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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 15.1904-1905

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Singer, Hans Wolfgang: Emil Orlik - Wien: Otto Eckmanns Nachfolger in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7137#0376

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EMIL ORLIK—WIEN.

»Schlossbrunn in Karlsbad«

EMIL ORLIK-WIEN.

OTTO ECKMANNS NACHFOLGER IN BERLIN.

Befindet sich zufällig in einer geschlossenen
Gesellschaft ein vollendeter, trefflicher
Musiker, so ist er nicht um alles in der Welt
dazu zu bewegen, sich zu produzieren. Die
eifrige Schülerin und der selbstgefällige
Dilettant dagegen sind in gleicher Lage
kaum vom Klavier fern zu halten. Merk-
würdig, diese Scheu des Könners, vor anderen
zu glänzen, ausser wo der Beruf als solcher
es erheischt! Noch merkwürdiger, die Lust
des Nichtkönners, seine eigenen Mängel zur
Schau zu tragen!

Das findet sich auf allen Gebieten
wieder. LIeute gefällt sich eine Schar un-
reifer Kunstjünger in dem Versuch uns
eine Bildung, die sie nicht hat, vortäuschen
zu wollen. Sie, die ja allerdings meist —
man verstumme! — bis zu ihrem 12. Jahre
irgend eine Dorfschulbank gedrückt haben,
breiten in schwülstigen Folgen ihre krassen
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Gedanken über die schwierigsten Probleme
der Menschheit aus. Aber einer, wie Emil
Orlik, den wir vielleicht ganz gern ein-
mal über solche Fragen aushorchen würden
— schweigt. Ihm legt das Taktgefühl des
wirklich Gebildeten den Finger auf die
Lippen; rein künstlerisch genommen, wieder-
um, hindert ihn sein überaus feiner Ge-
schmack daran, sich auf Vorwürfe zu
stürzen, die sich der Behandlung in künst-
lerischer Form nur in äussersten Ausnahme-
fällen darbieten.

Dieser feine Geschmack ist vielleicht das
charakteristischste Merkmal Orlikscher Kunst.
Er äussert sich besonders in einer seltenen
Empfindlichkeit gegenüber zarten Farben-Zu-
sammenstellungen und Farben-Wirkungen.
Aber auch auf andere Weise bewährt er sich
und wir verdanken ihm zum grossen Teil die
Freude, die wir an den Werken dieses Künst-
 
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