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Ness, Wolfgang
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 2): Stadt Hannover — Braunschweig, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.44415#0105

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ße bebaut wird, entsteht als Einzelobjekt in
den Jahren 1892/93 die katholische St. Bern-
ward-Kirche auf der Ostseite (Hildesheimer
Straße 239). Hauptanlaß für den Kirchenbau
war der starke Zuzug katholischer Arbeiter der
Wollkämmerei, die vornehmlich aus dem
Obereichsfeld kamen. Bereits 1883 waren et-
wa 250 Katholiken im Werk beschäftigt. Nach-
dem zunächst 1886 auf dem vom Hildeshei-
mer Bischof erworbenen Grundstück an der
Hildesheimer Straße eine kleine einklassige
Schule errichtet worden war, begann 1892 der
Bau der Kirche nach einem Entwurf von Chri-
stoph Hehl. Die dreischiffige flachgedeckte
Basilika entstand in schlichten romanischen
Stilformen. Neben dem asymmetrisch an der
Nordwestecke gelegenen fünfgeschossigen
Turm gelangt man durch eine offene Arkaden-
halle in den Innenraum. Ein rheinischer Stüt-
zenwechsel trennt das breite Mittelschiff von
den Seitenschiffen. Die ursprüngliche Aus-
stattung und Ausmalung von Oskar Wichten-
dahl mußte bei der 1959 durchgeführten Er-
weiterung entfernt werden. Bei dieser bereits
durch Hehl vorgesehenen Vergrößerung der
Kirche wurde das Querhaus mit dem apsidial
geschlossenen Altarraum nach einem Ent-

wurf von Arno Baier angefügt. Durch Über-
nahme der Formen und des Sandsteinmate-
rials schuf der Architekt eine unauffällige Er-
weiterung.
Wohnbebauung
Die Wohnbebauung auf der Westseite der Hil-
desheimer Straße begann unmittelbar nach
Inkrafttreten des Bebauungsplanes für das
Landwehrfeld. In der ersten Erschließungs-
phase wurden zusammen mit den Bauten in
der Querstraße und der Bernwardstraße ab
1899 die südlich an die o.g. Gaststätte an-
schließenden Reihenmietwohnhäuser errich-
tet (Bernwardstraße 1, Hildesheimer Straße
234-246). Es sind durchweg dreigeschossi-
ge, zweispännige Bauten mit ausgebauten
Satteldächern. Seitliche Zwerchhäuser und
Gauben über den mittleren Achsen bestim-
men die Dachlandschaft. Die frühesten Häu-
ser (Nr. 234, 236) sind noch reine Backstein-
bauten mit Formsteinen und Glasuren, die mit
ihrer gotisierenden Gestaltung an die Tradi-
tion der Hannoverschen Schule anknüpfen.
Die südlich anschließenden Gebäude zeigen
auf rotem Verblendmauerwerk renaissancisti-

schen Putzdekor. (Nr. 238, 242, 244, 246,
Querstraße 1,2). Allen Bauten ist auch an den
Fassaden die einfache Grundrißkonzeption
von Dreizimmerwohnungen abzulesen: Zwei
Wohnräume sind zur Straße, ein weiteres
Zimmer und die Küche zur Rückseite, die Toi-
letten im rückwärtigen Treppenhaus gelegen.
Bis zum Jahre 1907 ist die südliche Anschluß-
bebauung bis zur Abeimannstraße fertigge-
stellt (Nr. 248-264).
In Anlehnung an Jugendstilformen entstehen
ausschließlich Putzbauten, die überwiegend
durch Putzdekor, teilweise aber auch durch
Fachwerkelemente (Nr. 260) und Ziegeldekor
(260, 262) geschmückt sind. Die Dreige-
schossigkeit mit ausgebauten Satteldächern
wurde auch hier angewendet, die Zwerchhäu-
ser liegen jetzt jedoch größtenteils mittig. Die
Grundrisse sind insgesamt individueller ge-
staltet als bei den früheren Bauten der Straße.
Trotz verschiedener kleiner Änderungen und
Umbauten sowie einiger Ersatzbauten bietet
die Hildesheimer Straße in dem gesamten Ab-
schnitt einen geschlossenen, einheitlichen
Gesamteindruck. Der Charakter des Straßen-
zuges wird mitgeprägt durch den Baumbe-
stand und die erhaltenen Vorgärten.

Hildesheimer Straße 230,
ehern. Wirtschaftsgebäude, um 1885


Hildesheimer Straße 236, 234,
Wohnhäuser, um 1900


Hildesheimer Straße 250ff., Wohnhäuser, um 1907


Hildesheimer Straße 244, 242,
Wohnhäuser, um 1900


St. Bernward-Kirche, 1892/93,
Architekt C. Hehl


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