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Ness, Wolfgang
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 2): Stadt Hannover — Braunschweig, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.44415#0109

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bildete Fries am Kranzgesims bereits expres-
sionistische Tendenzen an.
Die Bebauung des nördlichen Teiles der Fie-
delerstraße begann um 1905/06 im Einmün-
dungsbereich des Platzes und war um 1908/
09 bis zur Ecke Hildesheimer Straße abge-
schlossen. Heute verdeutlicht, bedingt durch
Veränderungen auf der östlichen Straßensei-
te, besonders die Westseite und der Einmün-
dungsbereich der Spartanerstraße und
Wichmannstraße die ursprüngliche Idee der
Schaffung einer anspruchsvollen „Hauptstra-
ße“ des neuen Wohngebietes. Die individuell
gestalteten Häuser sind dreigeschossige
Putzbauten mit ausgebautem Dachgeschoß
und Ladengeschäften im Erdgeschoß. Der
aufgelockerte Eindruck der Straßenfront ent-
steht durch die unterschiedliche Anwendung
von Architekturelementen wie Erker, Balkone,
Risalite und Ausluchten. Zwerchhäuser in dif-
ferenzierter Ausführung schaffen eine stark
bewegte Trauflinie und Dachlandschaft.
Stilistisch sind alle Objekte dem Jugendstil zu-
zurechnen, wobei der Dekor überwiegend or-
namentale Details zeigt (Nr. 2-12). Ausnah-
men bilden die Häuser Nr. 16, 18, 20, die mit
geometrischem Fassadenschmuck und Fach-

werk in Anlehnung an den Landhausstil in den
stark gegliederten Zwerchhäusern versehen
sind.
Von städtebaulich hervorragender Qualität
zeigt sich der Bereich an der Einmündung der
Spartanerstraße und Wichmannstraße, an der
gleichzeitig die Fiedelerstraße in ihrer Füh-
rung abgeknickt ist. So entstehen an bestimm-
ten Stellen besondere Blickpunkte, die durch
spezielle Gestaltung der jeweils hier gelege-
nen Gebäude hervorgehoben werden. Aus
der Fiedelerstraße von Süden kommend liegt
die Nr. 12, gleichzeitig Eckhaus zur Sparta-
nerstraße in der Blickachse. Eine turmartige
Eckausbildung mit Rhombendach und halb-
runden Baikonen betont den spitzwinkligen
Eckbau. Aus der nördlichen Richtung kom-
mend, bestimmen gleich zwei Eckgebäude
die Blickachse: Spartanerstraße 1 mit einem
breiten, schräg gestellten Risalit und angela-
gerten polygonalen Eckerkern und Wich-
mannstraße 27 mit eingezogener turmartiger
Eckgestaltung. Die Blickachsen aus der
Spartanerstraße und der Wichmannstraße
werden jeweils durch ein Gebäude der Ostsei-
te der Fiedelerstraße begrenzt. Die Häuser Nr.
13 und Nr. 15 sind stilistisch denen der gegen-

überliegenden Straßenseite zuzuordnen. In-
teressant ist die Betonung des angesproche-
nen Straßenknicks, der in der Fassade des
Hauses Nr. 13 durch einen Rundturm beson-
ders herausgestellt wurde.
Als das wohl bedeutendste Gebäude in die-
sem Straßenabschnitt muß sowohl aus städ-
tebaulicher als auch aus künstlerischer Sicht
das Eckhaus Hildesheimer Straße 220 ange-
sehen werden, das 1908 von dem hannover-
schen Architekten Maximilian Jagielski ent-
worfen wurde. Der dreigeschossige Putzbau
mit dem hohen ausgebauten Satteldach wur-
de bewußt auf eine markante Eingangssitua-
tion zum Stadtteil hin gestaltet.
Durch Risalite, Balkone, Zwerchhäuser und
ein rundes Ecktürmchen entstand eine stark
plastische Fassade und bewegte Dachland-
schaft. Die ursprüngliche kleinteilige Fenster-
teilung, die dem Haus zusammen mit dem ho-
hen Bruchsteinsockel eine besondere Fein-
struktur gegeben hatte, ist leider durch den
Einbau neuer Fenster entfernt worden. Be-
merkenswert für das Wohnviertel ist die groß-
zügige Grundrißgestaltung und Ausstattung
der Wohnungen.

Fiedelerstraße, Ecke Spartanerstraße, Blick nach Norden


Fiedelerstraße 27, Wohnhaus, 1904


Hildesheimer Straße 220, Wohn- und
Geschäftshaus, 1908, Architekt M. Jagielski


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