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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 15.1904-1905

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Hardenberg, Kuno von: Großherzog Ernst Ludwig und seine Bestrebungen zur Hebung der Wohnstätten-Kultur
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https://doi.org/10.11588/diglit.7137#0282

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Ideale zu verwirklichen, muß noch besonders berücksichtigt werden, die
Töpferei, die in Hessen früher hoch in Blüte stand, bedarf der Neubelebung
und mit ihr noch manches andere.

Vor allem aber verlangt der zweite Teil des großherzoglichen Programmes
noch der Durchführung und damit ist denn in diesem Sommer ein kräftiger
Anfang gemacht. Dieser zweite Teil umfaßt die Pflege der freien bildenden
Künste, die ja in jedem Kulturstaate einen Teil der höchsten und leßten Auf-
gaben zu erfüllen haben. Man konnte jeßt mit der Verwirklichung dieses
zweiten Teiles beginnen, da der materielle und ideelle Erfolg der leßten Sommer-
Ausstellung bewies, daß die Bestrebung zur Hebung der Wohnstätten-Kultur
sich in gesunder und kräftiger Entwicklung befinden, daß es also hier nur
gälte, ruhig weiterzufchaffen und am Gebäude des neuen Stiles zu feilen und
zu meißeln.

Daß der Großherzog an die Durchführung dieses zweiten Teiles mit
demselben Temperament und derselben nur ihm eigenen Genialität gegangen
ist, wird niemanden Wunder nehmen. Was er erreicht hat, ist denn auch
ein Werk, das eine weniger suggestive Persönlichkeit kaum hätte ins Leben
rufen können. Es bedeutet die fchon lange erhoffte Zusammenfchließung
südwestdeutfchen Kunstfchaffens und es heißt: „Verband der Kunstfreunde in
den Ländern am Rhein". Ein Stück von dem, was dieser Verband bezweckt,
liegt fchon in seinem Namen. Er umfaßt als Mitglieder zahlreiche Künstler
und Kunstfreunde aus den Städten Darmstadt, Düsseldorf, Frankfurt, Karlsruhe,
Straßburg, Stuttgart und den Gebieten Hessen, Hessen-Nassau, Rheinprovinz,
Frankfurt a. M., Baden, Elsaß-Lothringen, Württemberg. Seine Aufgabe soll
vor allem die Pflege der künstlerischen Eigenart der genannten Gebiete, die
Unterstüßung junger Talente, Anregung weiterer Kreise durch Veranstaltung
von Wander-Ausstellungen, und die Förderung eines besseren Absatzes von
Kunstwerken überhaupt — sein. Daß damit für Künstler, Kunstfreunde und
Publikum von südwestdeutfcher Stammesart etwas Vortreffliches gefchaffen
wurde, wer wollte das bezweifeln?

Als erste Tat dieses Verbandes haben wir die am Sonntag, den 4. Dezember
feierlich eröffnete Ausstellung im Ernst Ludwig-Hause zu betrachten.

DIE AUSSTELLUNG DES VERBANDES DER KUNST-
FREUNDE IN DEN LÄNDERN AM RHEIN.

ill man sein Urteil über diese Ausstellung in wenige Worte fassen, so kann man sagen,

TT klein aber fein, viel aber nicht Vieles. — Dem intimen Charakter des Ernst Ludwig-
Hauses entsprechend, und auch den Absichten des Grofjherzogs gemäß, der vor allem
Werke, die sich für Ausfchmückung von Wohnstätten eignen, also für Wohnungskultur in
Betracht kommen, ausgestellt wissen wollte, herrfcht das intime Moment in den ausgestellten
126 Kunstwerken entfchieden vor. Monumental-Kunst ist gar nicht vertreten, ebenso wenig
sind dekorative Entwürfe zur Ausstellung gebracht. Vor allem ist es die hessifche, die
badifche, die württembergifche Landfchaft, die in stimmungsvollen Bildern reich vertreten
ist, darunter in wahren Perlen der Heimatkunst, ferner finden sich Interieurs, Architekturen,
Volkstypen und einige Genreszenen, meist aus denselben Gebieten.

Unter den ausstellenden Künstlern sind selbstverständlich gar viele wohlbekannte Namen,
ebenso wie man unter den Bildern gar manchen alten Bekannten aus früheren Ausstellungen
begegnet. Um einen Begriff zu geben, welche Persönlichkeiten vertreten sind, sei eine Anzahl
der Namen kurz aufgezählt, die die Ausstellung zieren: Darmstadt tritt mit'Bader, Beyer,
 
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