Vergleich mit den in der Nähe errichteten Ar-
beiterhäusern ergibt, waren diese beiden Ge-
bäude durchaus für den gehobenen Bedarf
gedacht.
Ganz andere stilistische Einflüsse weist das
westlich von Nr. 29 1891 gebaute große Putz-
gebäude mit Sandsteingliederung auf (Da-
venstedter Straße 31). Asymmetrien durch
Anbauten, Erker und Dachausbauten geben
dem Bau den charakteristischen Umriß. Der
Dekor wurde der deutschen Architektur des
späten 16./17. Jh. abgeguckt. Ab etwa 1910
war in dem Bau das „Dörriesche Töchterinsti-
tut“ untergebracht - eine Mittelschichtsein-
richtung in einer Mittelschichtarchitektur. Das
Haus bildet optisch den südlichen Abschluß
der Beethovenstraße, deren etwas jüngere
Bebauung im übrigen deutlich mit ihm harmo-
niert (s.u.).
„Pariser Platz“
An der östlich benachbarten historischen
Kreuzung der Davenstedter- mit Kirch-/Dieck-
bornstraße entstand in Folge der Neuplanun-
gen - um den Lindener Markt mit der neuen
Achse Falken-/Egestorffstraße und auf dem
Davenstedter Straße 14, Schule, 1885/86,
Architekt F. Knust
Teichstraße 1, Wohnhaus, um 1890
Gelände des aufgegebenen Küchengartens
- 1889 der „Pariser Platz“, ein für den Städte-
bau des späten 19. Jh. exemplarisches vom
Primat des Verkehrs geprägtes Gebilde aus
sechs zusammentreffenden Straßen und Ge-
bäuden auf extrem geschnittenen Parzellen:
Zwei konventionelle Eckgebäude auf recht-
winkligen Grundstücken (Davenstedter Stra-
ße 23, Dieckbornstraße 53) stehen schmalen,
keilartig den Straßenraum teilenden Baukör-
pern auf äußerst spitzwinkligen Grundstücken
(Teichstraße 1 ,2, Egestorffstraße 18, Kirch-
straße 1) gegenüber, deren flache „wind-
schlüpfrige“ Fassaden sich auf die turmarti-
gen Ecken konzentrieren und derart die städ-
tebauliche Situation steigern.
Leider verfälscht die heutige Verkehrsführung
(Schließung der Dieckborn-, Teich-, Daven-
stedter Straße) und die „Möblierung“ des still-
gelegten Freiraums die Dynamik dieser An-
lage.
Schulen
Den anschließenden Straßenabschnitt prägt
die Anlage der heutigen Grundschule Am Lin-
dener Markt (Davenstedter Straße 14): Neben
dem Schulhof mit Bäumen und Mauer domi-
niert das auf der Südostecke des Grundstücks
stehende dreigeschossige Schulgebäude mit
roter Ziegelfassade und grünglasierten Ge-
simsen, das 1885/86 aufgrund privater Initiati-
ve nach Plänen des Lindener Maurermeisters
F. Knust auf dem ehemaligen landesherrli-
chen Jägerhof errichtet wurde. Ursprünglich
handelte es sich um eine symmetrische Drei-
flügelanlage mit Hauptfassade zur Daven-
stedter Straße; bei der Grundrißdisposition
wurde entsprechend dem Erziehungsprinzip
der Zeit auf strikte Geschlechtertrennung der
Kinder geachtet: zwei Flügel mit Klassenzim-
mern, zwei Treppenhäuser, „neutrale Zone“
im Mittelrisalit mit Lehrerzimmer, Aula usw.
Zur Anlage gehörte bereits eine freistehende
Turnhalle. Nach 1905 erfolgte die angepaßte
Erweiterung zur heutigen Größe; damit ent-
stand die breite Front zur Küchengartenstra-
ße. Mit seinen fast 100 Jahren ist der Schul-
bau, der bis auf einige Modernisierungen im
Innern und den Verlust der Dachzier keine
Veränderungen hinnehmen mußte, der zweit-
älteste mit ursprünglicher Nutzung in Hanno-
ver.
Teichstraße 2, Egestorffstraße 18, „Pariser Platz“, 1889
Eleonorenstraße 18, Schule, 1882,
Architekt H. Köhler
Davenstedter Straße 6, Wohnhaus,
1912/13, Architekt K. Conradi
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beiterhäusern ergibt, waren diese beiden Ge-
bäude durchaus für den gehobenen Bedarf
gedacht.
Ganz andere stilistische Einflüsse weist das
westlich von Nr. 29 1891 gebaute große Putz-
gebäude mit Sandsteingliederung auf (Da-
venstedter Straße 31). Asymmetrien durch
Anbauten, Erker und Dachausbauten geben
dem Bau den charakteristischen Umriß. Der
Dekor wurde der deutschen Architektur des
späten 16./17. Jh. abgeguckt. Ab etwa 1910
war in dem Bau das „Dörriesche Töchterinsti-
tut“ untergebracht - eine Mittelschichtsein-
richtung in einer Mittelschichtarchitektur. Das
Haus bildet optisch den südlichen Abschluß
der Beethovenstraße, deren etwas jüngere
Bebauung im übrigen deutlich mit ihm harmo-
niert (s.u.).
„Pariser Platz“
An der östlich benachbarten historischen
Kreuzung der Davenstedter- mit Kirch-/Dieck-
bornstraße entstand in Folge der Neuplanun-
gen - um den Lindener Markt mit der neuen
Achse Falken-/Egestorffstraße und auf dem
Davenstedter Straße 14, Schule, 1885/86,
Architekt F. Knust
Teichstraße 1, Wohnhaus, um 1890
Gelände des aufgegebenen Küchengartens
- 1889 der „Pariser Platz“, ein für den Städte-
bau des späten 19. Jh. exemplarisches vom
Primat des Verkehrs geprägtes Gebilde aus
sechs zusammentreffenden Straßen und Ge-
bäuden auf extrem geschnittenen Parzellen:
Zwei konventionelle Eckgebäude auf recht-
winkligen Grundstücken (Davenstedter Stra-
ße 23, Dieckbornstraße 53) stehen schmalen,
keilartig den Straßenraum teilenden Baukör-
pern auf äußerst spitzwinkligen Grundstücken
(Teichstraße 1 ,2, Egestorffstraße 18, Kirch-
straße 1) gegenüber, deren flache „wind-
schlüpfrige“ Fassaden sich auf die turmarti-
gen Ecken konzentrieren und derart die städ-
tebauliche Situation steigern.
Leider verfälscht die heutige Verkehrsführung
(Schließung der Dieckborn-, Teich-, Daven-
stedter Straße) und die „Möblierung“ des still-
gelegten Freiraums die Dynamik dieser An-
lage.
Schulen
Den anschließenden Straßenabschnitt prägt
die Anlage der heutigen Grundschule Am Lin-
dener Markt (Davenstedter Straße 14): Neben
dem Schulhof mit Bäumen und Mauer domi-
niert das auf der Südostecke des Grundstücks
stehende dreigeschossige Schulgebäude mit
roter Ziegelfassade und grünglasierten Ge-
simsen, das 1885/86 aufgrund privater Initiati-
ve nach Plänen des Lindener Maurermeisters
F. Knust auf dem ehemaligen landesherrli-
chen Jägerhof errichtet wurde. Ursprünglich
handelte es sich um eine symmetrische Drei-
flügelanlage mit Hauptfassade zur Daven-
stedter Straße; bei der Grundrißdisposition
wurde entsprechend dem Erziehungsprinzip
der Zeit auf strikte Geschlechtertrennung der
Kinder geachtet: zwei Flügel mit Klassenzim-
mern, zwei Treppenhäuser, „neutrale Zone“
im Mittelrisalit mit Lehrerzimmer, Aula usw.
Zur Anlage gehörte bereits eine freistehende
Turnhalle. Nach 1905 erfolgte die angepaßte
Erweiterung zur heutigen Größe; damit ent-
stand die breite Front zur Küchengartenstra-
ße. Mit seinen fast 100 Jahren ist der Schul-
bau, der bis auf einige Modernisierungen im
Innern und den Verlust der Dachzier keine
Veränderungen hinnehmen mußte, der zweit-
älteste mit ursprünglicher Nutzung in Hanno-
ver.
Teichstraße 2, Egestorffstraße 18, „Pariser Platz“, 1889
Eleonorenstraße 18, Schule, 1882,
Architekt H. Köhler
Davenstedter Straße 6, Wohnhaus,
1912/13, Architekt K. Conradi
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