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Ness, Wolfgang
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 2): Stadt Hannover — Braunschweig, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.44415#0090

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Bebauungsplan beiderseits der Berckhusenstraße, Planung P. Wolf, um 1902
(P. Wolf, Wohnung und Siedlung, 1926, Montage aus zwei Plänen)


öffentlichem und privatem Grün erreicht wur-
de. Die 200-400 m2 großen Hausgärten, de-
ren Bepflanzung dem Eigentümer freigestellt
war, wurden vorwiegend nach den typisierten
Lösungsvorschlägen der Gartenarchitekten
als reine Ziergärten realisiert.
Die gute Architektur der Gartenstadt steht
vom Klinkermaterial her in der Tradition der
norddeutschen Bauweise und zeigt zugleich
in der Detailgestaltung expressionistische und
in der Formauffassung kubische Elemente.
Die zweigeschossigen Reihenhäuser sind in
Zweier-, Vierer- und Sechsergruppen zusam-
mengefaßt; Abwechslung in der Blockanord-
nung wird besonders erreicht durch die unter-
schiedlichen Fluchtlinien (Vor- und Rück-
sprünge, Platzwirkung). Die räumliche Wir-
kung der Reihen aber auch eine Transparenz
der Blockzeilen entstehen durch die verbin-

Senator-Bauer-Straße 34/32ff., Gartenstadt Kleefeld


Wangenheimstraße 1, Gartenseite,
Gartenstadt Kleefeld


Schweriner Platz 1, Schule, 1921,
Architekt P. Wolf


denden gemauerten Bögen, die den Blick in
die durchgrünten Innenhöfe freigeben. Eben-
falls wichtiges Gliederungselement einer Häu-
serblockreihe sind die Treppen und Einfas-
sungen. Sie sind entweder als fassadenparal-
lele Doppeltreppen oder als senkrecht auf die
Fassade zuführende Treppen mit Bruchstein-
wangen und Metallgeländern angelegt.
Die auf Bruchsteinsockel aufsetzenden Klin-
kerbauten haben weit vorkragende abge-
walmte Dächer mit einheitlicher Gesimshöhe.
Risalitartige Vorbauten mit Zwerchdach, die
über die Dachtraufe hinausragen, wechseln
mit eingeschossigen Erkern, die den Wänden
Relief- und Schattenwirkung verleihen. Die
dekorativen Elemente sind sehr sparsam an-
gewandt; in erster Linie ist die bewußt gewollte
unterschiedliche Farbigkeit der Klinker ein
Gestaltungsmittel. Gelegentlich sind geome-
trisierende, expressionistisch anmutende
Klinkerornamente aufgelegt. Die breit gela-
gerten Fenster mit Quersprossenteilung und
teilweise mit hölzernen Fensterläden sind
häufig in ihrer Betonung der horizontalen Aus-
richtung verstärkt durch aus der Fläche vorge-
zogene Klinkerstreifen als seitlicher „Rah-
mung“.
Wie in den Wettbewerbsbedingungen gefor-
dert wurden drei Grundrißtypen ausgeführt.
Typ A hat den kleinsten Grundriß mit 90 m2 be-
bauter Erdgeschoßfläche und 75 m2 im Ober-
geschoß. Er enthält im Erdgeschoß neben ei-
ner Diele zwei Zimmer und die zur Straße oder
zum Garten gelegene Küche, im Oberge-
schoß drei Schlafzimmer. Typ B mit einer um
einen Erker vergrößerten Wohndiele und grö-
ßeren Räumen hat zusätzlich eine Mädchen-
kammer. Typ C als die größte Hausform („in
allen Teilen geräumiger“) ist in jedem Ge-
schoß um ein Zimmer erweitert und hat zwei
Mädchenkammern im Dachgeschoß. Die
Häuser sind entsprechend heutigen Ansprü-
chen ausgestattet und haben im Typ B und C
Kellergaragen.
Zur Wahrung des einheitlichen Charakters der
Gartenstadt wurden im Kaufvertrag Bestim-
mungen aufgenommen, die die Nutzung und
Gestaltung der Grundstücke regelten. Das ge-
schlossene Erscheinungsbild dieser bedeu-
tenden Siedlung ist dadurch auch heute weit-
gehend gewahrt. Allerdings setzen Probleme
durch den Einbau großflächig verglaster Fen-
ster ein. Weiterhin ist zu beobachten, daß zur

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