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Ness, Wolfgang
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 2): Stadt Hannover — Braunschweig, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.44415#0108

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einzelnen Hauses, bei der Material und Glie-
derungselemente wie Balkone, Ausluchten,
Risalite, Zwerchhäuser und Gauben in unter-
schiedlichster Form variiert werden, wobei der
Grundtypus aller Gebäude fast immer ein drei-
geschossiger zweispänniger Bau mit achs-
symmetrischem Fassadenaufbau ist. Aus-
nahmen bilden hierbei nur die Eckbauten Nr. 2
und Nr. 13. Stilistisch weisen die Objekte
Merkmale auf, die von Ziegelbauten in Anleh-
nung an die Hannoversche Schule (Nr. 5, 7),
über Variationen dieser Form (Nr. 2, Nr. 3) und
Bauten mit stark historistischer Ausbildung
(Nr. 4) bis zum Jugendstil (Nr. 6, Nr. 13) und zu
Putzbauten mit strengeren geometrisieren-
den Elementen (Nr. 8, Nr. 10) reichen. An
Bauten mit besonderer Einzelgestaltung sind
die Häuser Nr. 5 und Nr. 7 mit stark reliefbil-
dender Ziegelanwendung, die Nr. 2 mit Ver-
wendung von spätgotisch-renaissancisti-
schen Details in Jugendstilvariationen und Nr.
6 mit ausgeprägtem Jugendstildekor in der
Dachzone und am Eingang zu nennen. Beim
Eckbau Nr. 13 wurde leider die zur Bernward-
straße erhaltene schöne Jugendstilfassade
zur Seite des Fiedelerplatzes stark geglättet.
Insgesamt gehört die Bernwardstraße in die¬

sem Abschnitt zu den qualitätvollen Straßen
im Gebiet des ehemaligen Landwehrfeldes.
BEREICH FIEDELERPLATZ UND
FIEDELERSTRASSE
Die diagonal verlaufende Fiedelerstraße mit
dem zentral gelegenen Fiedelerplatz bildet die
Hauptachse des Wohnviertels „Landwehr-
feld“. Sie stellt neben der Abeimannstraße die
zweite übergeordnete Verbindung des alten
Dorfes mit der Hildesheimer Straße dar.
Bereits lange vor der Aufstellung des Bebau-
ungsplanes war ein kleines Teilstück der Stra-
ße als Weg von der Abeimannstraße zum
Friedhof vorhanden, der Anfang des 19. Jh.
hier eingerichtet wurde. Heute sind auf der
jetzt als öffentliche Grünfläche genutzten An-
lage noch einige ältere Grabsteine und ein
Kriegerdenkmal als geschichtliche Zeugen er-
halten.
Die erste Bebauung im Bereich der Haupt-
achse entstand am Fiedelerplatz in Verbin-
dung mit der Anlage der Querstraße und der
Bernwardstraße. Die nord-süd gerichtete
rechteckige Anlage, deren Fläche heute als
Grünanlage gestaltet ist, wird von einer drei-

Bemwardstraße 10, 8ff., Wohnhäuser Bernwardstraße 3-9, Wohnhäuser


Fiedelerstraße, Friedhof, Kriegerdenkmal


Cäcilienstraße 2/Fiedelerstraße 22,
Wohnhäuser, um 1904


geschossigen Randbebauung gefaßt. Leider
ist ein Großteil der Bauten im Kriege durch
Zerstörungen und in den Nachkriegsjahren
durch Umbauten stark verändert worden. Von
den relativ unverändert erhaltenen Häusern
kommt insbesondere den Eckgebäuden der
acht einmündenden Straßen hohe städtebau-
liche Bedeutung zu. Bei etwa zeitgleicher Be-
bauung in den Jahren 1904/05 entstehen hier
stilistisch und gestalterisch sehr unterschiedli-
che Objekte. So wird die Einmündung der Cä-
cilienstraße (Nr. 2) und der Fiedelerstraße (Nr.
22) auf der Nordseite des Platzes und der Zie-
gelstraße (Nr. 15) und Fiedelerstraße (Nr. 25)
auf der Südseite jeweils durch Ziegelbauten
mit renaissancistischem Dekor geprägt, wo-
bei die Häuser der Nordseite und die der Süd-
seite jeweils identisch sind. Die Eckgebäude
Cäcilienstraße 1, Fiedelerstraße 23/Bern-
wardstraße 14 und Bernwardstraße 13 sind
dagegen individuell geprägt und mit Formen
gestaltet, die sich an den Jugendstil anlehnen.
Alle Objekte wurden durch spezielle Ausbil-
dung der Ecken mit Erkern und Dacherkern,
durch Abschrägung oder durch Details (La-
deneingang Bernwardstraße 13) der beson-
deren räumlichen Situation angepaßt.
Von den, wie erwähnt, größtenteils zerstörten
Gebäuden der Platzrandbebauung seien zwei
Häuser genannt, die ihr ursprüngliches Äuße-
res bis auf wenige Änderungen erhalten konn-
ten, und die heute eine Vorstellung vom ur-
sprünglichen Aussehen des Fiedelerplatzes
geben. Querstraße 21, auf der Südseite zwi-
schen den Eckgebäuden Ziegelstraße 15 und
Fiedelerstraße 25 gelegen, ist ein dreige-
schossiger Backsteinbau, der durch helle
Putzflächen in den Obergeschossen und im
Zwerchhaus strukturiert ist. Der 1903 errichte-
te Bau steht mit seiner Fassadengestaltung
am Übergang vom Historismus zum Jugend-
stil. Der zweite Bau, Fiedelerplatz 3, auf der
Westseite des Platzes gelegen, wurde 1905
gebaut. Silistisch ähnlich wie Querstraße 21
steht hier die Materialkombination Putz, Zie-
gel und Fachwerk im Vordergrund der Gestal-
tung. Trotz Veränderung des Erdgeschosses
durch einen Ladeneinbau ist der Bau ein gutes
Beispiel für individuelle Fassadenausbildung
und dokumentiert den Anspruch an die Archi-
tektur einer repräsentativen Platzanlage vom
Anfang dieses Jahrhunderts.
Etwa zeitgleich mit der Bebauung am Fiede-
lerplatz begann auch die Aufsiedlung der Fie-
delerstraße zwischen Platz und Friedhof. Al-
lerdings entstand nach Errichtung der Häuser
Nr. 26 (1902) und Nr. 27 (1904), beide mit Fas-
saden, die Historismus mit Jugendstil verbin-
den, eine längere Pause in der Bebauung, die
erst gegen Mitte der zwanziger Jahre fortge-
setzt wurde. Zu den ersten und gleichzeitig
eindrucksvollsten Gebäuden, die danach ent-
standen, gehört das Eckhaus Fiedelerstraße
31. Der fünfgeschossige kubische Baukörper
setzt einen der herausragenden Akzente im
gesamten Wohngebiet. Durch das Vorziehen
aus der Straßenflucht der Nachbargebäude
und das stark überhöhte Dachgeschoß mit
dem weit auskragenden Kranzgesims wird die
Straßenecke besonders markiert. Während
der Dekor im Erdgeschoß noch neoklassizisti-
sche Strukturen zeigt, deuten die spitzen Fen-
sterverdachungen und der aus Tetraedern ge-

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