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Ness, Wolfgang
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 2): Stadt Hannover — Braunschweig, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.44415#0101

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Wohnungsbauprojekt auf dem Grundstück
der „Wolle“ aus, bei dem die wenigen erhalte-
nen Reste der Fabrik als „Spolien“ integriert
wurden.
DIE FABRIK
Als städtebaulich und künstlerisch herausra-
gendes Objekt muß der Uhrturm an der Süd-
seite des ehemaligen Werkseingangs ange-
sehen werden (Am Uhrturm 1). Aufgrund sei-
ner Höhe und der Lage in der Blickachse der
Straße Am Lindenhofe erfüllt er für Döhren seit
Bestehen der Fabrik die Funktion einer Domi-
nante. Der Turm wurde im Jahre 1909 errich-
tet und diente vornehmlich als Schlauchturm
der Werksfeuerwehr. Der über quadratischem
Grundriß aufgeführte Backsteinbau ist deut-
lich in drei Zonen gegliedert: dem Erdgeschoß
mit dem portalartigen Eingang, den Bereich
des Treppenhauses mit den hohen und klein-
teiligen Fenstern und den Turmkopf, der mit
Ecktürmchen und Zinnen einen wehrhaften
Eindruck vermittelt. Das auf der Westseite an-
gebaute ehemalige Lagerhaus wurde im Rah-
men der Neubebauung in einem angepaßten
Stil erneuert, erweitert und als Wohnraum um-
genutzt.
Etwa zeitgleich mit dem Uhrturm wurde der
diesem gegenüber gelegene ehemalige Pfört-
ner- und Eingangsbau erstellt (Am Uhrturm 2).
Der in denselben Formen entstandene vierge-
schossige Bau wurde im Zweiten Weltkrieg
bis auf die beiden unteren Geschosse zerstört
und erst kürzlich rekonstruiert. Eine besonde-
re Betonung erfährt das zur Ecke abgeschräg-
te Gebäude durch das kleine angebaute Pfört-
nerhäuschen mit dem mehrfach abgestuften
Glockendach. Die übrigen ehemaligen „Wol-
Ie“-Gebäude sind heute bis auf das alte Turbi-
nenhaus, das als Brücke umfunktioniert wur-
de, alle durch neue Wohnbauten ersetzt. Als
Überreste der technischen Einrichtungen der
Fabrik wurde das Leinewehr von Duve, das
vermutlich Anfang dieses Jahrhunderts mit
der Stahlfachwerkbrücke und den Schützen
seine heutige Gestalt erhielt, sowie die ehe-
mals zum westlichen Betriebsgelände führen-
de Brücke der Werkseisenbahn (erbaut um
1908), ebenfalls eine Stahlbrücke aus Fach-
werkträgern, erhalten und zum Teil instandge-
setzt.
DIE WOHNBAUTEN
In engem Zusammenhang mit der Einrichtung
und Ausweitung der Fabrik entstanden in der
Zeit ab 1869 in unmittelbarer Nähe zum Werk
Wohnhäuser für Direktoren, Beamte und An-
gestellte, während, erstmals über das alte
Wegesystem des Dorfes hinausgreifend, die
ersten Häuser der Arbeiterkolonie „Dohrener
Jammer“ an der Werrastraße gebaut wurden.
Von den vielen bereits erwähnten Verände-
rungen speziell im Dorfbereich wurden auch
die Wohngebäude der Wollkämmerei betrof-
fen. Als letzter gut erhaltener Bau ist die ehe-
malige Direktorenvilla Wiehbergstraße 22 zu
nennen. Der zweigeschossige Putzbau wurde
vermutlich noch in den siebziger Jahren er-
richtet, später allerdings wohl mehrfach um-
gebaut. Hervorzuheben seien zwei Figuren in
Nischen an der Fassade, die als Allegorien

Lageplan „Dohrener Jammer“


Am Leinewehr, Wehr, 1667/um 1908


Am Uhrturm 1, Uhrturm, 1909


Wiehbergstraße 22, Villa



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