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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 15.1904-1905

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Muthesius, Hermann: Die Wohnungskunst auf der Welt-Ausstellung in St. Louis
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https://doi.org/10.11588/diglit.7137#0222

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Besser ist die Ausstellungsfrage von Kleinkunstwerken in den von Hoffacker ent-
worfenen beiden Zimmern gelöst, die der badifchen Kunstindustrie als Ausstellungs-
räume dienen. Die Zimmer, als Sammlungsräume eines Kunstliebhabers gedacht,
bergen Schmucksachen, Kleinplastik, Plaketten, Möbel, Mosaiken, keramifche
Erzeugnisse und alle möglichen andere kunstgewerblichen Gegenstände, und
bekunden den hohen Stand des Gewerbes in Karlsruhe. Die innere Ausstattung
der Zimmer paßt sich in enger Weise dem Zweck an, dem sie dienen, wobei
vom gestaltenden Architekten eine lobenswerte Zurückhaltung geübt worden ist.

Aus Dresden ist ein von Kreis entworfener Raum für das sächsifche
Ständehaus ausgestellt. In sehr fchweren, an Stein erinnernde Holzformen wird
hier eine monumentale Architektur angefchlagen, die vielleicht im Hinblick auf
die monumentale Aufjenarchitektur am Plat3e erfcheint, aber dem Raum viel von
seiner intimeren Wirkung nimmt. Es sind zwei Holztöne gewählt, ein grauer
für die Wandverkleidung als Hintergrund und ein gelber für die Möbel, Portale usw.,
der etwas hart auf diesem steht. Die Beleuchtungskörper sind aus Majolika
gebildet und passen sich in der etwas fchweren Form und der lebhaften Farbe
dem übrigen Zimmerinhalt an. — Im ganzen hat man den Eindruck, dag das
Holz der sonst so starken Individualität des Künstlers weniger liegt, als der Stein.

In etwas fchweren Verhältnissen bewegt sich auch ein großes und imposantes
Musikzimmer von Billing. Der Raum ist basilikaartig gebildet; die Seitenflügel
werden abgetrennt durch eine Stütjenstellung von starken, vierkantigen, eichenen
Pfosten, auf deren Vorderseite je ein großes ovales Holzschild aufgeseßt ist.
Zwifchen den Pfosten sind Reihen von fchmiedeeisernen Beleuchtungskörpern
eingefügt. Die eine Schmalseite des Raumes ist mit einer Orgel beseht, auf
der anderen befindet sich ein Podium für den Flügel. Der Raum ermangelt in
seiner formalen Strenge und seiner einheitlichen grauen Farbe keineswegs einer
gewissen, fast als mystifch zu bezeichnenden Stimmung, die zu feierlichen
Orgeltönen paßt.

Einen anderen, ebenfalls ziemlich großen Musiksaal (die musikalifche Stärke
Deutfchlands wird durch das Vorhandensein von nicht weniger als vier Musik-
zimmern glänzend bestätigt) stellt ein Leipziger Ausstellungskomitee aus. Die
Architektur rührt von Friß Drechsler her. Der Hauptfchmuck des Raumes
befteht in vier prächtigen, auf hohen Marmorpostamenten stehenden Musiker-
büsten und zwar aus Klingers bekannten Büsten Liszts und Wagners, denen
sich auf der anderen Seite Georg Kolbes Büste Bachs und Johannes

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