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Ness, Wolfgang
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 2): Stadt Hannover — Braunschweig, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.44415#0077

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Das älteste datierte Bauernhaus im Stadtge-
biet mit teilweise erhaltenem Außengefüge
gehört zu einer der am alten Weg zur Pinken-
burg liegenden Brinksitzerstellen (Pinkenbur-
ger Gang 7). Der Zweiständerbau von 1619
weist ein dem vorigen Bau vergleichbares In-
nengefüge auf. Am Wirtschaftsgiebel schie-
ßen engstehende Wandständer über eine
Reihe von Brüstungsbrettern hinaus. Oben an
den Ständern lassen abgeschnittene Zapfen
von Knaggen einen ehemals vorkragenden
Giebel vermuten, der möglicherweise beim
Wirbelsturm von 1830 zerstört wurde. Die
auch am Wohngiebel früher bis zum Walman-
satz durchlaufenden Ständer sind heute er-
setzt.
Ein anschauliches Bild vom ursprünglichen
Aussehen der Giebelwände vermitteln die er-
haltenen Bauten der ersten Hälfte des 18. Jh.,
die ähnlich konstruiert sind. Der benachbarte
Dreiständerbau Pinkenburger Gang 5 von
1717 und das Haupthaus der alten Vollmeier-
stelle Kapellenbrink 8, ein Zweiständerbau
von 1711 (umgebaut 1918), zeigen dieselbe
aufwendige Giebelarchitektur mit hochschie-
ßenden Ständern und zweifach vorkragen-
dem Giebel. Auch die zum letzten Haupthaus

gehörende, parallel ausgerichtete Längs-
durchfahrtsscheune (Kapellenbrink 6) von
1734 (oder 1764?) hat vorkragende Giebel-
dreiecke. Das Wirtschaftsgebäude ist ein
Zweiständerbau, wie die beiden für Wohn-
zwecke umgebauten Haupthäuser in Unter-
rähmkonstruktion mit Sparrenschwelle.
Aus der zweiten Hälfte des 18. Jh. stammen
zwei kleine Wohnwirtschaftsgebäude (mög-
licherweise ehemalige Leibzuchthäuser), de-
ren Wohngiebel 1 ^-stockig mit Vorkragung
abgezimmert sind (Groß-Buchholzer Straße
11, 1768; Silberstraße 12). Die Erschließung
erfolgte jeweils durch eine außermittige rund-
bogige Tür am Wirtschaftsgiebel.
Die beiden von Zimmermeister Stuke erstell-
ten Vierständerbauten Groß-Buchholzer
Kirchweg 68 von 1823 und Kapellenbrink 33
von 1819 fallen wegen ihrer Raseneisen-
steinausfachung auf. Die Giebel des Wohn-
teils sind stockwerksweise mit „gestückelten“
Wandeckständern ausgebildet, so daß im
Kniestock Kammerfachräume gewonnen wur-
den.
Am 17. September 1830 zerstörte ein Wirbel-
sturm in dem zu der Zeit 34 Feuerstellen zäh-
lenden Dorf 13 große Wohnhäuser, drei Leib-

zuchthäuser und 20 Nebengebäude. Sein von
Nordwesten kommender Weg läßt sich an den
Inschriften der 1831 wiederaufgebauten Häu-
ser Kapellenbrink 5/7, 9/11, 13/15 und Groß-
Buchholzer Kirchweg 70 und 72 verfolgen.
Weitere verwüstete Gebäude waren in der Sil-
berstraße und Schierholzstraße. Ein Teil der
Wohnwirtschaftsgebäude konnte repariert
werden. Die Neubauten entstanden als Vier-
ständerbauten, von denen Groß-Buchholzer
Kirchweg 70 und 74 sowie Silberstraße 10 ei-
nen zweistöckigen Wohnteil mit angehobe-
nem Dach erhielten.
Weitere das dörfliche Ortsbild wesentlich prä-
gende Bauten sind gut erhaltene Nebenge-
bäude wie die Scheune von Groß-Buchholzer
Kirchweg 70 (1816), Kapellenbrink 29 (1815)
oder Groß-Buchholzer Straße 9A (1833). Au-
ßerdem sind trotz ihrer größeren Umbauten
die Wohnwirtschaftsgebäude Groß-Buchhol-
zer Kirchweg 66 (Ursprungsbau Mitte 18. Jh.),
Kapellenbrink 29 (im Kern 1770), 31 und 32
sowie Pinkenburger Gang 9, 10/12 (alle 19.
Jh.) von Bedeutung für die geschlossene Er-
scheinung des städtebaulichen Ganzen.

Pinkenburger Gang 5,
Wohnwirtschaftsgebäude, 1717


Groß-Buchholzer Straße 9a/9,
Wohnwirtschaftsgebäude


Groß-Buchholzer Kirchweg 72, Wohnwirtschaftsgebäude, 1831


Groß-Buchholzer Kirchweg 68,
Wohnwirtschaftsgebäude, 1823


Kapellenbrink 8, 6, 4, Hofanlagen


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