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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 15.1904-1905

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Greiner, Daniel: Monumentale Kunst: Eine Studie über Franz Metzner
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https://doi.org/10.11588/diglit.7137#0110

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Monumentale Kunst.

Eine Studie über Franz Metzner.

zu sehen. Schön und klar ist das
ganze aufgebaut. Schlicht und wahr
ergibt sich eins aus dem andern. Das
ganze hat so viel Natürlichkeit und
Selbstverständlichkeit, wie man sie
nur sehr selten findet. Metzner hat
hier erreicht, was man von einem
Monument verlangen kann: packende
nachhaltige Wirkung, durch innige
einfache Vornehmheit und Schönheit
Diese Wirkung erhält das Ganze, weil
es als Ganzes aus einem Menschen
geboren ist. Gerade diese Arbeit zeigt,
wie wichtig es ist, dass Architektur und
Plastik zusammen empfunden sein
müssen. Metzner schafft sich seine
Architektur selbst. Er sieht seine
plastischen Gestalten im Raum, dieser
Raum gliedert sich ihm sofort in
architektonischen Massen.

Seine Plastiken sind ihm Zier und
Schmuck seiner Architektur, und
diese Trägerin und Grund seiner
Figuren. Sie schmiegen sich der-
selben nicht an, nein, sie wachsen
aus den Wänden und können nicht
ohne diese leben. Aber ohne seine
plastischen Wesen hätte die Archi-
tektur keinen Sinn. Es gehört eben
zusammen. Er stellt nicht eine Figur
auf einen Sockel, sondern dieser ist
ihm ebenso wichtig als jene, sie sind
eins wie Kopf und Schulter und es
kümmert ihn auch, dass Figur und
Sockel mit festen Füssen auf der Erde
stehen, aus ihr herauswachsen als ein
Glied ihrer Umgebung. Alle diese
Forderungen monumentaler Kunst er-
füllt dieser Brunnen, doch ist dies nicht
Resultat einer mühsamen, schweiss-
reichen Komposition, Ergebnis rech-
nender Logik, sondern das geschaute
Werk einer Künstlerseele, die ja nicht
ohne innere Logik schaut und ohne
die messende, wägende Arbeit des
Verstandes schafft. Dieser Brunnen
ist ein Werk monumentaler Kunst
und man kann sich nur freuen, dass
dieses Werk nicht das Schicksal des
Elisabeth-Denkmals teilen wird.

FRANZ METZNER—WIEN. Frühjalirs-Ausstellung der Wiener Sezession.
 
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