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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 66.1930

DOI Artikel:
Segmiller, Ludwig: Edelschmiede-Arbeiten von H. J. Wilm, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.9256#0412

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Edelschmiede-Arbeiten von H. J. Wilm-Berlin

entw. u. ausf: h. j. wilm—berlin

»silberne schale« handgeschlagen

dann wird auch das Feuer des Materials in
aller Kostbarkeit zur Wertung gelangen. Alles
Eigenschaften, die Wilms Schöpfungen aus-
zeichnen. Man besehe den handgeschlagenen
Silberleuchter in seiner standsicheren und doch
eleganten Gestalt! Das reizvolle Rahmservice,
die streng folgerichtig und doch künstlerisch
eigenwillige silberne Heißwasserkanne. Alle
Schalenbildungen, die Obst- und Konfekt-
schalen in ihrer gebundenen Freiwilligkeit der
Wölbung interessieren stark und namentlich
die montierte und getriebene Zierdose in Silber
in der Hervorhebung von Lichtern und Re-
flexen durch die Hammerarbeit. Die schön
geformten Toilettengeräte verraten durch die
Handgravierung den Beginn einer neuen Orna-
mentik, deren Wesenheit in einer Wechsel-
wirkung zwischen Glanz und Matt besteht.
Das von Peter Behrens angegebene handge-
schmiedete Besteck zeigt eine eigenartige und
starke Lösung. Eine besondere Gruppe be-
deuten die eigentlichen Goldschmiedearbeiten:
Die Ringe, Ketten und Anhänger. Begibt man sich
hier auch auf zierfreudiges Gebiet, das sich an
persönlichen Geschmack wendet, so bezeugen
zum Beispiel die Ringe wieder das Gefühl des

Künstlers für Bau und gewählte Durchbildung.
Die koloristische Wirkung der Edelsteine ver-
schmilzt mit den blanken Farben des Edelmetalls
zu einer Einheit. Modernste Schöpfungen, ent-
standen aus echtem alten Handwerksgeist.

Noch eine Anregung. Warum wird neuzeit-
liche Silber- und Goldschmiedekunst nicht mehr
gesammelt? Es gibt so manchen neuzeitlich
fühlenden Goldschmied in Deutschland, dessen
Arbeiten des Sammeins wert erscheinen. Sind
solche Kostbarkeiten und Zeugen einer neuen
Zeit nicht eben solcher Schätzung wert wie
Perserteppiche, fremde Bücher oder auslän-
dische Gläser und Spitzen?......... l. s.



Die Meisterwerke der Kunst sind Menschen-
bildner höchsten Ranges. Zu dumpfem Ba-
nausentum ist verdammt, wer tauben Ohrs für
die edle Sprache der Kunst, das künstlerisch
Echte und Große und blutwarm Lebendige von
seinem Gegenteil nicht unterscheiden kann und
keinen Drang in sich fühlt, es unterscheiden zu
lernen. Sicherer als Kerkerhaft hält einen Men-
schen vergnügliche Zufriedenheit mit seinemf orm-
losen Ich und seiner schäbigen Umgebung von
j eder höheren Entwicklung zurück, w. v. vloten.
 
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