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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 17.1905-1906

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Grolman, C.: Die Ausstellung zur Hebung der Friedhofskunst zu Wiesbaden
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https://doi.org/10.11588/diglit.7136#0322

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ARCHITEKT LANGHEINRICH — MÜNCHEN.

Grabmal in Form von Bücklins Heiligtum des Herakles.

Die Ausstellung zur Hebung der Friedhofskunst zu Wiesbaden.

Veranstaltet von der Wiesbadener Gesellschaft für bildende Kunst.*)

Es mögen drei Jahre her sein, da konnte ich
an dieser Stelle über eine Veranstaltung der
Wiesbadener Gesellschaft für bildende Kunst be-
richten, die nach Gegenstand und Tendenz vieles
mit der heutigen gemein hatte. Ich denke an
die erste Internationale Ausstellung für künstlerische
Bildnis-Photographie. Auch sie betraf einen Kunst-
zweig von allgemeinstem Interesse, der von den
übrigen isoliert, in unverständigen Händen zu
der gleichen Zeit verkümmerte, während welcher
die Friedhofsplastik unter der Herrschaft der
Granit- und Syenit-Werke ihre letzten Qualitäten
einbüsste.

Aber für beide sollte die Zeit der Wieder-
geburt kommen und nun galt es im einen wie
im andern Falle die ersten Blüten zu sammeln,
alles, was Zukunftswert hat, ans Licht zu ziehen,

*) Die Mehrzahl der hier gegebenen Abbildungen
wird ausserdem in einem später erscheinenden Tafelwerke:
Moderne Grabdenkmäler, herausgegeben von Dr. v. Grolman,
(Verlag O. Baumgärtel—Berlin), veröffentlicht werden.

1906. V. 5.

auf dass es weithin sichtbar werde und zugleich
das Morsche und Faule nicht minder wie die
geilen Triebe, die Schmarotzer am Baume des
Fortschritts an den Pranger zu stellen. So
wenigstens war der leitende Gedanke beider
Ausstellungen.

Ein langes und bittres Leiden liegt hinter
der Grabmalkunst unserer Tage. Noch zu den
Zeiten unserer Grossväter, voll produktiver Kraft,
ein vielfarbig Spiegelbild ihrer etwas elegischen,
aber doch gesunden, aller Grosstuerei abholden,
schlicht bürgerlichen Empfindungsweise, wird sie,
gleichsam über Nacht, hierin das Schicksal der
gesamten Künste teilend, gegen Ende der dreis-
siger Jahre plötzlich wurzelkrank, um sich von
nun an durch die Perioden der architektonischen
Stiljagd und der Unsicherheit alles künstlerischen
Empfindens noch etwa fünfzig Jahre kümmer-
lich fortzufristen. Auf die Zeit der mageren und
entseelten Gotik der vierziger Jahre folgt die
der italienischen und deutschen Renaissance; es

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