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Ness, Wolfgang
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 2): Stadt Hannover — Braunschweig, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.44415#0122

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der Veränderungen seine ehemalige bäuerli-
che Nutzung noch ansieht: eines der wenigen
Überbleibsel aus der dörflichen Vergangen-
heit Lindens. Der Kontrast zur Umgebung ist
beträchtlich: westlich viergeschossige Miet-
wohnhäuser, gegenüber die neuen Gebäude
der Integrierten Gesamtschule und östlich be-
nachbart die „Städt. Mittelschule“ von 1905
(Am Lindener Berg 12, heute Teil der IGS).
Dieses Gebäude entstand nach Plänen von
Georg Fröhlich als vorletzter Schulbau der in-
zwischen auf fast 58000 Einwohner ange-
wachsenen Stadt Linden. Der Baukörper glie-
dert sich in einen fünfachsigen Mittelrisalit mit
bekrönendem geschweiftem Zwerchgiebel
und flankierende vierachsige dreigeschossige
Seitenflügel unter Walmdach mit eingeschos-
sigen zurückspringenden Anbauten. Die Er-
schließung erfolgt durch zwei eulengezierte
„Portale“ (eines verändert) in den Seitenflü-
geln. Der verhältnismäßig zurückhaltende De-
kor verquickt Formen der Spätgotik/Frühre-
naissance mit Jugendstilelementen. Hinweis
auf die Bauherrschaft der Stadt Linden bietet
das Wappen in der Mitte der Brüstungszone
des zweiten Obergeschosses (Aula). Es wird
eingefaßt von dekorativen Reliefs mit Köpfen

bzw. Halbfiguren in Rankenwerk, die einen
vorlesenden bzw. unterrichtenden Lehrerzwi-
schen einem Knaben und einem Mädchen
darstellen. Der Schulkomplex wurde 1926 um
eine nördlich anschließende Turnhalle erwei-
tert. Die 1920 erfolgte Eingemeindung nach
Hannover macht das hannoversche Stadt-
wappen über dem Eingang des an der Baden-
stedter Straße 35 gelegenen, dazugehörigen
Wohnhauses deutlich. Die Pläne zu diesen
Gebäuden lieferte das Stadtbauamt unter El-
kart.
Neben der ehemaligen Mittelschule beginnt
die Bebauung aus dem späten 19. Jh. (Am
Lindener Berg 4, 6,8; An der Martinskirche 14,
14A), die den Freiraum um die St. Martins-
kirche vor allem nach Norden kulissenartig ab-
schließt. Dieser Freiraum „entstand“ erst im
Bombenhagel des Zweiten Weltkrieges; vor-
her begrenzten im Osten die kleinen Kirchhöf-
nerhäuser (vgl. Merianstich) und im Süden
zum Von-Alten-Besitz gehörende Gebäude
einen dreieckigen „Plan“, auf dem die Brau-
hof-, Alten- (verschwunden), Kirchstraße und
die Straße An der Martinskirche und Am Lin-
dener Berg zusammentrafen. Dieses histori-

sche „Plan“-Wege-System lassen die oben
genannten Häuser noch ahnen. Sie wurden
um 1895 anstelle der dörflichen Bebauung er-
richtet.
Die Gebäude Am Lindener Berg 4,6,8, stellen
mit ihrer vergleichsweise einfachen Ziegelfas-
sadengestaltung, der geschlossenen Bauwei-
se und ihren fünf Wohngeschossen (eines im
Dach) typische Beispiele der ab etwa 1890 in
Linden gebauten Mietwohnhäuser für be-
scheidene Ansprüche dar. Dieser Reihe paßt
sich das Wohnhaus Nr. 2 aus der Zeit um 1930
relativ gut an. Es steht auf dem Areal des ehe-
maligen kleinen Friedhofs von Neu-Linden.
Städtebaulich von besonderer Bedeutung ist
das Eckhaus An der Martinskirche 14 A, das
sich sehr deutlich auf den vergangenen
„Plan“ - heute auf die Straße Am Lindener
Berg - ausrichtet. Gemessen an der gegen-
überstehenden Zeile ist es ein reich durch Er-
ker und Giebel gegliederter Baukörper mit an-
spruchsvollem renaissancistischem Putzde-
kor; am Eckerker findet sich das Lindener
Stadtwappen. Auf dem Grundstück stand die
erste Lindener Schule; daneben fand sich die
alte Küsterei, die 1897 durch das neue Küster-
haus (An der Martinskirche 14) ersetzt wurde,

Niemeyerstraße, Blick zur Martinskirche Badenstedter Straße 35, Wohnhaus, 1926


Am Lindener Berg, 4, 6, 8, Wohnhäuser,
Ende 19. Jh.


An der Martinskirche 14,14a. Küsterhaus und Wohnhaus


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