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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 30.1912

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Redslob, Edwin: Neue Gärten von Fr. Gildemeister
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https://doi.org/10.11588/diglit.7108#0077

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Neue Gärten von Fr. Gildemeister.

So konnte er ein Stück Gartenkunst schaffen,
das zugleich einen echt bremischen Charakter
hat, ohne doch irgendwie durch äußere Merk-
male gebunden zu sein.

Zu den größten Vorzügen seiner alle persön-
liche Willkür vermeidenden Art gehört die
Unterordnung unter die Besonderheit der Auf-
gabe, das Verschmähen jedes Rezeptes, Vor-
züge, die dem Betrachter der Abbildungen
schnell klar werden müssen.

So ist der Hausgarten Finke (Abb. S. 66) an-
gelegt: vorn die Verbindung von Haus und
Straße, hergestellt durch die gerundete Vor-
fahrt; zugleich aber auch die Trennung des
Hauses durch den Vorgarten, ausgedrückt durch
die terrassenartige Erhebung des Bodens. Die
Rückseite bringt eine große Rasenfläche und
verleiht so das Gefühl der Freiheit und Weite
inmitten einer waldartig geschlossenen Um-
gebung. Geschickt
vermittelt hierbei
die starke Beto-
nung der Rasen-
ecken durch mas-
sige Baumgruppen
und drei in die
freien Mittelaxen
eingestellte Bänke.
— Dem Charakter
des Landhauses
entsprechend ist
bei dem Entwurf für
St. Magnus (Abb.
S. 67) der Garten
mit der Umgebung
dadurch verbun-

GRUNDRISS ZU OBIGEM GARTEN IN SAN CRISTOBAL LAS CASAS.

den, daß eines seiner Hauptmotive: die Ausge-
staltung des Vorgartens durch Tannen, das Bild
des landschaftlichen Hintergrundes wiederholt.
Anders der Gemüsegarten, der mit Recht als ein
feldartiger Einschnitt in den Wald behandelt
wurde, wobei zur Verstärkung der Kontrast-
wirkung die einzelnen Beete, die sich sonst im
Rahmen der Umgebung verlieren würden, durch
Blumen und Bäume zusammengehalten werden.

Eine dritte Lösung bringt der Pfarrgarten
(Abb. S. 65): ein Stück blühendes Land inmitten
der Stadt, eine ruhige, stille Anlage nach Art
der Hausgärten aus der Biedermeierzeit mit
ihrer einfachen Wegekreuzung.

Der Villengarten bei Bremen (Abb. S. 63)
bekam seine Gestaltung aus der Absicht, durch
Anlage eines Sees ohne großen Kostenaufwand
für die Entwässerung des Bodens zu sorgen:
so entstand ein starkes und einfaches Motiv,

zu dessen Flächen-
wirkung freistehen-
de Bäume einen
großzügigen Kon-
trast bilden. Der
Garten in Breslau
(Abb. S. 65) bringt
einzelne Rosen-
beete, die sich zu
einer schönen Ein-
heit verbinden und
sich wie ein bunter
Teppich vor dem
Hause ausbreiten.
— In besonderer
Weise trägt eine
Anlage für Mexico

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