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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 15.1904-1905

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Greiner, Daniel: Monumentale Kunst: Eine Studie über Franz Metzner
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https://doi.org/10.11588/diglit.7137#0104

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Monumentale Kunst. Eine Studie über Franz Metzner.

üben und den Beschauer in den Bannkreis
seiner Gefühls- und Empfindungswelt ziehen,
mit seiner Schönheit überwältigen und er-
heben. Der Künstler solcher Art wird nicht
vergessen, dass ein Monument seinen be-
stimmten Zweck völlig erfüllen muss, er wird
suchen, sein Werk der Umgebung so anzu-
passen, dass die Wirkung der Einheitlichkeit
in höchstem Maße erreicht wird.

Streben nach Monumentalität ist auch
eine moderne Mode namentlich in der Plastik.
Monumental ist das viel und gern gehörte
Schlagwort, so wie man früher eine Arbeit
gross oder geistreich nannte. Monumental
möchte darum jedes Werk und jeder Künstler
sein. Jede Büste soll monumental wirken,
daher die geraden Schultern mit dem steifen
Hals, auf denen der Kopf in militärisch
strammer Haltung sitzt, Augen gerade aus.
Anders darf es nicht sein, das ist monu-
mental. Figuren müssen »streng« und steif
stehen, ihre Glieder gemessen bewegen wie
assyrische Könige, so wirkt esmonumentalusw.
Modetorheiten! Ein Rezept für Monumentali-
tät gibt es nicht. Sie ist weder an Strenge, noch
an Steifheit, noch an Gemessenheit, an Senk-
rechte und Wagrechte gebunden. Es braucht
auch durchaus nicht jedes Werk monumental
zu sein. Hauptsache ist und bleibt, dass ein
Werk möglichst frei aus einer echten wahren
Empfindung ohne jede Nebenabsicht einheit-
lich und ungehindert aufsteige, dass es wahr
sei in jeder Beziehung, frei von jeglicher,
auch der modernen, »strengen« Pose und
Gemachtheit. Monumentalität kann mit der
leidenschaftlichsten Bewegung Hand in Hand
gehen, dies beweisen Michelangelos unsterb-
liche Werke. Sie ist der Ausfluss einer tiefen,
wahren, zur Grösse gesteigerten Empfindung.
Das monumentale Werk ist das Kind einer
gross empfindenden Seele. Je unmittelbarer,
einfacher eine solche Empfindung zum Aus-
druck kommt, je sparsamer der Aufwand an
Mitteln ist, um so mächtiger und nach-
haltiger wird der Eindruck sein, d. h. um
so mehr wird ein Werk der Monumentalität
sich nähern.

Soll diese Wirkung erzielt werden, so
muss natürlich aller und jeglicher Kleinkram,
Anhäufung von Zierrat, das Vielerlei und

FRANZ METZNER—WIEN.

Oberer Teil des nebenstehenden Brunnens.

Konkurrenz-Entwurf für die Stadt Essen a. R, — Zur
Erinnerung an die Hundertjahr-Feier der Vereinigung
der Stadt Essen mit der Krone Preussens 1803 —1903.

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