Dr. Daniel Greiner:
FRANZ METZNER—WIEN.
Entwurf zu einem Brunnen-Denkmal.
Über Metzners persönliche Welt ist im
früheren Aufsatz schon eingehend gesprochen
worden. Hier noch einige Anmerkungen.
Er ist durch und durch Plastiker, die Welt der
Formen ist die Sprache, in der er seiner oft
schwer ringenden Künstlerseele Ausdruck
gibt. Diese Sprache ist oft schwer, frag-
mentarisch, ringend nach dem rechten Wort
und Wert. Sein feines Empfinden für die
Form verliert sich nicht an die tausend
kleinen Flächen, aus denen sich die Form
zusammensetzt, er hält sich vielmehr an die
totale Erscheinung und sucht sie wuchtig
herauszubilden. Die Form an sich ist nicht
sein Ziel, sondern die Form als Ausdrucks-
mittel der Seele. Die »reine Form«, "das
Dogma der modernen Modeplastik ist nicht
seine Sache. Er modelliert keine Akte, keine
Posen, sondern gestaltet seine Welt. Seine
104
Gestalten tun etwas, und was sie tun, tun sie
mit der ganzen Seele. Man sehe sich das
hier wiedergegebene Relief vom Nibelungen-
Brunnen an, da ist Kampf und Streit bis aufs
Messer, ein Ringen und Drängen der Glieder
nach dem Leben des anderen mit heisser Wut;
und wie klar und grosszügig ist hier die Form
als Sprache verwandt! Es ist etwas von
homerischer und nibelungischer Kampf-
schilderung in dieser Szene. — Freilich wer
nichts zu sagen hat, der wird sich mit grossem
Pathos nur an die »reine« Form halten. Aber
modern ist dies nicht. Die reine Form übten
und pflegten bis zur Vollkommenheit die
Griechen, die Italiener, die Franzosen. Metzner
zeigt sich auch hier als ganz moderner Mensch.
In der modernen Kunst auf allen Gebieten
ist die Kunst nicht Selbstzweck, sondern die
Sprache der modernen ringenden, sehnenden,
FRANZ METZNER—WIEN.
Entwurf zu einem Brunnen-Denkmal.
Über Metzners persönliche Welt ist im
früheren Aufsatz schon eingehend gesprochen
worden. Hier noch einige Anmerkungen.
Er ist durch und durch Plastiker, die Welt der
Formen ist die Sprache, in der er seiner oft
schwer ringenden Künstlerseele Ausdruck
gibt. Diese Sprache ist oft schwer, frag-
mentarisch, ringend nach dem rechten Wort
und Wert. Sein feines Empfinden für die
Form verliert sich nicht an die tausend
kleinen Flächen, aus denen sich die Form
zusammensetzt, er hält sich vielmehr an die
totale Erscheinung und sucht sie wuchtig
herauszubilden. Die Form an sich ist nicht
sein Ziel, sondern die Form als Ausdrucks-
mittel der Seele. Die »reine Form«, "das
Dogma der modernen Modeplastik ist nicht
seine Sache. Er modelliert keine Akte, keine
Posen, sondern gestaltet seine Welt. Seine
104
Gestalten tun etwas, und was sie tun, tun sie
mit der ganzen Seele. Man sehe sich das
hier wiedergegebene Relief vom Nibelungen-
Brunnen an, da ist Kampf und Streit bis aufs
Messer, ein Ringen und Drängen der Glieder
nach dem Leben des anderen mit heisser Wut;
und wie klar und grosszügig ist hier die Form
als Sprache verwandt! Es ist etwas von
homerischer und nibelungischer Kampf-
schilderung in dieser Szene. — Freilich wer
nichts zu sagen hat, der wird sich mit grossem
Pathos nur an die »reine« Form halten. Aber
modern ist dies nicht. Die reine Form übten
und pflegten bis zur Vollkommenheit die
Griechen, die Italiener, die Franzosen. Metzner
zeigt sich auch hier als ganz moderner Mensch.
In der modernen Kunst auf allen Gebieten
ist die Kunst nicht Selbstzweck, sondern die
Sprache der modernen ringenden, sehnenden,