Der Maler J. Pyback
Hier, wie dort, die gleiche Leidenschaftlich-
keit in der Aufnahme der Umwelt, das starke
übersteigernde Pathos in der Gestaltung des
Erlebten. Bei aller Turbulenz der Oberfläche
die gleiche geistige Tiefe. Neu sind die Sujets
und die leuchtenden Farben, die oft wie reine
Edelsteine strahlen. Naturnäher ist das Emp-
finden, gelöster ist die Technik.
Aber das gleiche Temperament, in gleich
starker Ergriffenheit, das sich früher nur in der
Darstellung des Negativen auszudrücken wußte,
sucht heute positives Leben zu gestalten und
findet dafür sichere Linien, eine ganz eigene
Farbensprache, stärkeren und freieren Rhyth-
mus, bei gleicher Vertiefung wie ehemals, scm.
*
DAUER UND WECHSEL. Zwei Dinge sind
es, die sich uns beim Überschauen der
menschlichen Geschichte zum Staunen dar-
bieten: das eherne, gelassene Gleichbleiben
durch die Jahrhunderte hin und die stürmische
Veränderung von Tag zu Tag. Tausend Jahre
scheinen wie ein Tag, wenn wir in Homers
Odyssee Bilder stehen sehen, die sich heute
noch auf einem Gutshof der Mark, auf einem
Großbauernhof Schwabens wiederholen könn-
ten. Und dann wieder ist uns, besonders in
der Kunst, eine zwanzigjährige oder dreißig-
jährige Vergangenheit so ferne gerückt, daß
wir kaum eins ihrer Worte noch verstehen.
Charaktere halten sich von Kindheit an bis ins
Greisenalter mit verblüffender Zähigkeit fest —
und fragen wir uns selbst, wer wir vor 10 Jah-
ren waren, was wir lebten und dachten, dann
können wir uns kaum noch dessen entsinnen.
Wir sprechen über längst vergangene Kulturen
mit einem sicheren Gefühl des Wissens um sie
— und dann wieder fällt uns ein, daß wir ja
kaum unsere Gegenwart halbwegs überblicken
und verstehen. Keine geschichtliche Betrach-
tung ist vollwertig, die sich nicht von diesen
beiden Elementen, der Dauer und dem Wech-
sel, ergriffen zeigt. Sie ergänzen sich nach einer
Regel, die die menschliche Vernunft weit über-
wächst, sie bestehen ewig nebeneinander und
beanspruchen in stetigem Wechsel unsere Be-
achtung — gerade wie zu jeder Zeit im Men-
schengeschlecht Jugend und Alter zusam-
menleben, sich bekämpfen, sich gegenseitig be-
stimmen und formen nach einem Gesetz, das
wir manchmal zu beherrschen glauben und dem
wir doch immer wieder unterliegen. ... r. l.
J. RYBACK. GEMÄLDE »FISCHER-BARKE« • samml. mr. steel, Paris
Hier, wie dort, die gleiche Leidenschaftlich-
keit in der Aufnahme der Umwelt, das starke
übersteigernde Pathos in der Gestaltung des
Erlebten. Bei aller Turbulenz der Oberfläche
die gleiche geistige Tiefe. Neu sind die Sujets
und die leuchtenden Farben, die oft wie reine
Edelsteine strahlen. Naturnäher ist das Emp-
finden, gelöster ist die Technik.
Aber das gleiche Temperament, in gleich
starker Ergriffenheit, das sich früher nur in der
Darstellung des Negativen auszudrücken wußte,
sucht heute positives Leben zu gestalten und
findet dafür sichere Linien, eine ganz eigene
Farbensprache, stärkeren und freieren Rhyth-
mus, bei gleicher Vertiefung wie ehemals, scm.
*
DAUER UND WECHSEL. Zwei Dinge sind
es, die sich uns beim Überschauen der
menschlichen Geschichte zum Staunen dar-
bieten: das eherne, gelassene Gleichbleiben
durch die Jahrhunderte hin und die stürmische
Veränderung von Tag zu Tag. Tausend Jahre
scheinen wie ein Tag, wenn wir in Homers
Odyssee Bilder stehen sehen, die sich heute
noch auf einem Gutshof der Mark, auf einem
Großbauernhof Schwabens wiederholen könn-
ten. Und dann wieder ist uns, besonders in
der Kunst, eine zwanzigjährige oder dreißig-
jährige Vergangenheit so ferne gerückt, daß
wir kaum eins ihrer Worte noch verstehen.
Charaktere halten sich von Kindheit an bis ins
Greisenalter mit verblüffender Zähigkeit fest —
und fragen wir uns selbst, wer wir vor 10 Jah-
ren waren, was wir lebten und dachten, dann
können wir uns kaum noch dessen entsinnen.
Wir sprechen über längst vergangene Kulturen
mit einem sicheren Gefühl des Wissens um sie
— und dann wieder fällt uns ein, daß wir ja
kaum unsere Gegenwart halbwegs überblicken
und verstehen. Keine geschichtliche Betrach-
tung ist vollwertig, die sich nicht von diesen
beiden Elementen, der Dauer und dem Wech-
sel, ergriffen zeigt. Sie ergänzen sich nach einer
Regel, die die menschliche Vernunft weit über-
wächst, sie bestehen ewig nebeneinander und
beanspruchen in stetigem Wechsel unsere Be-
achtung — gerade wie zu jeder Zeit im Men-
schengeschlecht Jugend und Alter zusam-
menleben, sich bekämpfen, sich gegenseitig be-
stimmen und formen nach einem Gesetz, das
wir manchmal zu beherrschen glauben und dem
wir doch immer wieder unterliegen. ... r. l.
J. RYBACK. GEMÄLDE »FISCHER-BARKE« • samml. mr. steel, Paris