einen monumentalen Menschen voraus, einen
der schauend schaffen kann. Ein solches
Werk wird von selbst ein tönender Ruf
werden, es wird eine mächtige Wirkung aus-
franz metzner—wien. Konkurrenz-Entwurf für einen Monumental-Brunnen für die Stadt Essen a. R.
Zur Erinnerung an die Hundertjahr-Feier der Vereinigung der Stadt Essen mit der Krone Preussens.
er das gestern und vorgestern nicht zum
herrischen Tyrannen des heute und morgen
macht. Gerade die hier veröffentlichten
Arbeiten machen den Eindruck, dass der
Künstler sich noch mitten in der Entwicklung
befindet, eine Entwicklung, die schon einen
weiten und reichen Weg zurückgelegt hat,
aber mit merkwürdiger Stetigkeit auf das
eine Ziel, die monumentale Kunst, losschreitet.
Ein Überblick über Metzners Werk zeigt
dies deutlich. Eine gute Rückschau über
diesen Weg zeigen die verschiedenen
Veröffentlichungen dieser Zeitschrift über
F. Metzner. (Siehe Jahrgang 1902 Bd. II,
1903 Bd. II, 1904 Bd. I.)
Auf dem Gebiet der monumentalen Kunst
ist noch alles zu tun. Wir haben kein
modernes monumentales Denkmal trotz der
ungeheuren Masse von Monumenten. Auch
der vielgerühmte Wittelsbacher Brunnen in
München ist nur ein Anfang, wenn auch ein
gewaltiger Fortschritt gegenüber dem üblichen
Denkmalstypus, wie er in Berlin en masse
96
zu finden ist. Zwar ist eine klare logische
Verbindung von Plastik und Architektur
angestrebt und in hohem Maße erreicht, aber
es ist zuviel Logik, zuviel der starren korrekten
Konstruktion und zuwenig künstlerisches
quellendes Leben. Der Grundfehler unserer
Denkmäler liegt darin, dass es Kompositionen
sind und Kompilationen, meist hervorgegangen
aus Verbindung zweier Künstler, von denen
der eine die Architektur, der andere die
Plastik schuf. Dabei kann selten etwas Gutes,
niemals etwas Monumentales, Grosses geboren
werden, denn das tiefste Geheimnis des
monumentalen Werkes ist eben dies, dass
es ein einheitlicher Organismus aus einem
Guss ist, geboren aus einer schauenden
Künstlerseele, eine Konzeption, aber keine
mühsame Komposition, damit ist eigentlich
schon alles gesagt; monumentale Kunst setzt
einen monumentalen Menschen voraus, einen
der schauend schaffen kann. Ein solches
Werk wird von selbst ein tönender Ruf
werden, es wird eine mächtige Wirkung aus-