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Ness, Wolfgang
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 2): Stadt Hannover — Braunschweig, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.44415#0079

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Bei der Eingemeindung nach Hannover im
Jahre 1907 hatte Groß-Buchholz 2646 Ein-
wohner. 1910-14 wurde der Mittellandkanal
angelegt, der bis vor kurzem die nordöstliche
Stadtteilgrenze bildete. Vier Straßenbrücken
aus der Zeit des Kanalbaus Überspannen den
Mittellandkanal. Im Zuge der Schierholzstraße
ist es eine Fachwerkbogenbrücke mit Sand-
steinauflagern. Pasteurallee und Groß-Buch-
holzer Kirchweg erhielten Stahlbetonbrücken
mit flachem Segmentbogen, ähnlich ge-
schwungen wie die in Stahlkonstruktion er-
richtete Bogenbrücke mitobenliegender Fahr-
bahn über die Podbielskistraße.
Liststadt
Nach dem Ersten Weltkrieg entstand als gro-
ße Wohnanlage an der Podbielskistraße die
„Liststadt“. Man verfolgte damit das hanno-
versche Stadterweiterungskonzept, in Anleh-
nung an die Hauptausfallstraße mit ihren Ver-
kehrslinien zu einer Verdichtung der schon
vorhandenen Baubereiche zu gelangen und
im Gegensatz zur Konzeption der auf der
„grünen Wiese“ neu entstehenden Traban-
tenstadt eine sternförmig ausstrahlende Ent-
wicklung der Bebauungsflächen zu erzielen.
Die Planung durch Adolf Falke geht etwa auf
das Jahr 1927 zurück, die Ausführung erfolgte
vor allem 1929-31. Das Konzept sah 900
Zwei- bis Vierfamilienwohnungen vor. Entlang
der Podbielskistraße wechseln leicht vortre-
tende viergeschossige schlichte Putzbauten
mit zurückgesetzten sechsgeschossigen
Häusern ab, die im sechsten Geschoß Atelier-
wohnungen und im Erdgeschoß Geschäfte
und Durchfahrten enthalten. Horizontale Fen-
sterbänke betonen die lang gestaffelte Zeile,
die durch die vertikalen Treppenhausfenster
zusätzlich rhythmisiert wird.
Durch die Durchfahrten gelangt man in nach
Süden zur Defreggerstraße offene begrünte
Höfe, die jeweils von dreigeschossigen Haus-
zeilen begrenzt werden. Auf der Südseite der
Defreggerstraße sollte jeweils ein alleinste-
hendes viergeschossiges Wohnhaus den
Blickpunkt der Innenhöfe bilden (nur zweimal
ausgeführt, Defreggerstraße 1 und 3).
Der Anschluß eines ähnlichen dreigeschossi-
gen Baublocks mit begrüntem Innenhof bis
zur Lenbachstraße war geplant. Die Planung
wurde nicht vollständig ausgeführt. Zerstörun-
gen des Zweiten Weltkriegs vor allem im west-
lichen Bereich kamen hinzu, so daß heute nur
noch ein Teilbereich die Qualität der schlich-
ten, in der Tradition des „Neuen Bauens“ ste-
henden Putzbauten, die für Hannover in die-
ser Form eine einmalige Wohnanlage darstel-
len, deutlich macht.
Neben dieser für verdichtetes Wohnen bei-
spielhaften Wohnanlage baute man in den
zwanziger und dreißiger Jahren Kleinhaus-
siedlungen in dem von Schierholzstraße,
Groß-Buchholzer Kirchweg und Mittellandka-
nal gebildeten Dreieck. Außer einheitlich kon-
zipierten Reihenhaussiedlungen westlich der
Pasteurallee (seit etwa 1928) und des Frens-
senufers (um 1937) entstand eine Einzelhaus-
bebauunq südlich des Meersmannufers (um
1934).

Bis 1931 wardie Bevölkerung Groß-Buchholz’
auf 5394 Einwohner angewachsen. Nach
dem Zweiten Weltkrieg wurden die Grund-
stücke an den bereits angelegten Straßen be-
baut. In der Mitte der fünfziger und sechziger
Jahre bezog man den südlichen, bisher land-
wirtschaftlich genutzten Bereich insbesonde-
re zwischen Osterfelddamm und Mittellandka-
nal ein. Der Messeschnellweg wurde in Ost-
West-Richtung etwa dem Schiffgraben fol-
gend angelegt. Zur Erschließung des südli-
chen Teils, in dem sich bedeutende öffentliche
Bauten befinden wie Medizinische Hochschu-
le, Gesamtschule, Fernmeldeamt, Feuerwa-
che u.a., baute man den Weidetorkreisel und
die Karl-Wiechert-Allee (1972).
Aufgrund einer neuen Einteilung der Stadtteil-
grenzen kam Anfang der achtziger Jahre ein
großer Teil der ehemaligen Klein-Buchholzer
Gemarkung nördlich des Mittellandkanals zu
Groß-Buchholz. Dazu gehörte die Buchholzer
Windmühle, die 1860 erbaut wurde als Ersatz
für die abgebrochene Bothfelder Bockwind-
mühle am Heidkamp. Der am Kanal liegende
Bau ist eine Holländerwindmühle.


föHSd fünfgeschossig
F . ; ) viergeschossig
I , ' dreigeschossig
Liststadt, Bebauungsplan, 1927,
Architekt A. Falke, (Elkart, 1929)

Podbielskistraße 258-290, Liststadt, 1929-31,
Architekt A. Falke


Schierholzstraße, Brücke überden
Mittellandkanal, 1910-14


Pasteurallee 30,
Holländerwindmühle, um 1860


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